Love, Rosie - Für immer vielleicht (2014)

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Eine Liebe auf Um- und Abwegen

Man bekommt ja nicht allzu häufig eine internationale Produktion eines deutschen Studios — in diesem Fall Constantin Film — zu sehen. Umso größer das Interesse (und das leise Argwöhnen), ob man mit dem internationalen Standard mithalten kann. Zum Glück muss man sich bei Love, Rosie — Für immer vielleicht darum keine Sorgen machen. Sowohl auf technischer als auch auf ästhetischer Ebene hat der deutsche Regisseur Christian Ditter (Vorstadtkrokodile, Wickie auf großer Fahrt) einen Film hingelegt, der nicht von amerikanischen oder britischen Produktionen seines Genres zu unterscheiden ist.

Was sein Genre ist? Eine romantische Tragikomödie, das lässt bereits der Titel vermuten. Und da man die Hauptrollen mit Lilly Collins (Tochter von Phil Collins, Modell und Schauspielerin) und Sam Claflin (The Riot Club, Die Tribute von Panem — Catching Fire) besetzt hat, ist auch sofort klar, dass dieser Film vor allem auf ein junges Publikum abzielt. Damit schwimmt er auch im Fahrwasser von Das Schicksal ist ein mieser Verräter und Wenn ich bleibe – allesamt Filme, die sich einer eher melodramatischen Liebe junger Menschen verschrieben haben. Und genau hier liegt auch das Problem.

Rosie (Lilly Collins) und Alex (Sam Claflin) sind Freunde, seitdem sie zusammen im Kindergarten waren. Am Ende ihrer Schulzeit entscheiden sich beide dazu, zusammen in die USA nach Boston zu gehen. Alex will in Harvard Medizin studieren, Rosie hingegen soll an der Boston University Hotel Management studieren und damit in die Fußstapfen ihres Vaters treten. Der hat es „nur“ bis zum Concierge geschafft und wünscht sich, dass seine Tochter eines Tages ihr eigenes Hotel eröffnen kann. Kurz vor dem Abschluss bemerken Rosie und Alex, dass ihre Freundschaft ein wenig romantisch wird, beide bekommen kalte Füße und widmen sich anderen Menschen. Ein folgenschwerer Fehler für Rosie, denn sie wird versehentlich schwanger. Während Alex also nach Boston geht und seine Karriere beginnt, bleibt Rosie in England sitzen und ist alleinerziehende Mutter, die nebenbei in einem Hotel als Zimmermädchen arbeitet. Sie verheimlicht ihre Schwangerschaft vor Alex, um ihn nicht auf seinem Weg nach oben aufzuhalten. Doch das Geheimnis lässt sich freilich nicht für immer verbergen. Die Jahre vergehen und beide haben hier und da Beziehungen und Affären, die zeitlich immer so liegen, dass beide sich nicht eingestehen können, dass sie den jeweils Anderen lieben, um diesen nicht in ein Dilemma zu bringen. Alex hat eine Reihe blonder Modellfreundinnen, Rosie ist eher die brave Mutter, die sich für ihr Kind aufopfert. Die große Frage des Filmes ist also: Werden die beiden zusammenfinden?

Meine große Frage an den Film ist allerdings eine ganz andere: An welchem Punkt genau sind die Macher in die 1950er Jahre zurückgerutscht? Die Aussagen, die im Namen der tragischen Romantik getroffen werden, sind so haarsträubend und unfassbar, dass es nicht auszuhalten ist. Bedenkt man dann, dass dieser Film auf junge Menschen abzielt, bleibt vor allem Fassungslosigkeit. Doch versuchen wir einmal diese zu kanalisieren und konstruktiv mit dem, was einem vorgesetzt wurde, umzugehen. Folgende Aussagen werden in diesem Film getroffen (Achtung, Spoiler!):

1) Eine junge Frau, die schwanger wird, beendet damit sofort und unwiderruflich jede Möglichkeit auf eine Karriere. Es ist also laut dieses Filmes nicht möglich, dass Rosie in Teilzeit oder mit Hilfe von Kinderkrippen oder ihren Eltern oder in der Abendschule oder im Fernstudium ein Studium absolvieren kann. Nein, sie wird vielmehr Zimmermädchen.

2) Platonische Freundschaften zwischen Männern und Frauen gibt es nicht.

3) Eine Frau kann ihrem besten männlichen Freund aus Kindertagen nicht erzählen, dass sie ein Kind bekommt, denn sie will ihn „nicht abhalten“ Karriere zu machen.

4) Es ist völlig legitim, dass der eigentliche Kindsvater nicht einbezogen wird. Weder als Vater, noch als finanzieller Unterstützer.

5) Frauen heiraten Männer, weil sie „endlich zu jemandem gehören wollen“. Auch wenn der ein Alkoholproblem und zahlreiche Affären hat, ist das noch immer besser, als eine Singlefrau zu sein. Und das Kind braucht ja schließlich ein Vorbild…

6) Männer sind nicht in der Lage, gute Beziehungen zu führen. Entweder sie betrügen oder sie können ihre wahren Gefühle nicht kommunizieren. Und vor allem Alex kann einfach nicht anders, als sich immer nur mit blonden Models einzulassen.

7) Blonde, dünn aussehende Frauen sind per se Sexsymbole und per Definition ein bisschen dumm.

8) Wenn man als Frau demütig genug ist und sich jahrelang für andere aufopfert, kommt irgendwann ein Prinz und erlöst sie durch Heirat.

Das ist es also, was dieser Film zu sagen hat? Zu einem jungen Publikum? Hier ist das Kino eindeutig keine Innovations-, sondern nur eine Zeitmaschine – und zwar zurück in die 1950er Jahre. Schade. Und gefährlich noch dazu, denn solchen romantisch verklärten Filmen wird nur allzu gern durchgehen gelassen, dass der Inhalt und dessen Aussagen nicht die allerschlausten sind. Love, Rosie — Für immer vielleicht allerdings ist nicht zum durchwinken, weil ein bisschen einfältig. Love, Rosie ist fahrlässig, erzürnenswert und weit davon entfernt, dass seine „Message“ durch Liebe, Romantik und „es ist doch nur ein Film“ verklärt werden sollte.
 

Love, Rosie - Für immer vielleicht (2014)

Man bekommt ja nicht allzu häufig eine internationale Produktion eines deutschen Studios — in diesem Fall Constantin Film — zu sehen. Umso größer das Interesse (und das leise Argwöhnen), ob man mit dem internationalen Standard mithalten kann. Zum Glück muss man sich bei „Love, Rosie — Für immer vielleicht“ darum keine Sorgen machen. Sowohl auf technischer als auch auf ästhetischer Ebene hat der deutsche Regisseur Christian Ditter („Vorstadtkrokodile“, „Wickie auf großer Fahrt“) einen Film hingelegt, der nicht von amerikanischen oder britischen Produktionen seines Genres zu unterscheiden ist.

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Meinungen

xxx · 24.10.2014

Die Filmkritik finde ich persönlich sehr fragwürdig. Natülich leben wir in Zeiten der Emanzipation. Frauen können führende Positonen einnehmen und doch werden Frauen sehr offt schlechter als Männer bezahlt. Warum sollte das eine das andere ausschließen? Oft schaffen junge schwangere Frauen tatsächlich ihre Ausbildung/Studium etc. nicht. Das nennt man keine Zeitmaschine, sondern Realität. Ich bezweifle sehr, dass die Filmemacher, die oben beschriebene Botschaft übermitteln wollten.