Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger (2012)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Auf schwankendem Boot zu optischen Wunderwelten

Am gleichnamigen, 2002 mit dem Booker Prize ausgezeichneten Roman des Kanadiers Yann Martel schieden sich die Geister. Die Geschichte eines indischen Jugendlichen, der 227 Tage auf einem Rettungsboot im Pazifik treibt und zwar in Gesellschaft eines bengalischen Tigers, erfuhr viel Lob als spannendes und lebensbejahendes Abenteuer vor spirituellem Hintergrund. Aber nicht jeder konnte sich mit dem ehrgeizigen Ineinandergreifen von erzählerischer Fantasie und Überlebensdrama anfreunden. Regisseur Ang Lee, der schon mit Sinn und Sinnlichkeit, Tiger & Dragon oder Brokeback Mountain Interesse an den unterschiedlichsten Filmstoffen bewies, begriff den Roman als Herausforderung: „In vielerlei Hinsicht geht es um die Kostbarkeit des Erzählens und darum, Geschichten weiterzugeben.“

Lee verwendet das Jugendabenteuer in ähnlicher Weise wie es Martin Scorsese mit Hugo Cabret getan hat, als die Spiellust fördernde Vorlage für Erkundungen in den neuen Gefilden des digitalen und 3-D-Mediums. Mit der Übersetzung in fantastische Bilder entspricht die Filmversion von „Life of Pi“ dem Zwittercharakter von Martels Geschichte zwischen physischer Ausnahmesituation und geistig-emotionaler Fülle. Ohne die Anwesenheit des Tigers mit Namen Richard Parker im Rettungsboot hätte die Odyssee des 17-jährigen Pi Patel (Suraj Sharma) wohl die eintönige Trostlosigkeit anderer Survivalgeschichten ausgestrahlt. Aber Pi, der in ständiger Angst leben muss, vom Tiger angegriffen zu werden, sieht darin schließlich sogar ein lebensrettendes Element. Zu Wachsamkeit gezwungen, kann er sich nicht unmerklich, schleichend aufgeben. Er muss sich ein kleines Floß aus Schwimmwesten basteln als Rückzugsmöglichkeit vor dem Tiger, für das hungrige Tier Fische fangen und es sogar mühevoll mit Trillerpfeife und gezielter Provokation von Seekrankheit dressieren, um sich den Zugang zu einer Bootshälfte zu sichern.

Schon die ersten Bilder in Pis indischer Heimat Pondicherry, unterlegt mit sanftem Folkloregesang, stimmen auf einen Erzählstil unschuldiger Verklärung ein. Zebras, Raubkatzen, Elefanten, exotische Vögel tummeln sich im Zoo, den der Vater des Jungen betreibt. Pi (als Kind: Ayush Tandon) wächst behütet in einer Familie auf, die sogar seine religiösen Eskapaden toleriert, nämlich dass der Junge allen Ernstes sowohl praktizierender Hindu, als auch Christ und Moslem zugleich sein will. Ende der 1970er Jahre beschließt die Familie, nach Kanada auszuwandern und geht mit einem Teil der Tiere an Bord eines japanischen Frachters. Wie im Roman, umschließt auch im Film eine Rahmenhandlung das Geschehen: Viele Jahre später bekommt der längst erwachsene Pi (Irrfan Khan) Besuch von einem Schriftsteller (Rafe Spall), dem er seine Geschichte erzählt.

Als der Frachter sinkt, kennt man schon etliche skurrile, komische und wundersame Anekdoten aus Pis Leben, von der merkwürdigen Wahl seines Vornamens bis zu der nachdrücklichen Lektion seines Vaters, dass ein Tiger niemals ein Freund des Menschen wird. In den Wirren der Sturmnacht fällt ein Zebra aus dem Schiff zu Pi in das Rettungsboot und ohne dass er es verhindern kann, erobert es kurzerhand auch der aus den Fluten aufgetauchte Richard Parker. Der Tiger verschwindet zunächst unter der Plane des Bootes, von wo auch eine Hyäne auftaucht. Ein Orang-Utan kann sich zwar ebenfalls auf das Boot retten, doch dann attackiert die Hyäne und schließlich der Tiger, der als einziges Tier übrigbleibt.

Die visuelle Gestaltung verbindet Realitätsnähe in Form von Dreharbeiten in Indien und einem riesigen Wassertank mit einer täuschend echt aussehenden Tigerfigur, die am Computer erschaffen wurde. Die 3-D-Aufnahmen bringen Dinge aus den Tiefen des Raumes glasklar heran. Das Wasser erhält eine einladend durchlässige, bis zur Unsichtbarkeit wandlungsfähige Textur. Allmählich gesellen sich künstlich wirkende Kompositionen hinzu, die das Wunder nicht in der Natur suchen, sondern in der Vorstellungskraft. Martels Geschichte vertraute ja die schwimmende Kontur der Wirklichkeit dem auch nach innen gerichteten Auge ihres Betrachters Pi an. Ang Lee zeigt, wie verführerisch die Möglichkeiten des Mediums Film geworden sind, objektive Wahrnehmung und subjektive Bildwelten zu vermischen.
 

Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger (2012)

Am gleichnamigen, 2002 mit dem Booker Prize ausgezeichneten Roman des Kanadiers Yann Martel schieden sich die Geister. Die Geschichte eines indischen Jugendlichen, der 227 Tage auf einem Rettungsboot im Pazifik treibt und zwar in Gesellschaft eines bengalischen Tigers, erfuhr viel Lob als spannendes und lebensbejahendes Abenteuer vor spirituellem Hintergrund. Aber nicht jeder konnte sich mit dem ehrgeizigen Ineinandergreifen von erzählerischer Fantasie und Überlebensdrama anfreunden.

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Meinungen

Ingrid Schmidt · 25.05.2013

Hallo;) ich wi auch in den Film gehen. Der soll ja ganz gut sein.

benjamin · 10.02.2013

geiler film

Die Checker · 03.02.2013

Dieser Film ist nicht für kinder gedacht es sollten nur 30+ Leute kommen

bester angie · 22.01.2013

unglaublicher film mit übersinnlich schönen bildern
ein film über die liebe zum glauben zum leben und zu der schöpfung
über toleranz gegenüber allem was auf der welt existiert
so einen film habe ich noch nie gesehen und ich verstehe nicht wie es möglich ist innere seelenzustände und bilder auf diese art zu verknüpfen
unbedingt ansehen

Daniela · 16.01.2013

denke, dass er roman ein guter stoff ist, in dem mit vielen sinnbildern gearbeitet wird, die sich wohl im kopf besser ausrollen lassen, als auf einer leinwand..
die geschichte als solche, die sache mit den tieren, die für die menschen stehen und v.a. der kampf pi´s mit dem tiger respektive mit sich selbst, sind sehr schöne metaphern! es artete aber zu sehr in kitsch und unglaubwürdigkeit aus, zumal sich die auflösung des ganzen ja erst zum schluss zeigt.. der hauptdarsteller selbst ist zwar hübsch anzusehen ;-), aber so manche emotion hab ich ihm an der einen od anderen stelle nicht wirklich abgekauft.. und was die 3d-effekte angeht: sie wirkten sehr oft wie vorgeschobene, an alte teleramas erinnernde 2d-kulissen. ich frage mich sowieso, wieso musste es überhaupt 3d sein?? reichen bei so einem bombastischen film nicht eh schon die bilder? und für den schluss noch eine ganz simple interpretation: pi könnte dem jungen, bisher eher erfolglosen autor die geschichte auch einfach erzählt haben, damit dieser endlich zu einem guten stoff kommt! :)
alles in allem kein muss, aber eine ganz nette unterhaltung.

Wolfgang Groth · 13.01.2013

ch war total begeistert von dem zweistündigen Farbenrausch in der Dritten Dimension: Bilder von unglaublicher Schönheit, die nicht nur den total im Computer generierten, lebensecht wirkenden Tiger betreffen, sondern auch Naturereignisse auf dem Meer mit Sturm, spiegelglatten Flauten, fluoreszierendem Plankton und phosphoriszierenden Walen in tropischer Nacht - schöner als mancher Traum es möglich macht...wobei die 3D-Animation nicht nur die Lebensechtheit der digitalen Tiere bewirkt, sondern auch real so nie geschaute Naturwunder (Blitze, Sturm, Wolken, Seenspiegeleien etc.) wie die Wirklichkeit "gottähnlich" kreiert. Dazu das lesenswerte Interview der WELT mit Regisseur Ang Lee. Neben der philosophischen Glaubensfrage stellt sich mir aber eine ganz pragmatisch-biologistische: Wenn man vom Aussterben bedrohte Tiere (hier Tiger & Orang Utan) so genial im PC "herstellen" kann, wozu sie dann im realen Leben schützen? Digital geboren tun sie genau das, was deren Schöpfer wollen - die Natur (das Leben?) wird ersetzt durch virtuelle Techniken und Bilder.
Wie allmählich offenbar unser gesamtes Leben immer mehr durch digitalisierte Medien bestimmt wird, die uns eine andere, virtuelle Wirklichkeit vorspiegeln als die der real draußen drohenden Natur. Aber die zerstören wir ja eh durch unser fehlendes Umweltbewußtsein ...
Wildlife wird so immer mehr als Vorlage für "risikoarme" Abbilder von Geschichten aus einer ehemals wilden, aber lebendigen Welt benutzt, die dann kommentarlos verschwinden kann...virtuelles Leben ist eben hygienischer, gefahrloser und vor allem ökonomisch besser nutzbar als das "dirty life outside".

aus Haunswies · 06.01.2013

Schöner, sehenswerter Film, beeindruckende Bilder bzw. Tiefe durch 3D. Mitreißende Geschichte, teils zum Nachdenken anregend, teils nett, teils traurig.

Ashley Miller · 06.01.2013

Ich finde den Film wirklich großartig! großartige 3D Effekte, tolle Schauspieler, echt SEHENWERTER FILM♥

Sofia N. · 04.01.2013

Der Film ist richtig gut!! Ich kann ihn nur empfehlen.
Super Qualität und coole 3D Effekte...

Karina M. · 03.01.2013

der film ist total klasse, so viel ich gelesen habe, möchte mit der gesamten klasse dorthin und es anschauehen, aber nicht alle sind 12 :(( könnt ihr es bitte ab 10 oder 11 oder so machen?? Dann bekommt ihr 30 leute gleich rein =)

Dieter Carl · 02.01.2013

Absolut überflüssiger schlechter Film. Die Stereo - und 3 - D Effekte ändern nichts daran, sowas gab es schon in
den 50.-ger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in grün - weiss. Die Verhaltensweisen von Menschen und Tieren sind unglaubhaft dargestellt,
auch die ganze Philosophie die dahinter stehen soll, überzeugt nicht. Als Brillenträger habe ich die Hälfte des Films
ohne Stereo - Brille gesehen, weil mir die Augen getränt haben.
Hat die Kino - Industrie nichts anderes im Kopf, als Publikum mit aufgebauschten Kritiken in ihre Spielstätten
zu locken?
So schnell komme ich nicht mehr ins Kino, und möchten die Werbetrrommeln noch so laut sein.
Mfg Dieter Carl

Raubkatze · 02.01.2013

wolfgang (wolf vs.tiger) also so wie du den film bewertest, muss der film total öde sein. auch wenn du in als sehr intellektuell darstellst, fehlt dennoch der reiz, so wie du ihn beschreibst mir den film anzuschauen. mag sein das du vielleicht gar nicht so unrecht hast und dschungelbuch rekorde in den kinos gemacht hat, aber ich vermute, dass hier hauptsächlich die zwei protagonisten eine wunderbare beziehung zueinander entwickeln werden und diese viel zeit miteinander verbringen werden laut trailer der mir diesen eindruck auch vermittelt hat.

Wolfgang S. · 01.01.2013

Wer hier einen abenteurlichen Film im Stile althergebrachter Hollywoodmanier á la "Dschungelbuch" ect erwartet, wird enttäuscht werden.
Eigentlich handelt es sich um eine sehr gute visuelle Umsetzung fast schon "religionsophilosophischen" Denkens. Doch keine Panik. Öde intellektuell anbiedernd ist der Film keinesfalls sondern voller Bildkraft und Symbolik, die bei jedem auf ihre Art wirkt und verstanden wird. Ästhetische Bilder in 3D, eben "tiefenwirksam", erzählen spannend und fesselnd die Reise des "Schiffbrüchigen" über den unbekannten Ozean und dessen dunklen Tiefen, die zugleich faszinieren, gemeinsam mit einem Raubtier, einem Tiger, dessen ungebändigte Kraft und Stärke ihn ständig bedroht, die ihn jedoch zugleich amLeben erhält. Ein starker Film! 3D nicht nur für die Augen, sondern auch für das Herz und das Gehirn! Bewegend ...