Life in a Day (2011)

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Ein Tag überall

Das Konzept, so Regisseur Kevin Macdonald, sei eine filmische Revolution. Die gesamte globale Community soll an einem Tag, dem 24. Juli 2010, ein Video von sich drehen und dabei drei simple Fragen beantworten: „Was hast du gerade in deinen Hosentaschen?“, „Was liebst du?“ und „Wovor hast du Angst?“ und den Film dann auf YouTube hochladen. Das Ergebnis in Zahlen liest sich wie folgt: 80.000 Videos, über 4.500 Stunden Material und Beteiligte aus 197 Nationen dieser Erde von Alaska bis Zambia.

Aus diesem unglaublichen Fundus an Videotagebüchern hat Macdonald nun einen knapp 90-minütigen Film zusammengestellt. Das Ergebnis ist eine Dokumentation, die einen Einblick in das alltägliche Leben auf dieser Welt gibt, so wie man ihn noch gesehen hat. Macdonald teilt das Material in Zusammenreihungen von Ritualen wie aufstehen, frühstücken, lachen, lieben und andere Banalitäten unseres Alltags. Redundant wirkt das nicht, vielmehr verschafft es ein warmes Gefühl von Zusammengehörigkeit, das die Unterschiede, um die tagtäglich gekämpft und gestritten wird, albern wirken lässt. Hin und wieder gibt es auch inhaltliche oder ästhetische Verknüpfungen, die gern auch gegenläufig sind und einen gewissen globalen Humor erzeugen. Vor allem die Antworten auf die drei simplen Fragen zeigen doch ganz deutlich den Unterschied zwischen der so genannten ersten und zweiten Welt auf. Während eine Japanerin massenweise technische Geräte aus ihrer Handtasche holt, zeigt ein Mann irgendwo im Mittleren Osten seine leeren Taschen und seine hungrigen Kinder. So vermögen die verschiedenen Schnipsel bedingt und meist assoziativ mit einander zu kommunizieren und sich zu verknüpfen. Das gelingt jedoch nicht immer. Ab und an rutscht der Film in romantisierte Banalitäten ab. Das Leben ist eben doch manchmal ganz langweilig und normal, wie auch eine Amerikanerin in der letzten Einstellung erzählt. Ihr war den ganzen Tag lang nichts passiert, dass sie hätte filmen können. Wünschenswert wäre gewesen, wenn die einzelnen Filmelemente auch geographisch verortet worden wären.

Mit dem Projekt hat übrigens auch YouTube bzw. Google seinen ersten Schritt ins Kino- und TV Geschäft getan. Doch leider bleibt von der YouTube-Ästhetik eher wenig übrig. So richtig getraut hat man den Kameralaien scheinbar nicht. Es gibt mehrere Einzelporträts von Schicksalen und Menschen, die zu großen Teilen eindeutig von Profis gedreht worden sind. Auffällig auch, dass Lebensformen jenseits des Mainstream kaumvorhanden sind: queere Menschen, Alte, Transgender, Behinderte — sie haben keinen Einzug gefunden.

Trotz dieser Makel ist Life in a Day ein erstaunliches Projekt, das definitiv seine Berechtigung als weltweite Dokumentation hat. Auf emotionaler Ebene wird dieser Film auf jeden Fall noch eine Weile nachwirken.
 

Life in a Day (2011)

Das Konzept, so Regisseur Kevin Macdonald, sei eine filmische Revolution. Die gesamte globale Community soll an einem Tag, dem 24. Juli 2010, ein Video von sich drehen und dabei drei simple Fragen beantworten: „Was hast du gerade in deinen Hosentaschen?“, „Was liebst du?“ und „Wovor hast du Angst?“ und den Film dann auf YouTube hochladen. Das Ergebnis in Zahlen liest sich wie folgt: 80.000 Videos, über 4.500 Stunden Material und Beteiligte aus 197 Nationen dieser Erde von Alaska bis Zambia.

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