Let`s Make Money

Eine Filmkritik von Kathleen Wächter

Auf der Spur des Geldes

Let’s Make Money ist Erwin Wagenhofers dokumentarische Kritik am internationalen Finanzsystem, das die Vermehrung von Kapital zum vermeintlich obersten Gebot erklärt hat. Mit seinem zweiten Dokumentarfilm setzt der österreichische Filmemacher seine Globalisierungskritik fort, die er mit We Feed the World – Essen Global begann.
Wohin fließen die Abermilliarden, die wir unseren Banken und Versicherung zur Anlage anvertrauen? Wie vermehrt sich unser Geld? Wagenhofer hat sich aufgemacht, diese Fragen zu beantworten und blickt in die wirren Kanäle des globalen Finanzsystems. Vorbei am Finanzzentrum London führt ihn seine investigative Reise über den afrikanischen Kontinent, nach Indien, zurück in die Berge der Schweiz und an die Costa del Sol.

Überall auf dem Globus arbeiten Menschen in gut sitzenden Anzügen daran, Kapital zu mehren. Auftraggeber sind Geldinstitute; Banken und Versicherungen, und damit in letzter Instanz wir selbst. Dass unser Geld nicht dazu genutzt wird, das Wohl der Menschheit zu steigern, zeigt Wagenhofers Film sehr schnell. Er lässt Akteure zu Wort kommen, die an den Schalthebeln der globalen Finanzindustrie sitzen, die uns Einblicke in ihre Arbeit geben: Da erklärt ein Wirtschaftskiller, wie im Auftrag der Weltbank Dritte-Welt-Staaten finanziell ruiniert und so politisch gefügig gemacht werden. In der Investoren-Welt werden diese Abhängigkeitssysteme verschönt als emerging markets bezeichnet — aufstrebende Märkte. Wenn noch Blut auf den Straßen dieser Märkte liegt, erklärt der Investor Guru Mark Mobius, dann ist der Zeitpunkt für Investitionen besonders günstig. Und so sieht der Zuschauer auf der Reise des Geldes, wie die Realität fiskaler Begriffe wie Deregulierung und Freihandel zum Beispiel auf den Baumwollfeldern in Burkino Faso aussieht. Subsumiert wird die Perversion dieser Maschinerie in einzelnen Bildern. Übermächtig ragt ein riesiges Billboard mit der Aufforderung „join the millionaires club today“ über den Wellblech-Dächern eines indischen Slums hervor.

Wagenhofer weiß zu polarisieren. In verschiedenen Kapiteln zeigt er die Mächtigen, die Ärmsten und als moralisches Sprachrohr dazwischen fungiert der Träger des alternativen Nobelpreises Hermann Scheer. Doch schafft es der Filmemacher auch geschickt, das Thema wieder in unser Wohnzimmer zurückzuholen: der Kampf um die Rentabilitätssteigerung wird auch vor unserer Haustür ausgetragen. Absurde Privatisierungsdeals unserer Städte und auch die spanische Immobilienblase legen dafür Zeugnis ab. Hier wird die letzte soziale Errungenschaft, das letzte Fleckchen grüne Erde an die Profitgier verhökert. Fassungslos sitzt man dieser gewaltigen Welle an Informationen und Bildern gegenüber während die ungemütliche Erkenntnis darüber wächst, dass man vom Moment der eigenen Konto-Eröffnung zum Komplizen in diesem globalen Ausbeutungskampf wird.

Mit Let’s Make Money ist dem Österreicher ein beängstigender Dokumenatarfilm gelungen. Zusammen mit seinem Vorgänger reiht er sich in ein Doku-Genre ein, das die Auseinandersetzung sucht über die gesellschaftliche Rolle und die Funktion der Wirtschaft in unserer globalisierten Welt. Let’s Make Money ist in diesem Sinne nicht neu. Doch gibt der Film weitere Einblicke in die Komplexität der Globalisierung und zeigt, ähnlich wie beispielsweise Darwin’s Nightmare (Sauper, 2005) oder The Corporation (Achbar/Abbot, 2004) dass der schöne Schein unserer Zeit von einer ziemlich unangenehmen Wahrheit umgeben ist. Dem Zuschauer gibt Let’s Make Money eine gehörige Portion Denkmaterial auf den Weg. Ein sehenswerter und wichtiger Film.

Let`s Make Money

Let’s Make Money ist Erwin Wagenhofers dokumentarische Kritik am internationalen Finanzsystem, das die Vermehrung von Kapital zum vermeintlich obersten Gebot erklärt hat.
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Meinungen

Ortwin Musall · 23.12.2008

Eine Frage zu einer Stelle im Film "Let´s make money": Ich erinnere nicht mehr die 4 Vorhaben (Schritte) der sogenannten Pullmann-Society kurz nach Kriegsende. Da ging es um die geplante Unterordnung der Welt unter das Kapital.
Kann mir jemand diese Schritte noch einmal aufzählen?

S. · 09.12.2008

Danke für den Hinweis! Habe dadurch meinen Text vom 08.11. jetzt selber wiedergefunden.

Außerdem freut es mich sehr, auf diesem Wege Leute kennenzulernen, die sich auch gerne für Verychwörungstheorien interessieren.

@Schaupeter · 09.12.2008

Ihr Kommentar wurde nicht entfernt - einfach mal ein bißchen genauer gucken und nicht gleich Verychwörungstheorien spinnen.

Schaupeter · 08.12.2008

Mein Kommentar zum Film "Let‘s Make Money" war offenbar leider entfernt worden; warum und von wem wohl? (siehe auch Kommentar "linksWähler am 10.11.2008")

Linke als Erfüllungsgehilfen des Neoliberalismus: Let's Make Money

Was in dem Film "Let's Make Money" zuunrecht ganz unerwähnt bleibt, ist die Tatsache, daß der wissenschaftliche Neoliberalismus seine theoretischen Entwürfe allein nur unter der Mithilfe von Linken in politische Praxis hatte umsetzen können. Und solange eine Untersuchung über die Gründe für diese, auch gegenwärtig immer noch anhaltende Mithilfe wegen des Unwillens linker Theoretiker zur Selbstkritik weiterhin verhindert wird, bleibt solch eine Kritik am weltweiten Krisen- und Ausbeutungssystem, wie sie im Film mit Unterstützung von Rügemer, Huffschmid und Scheer vorgetragen wird, unglaubwürdig und daher unwirksam.

Ein argumentativer Ansatz zu solch einer Untersuchung über die Gründe linker Mittäterschaft wird in dem Aufsatz "Die Linke und ihr Problem mit der Abwicklung des Sozialstaats" unter der folgenden Adresse u.a. auch angeboten:

http://www.linkezeitung.de /cms/index.php? option=com_ content&task= view&id=1487&Itemid=130

Für mich wäre es interessant zu erfahren, ob auch Erwin Wagenhofer von dieser Anmerkung Kenntnis bekommen wird, ob er diesen von mir genannten Sachverhalt bereits vorher gekannt hatte und warum er ihn im Film unberücksichtigt ließ.

Insofern hätte ich auch ganz gern seine persönliche email-Anschrift, um ihn dies alles selber fragen zu können.

Peter Pan · 06.12.2008

Weg mit den verdammten Turbokapitalismus und hin zu einer sozialeren Marktwirtschaft!
Und Rückkehr privatisierter, ehemaliger staatlicher Firmen, zum Staat.
Alle relevanten Unternehmen müssen! unter der Kontrolle der Regierung bzw. des Steuerzahlers bleiben.
Angefangen von Energieversorger, Bahn, Post über öffentlichen Nahverkehr bis hin zu den Versorgungsbetrieben.
Privatisierung bedeutet "berauben" von "privado", damit wird der ehrliche Steuerzahler, dasa Volk, seines Volkseigentums durch Investoren, Hedgefonds und Banken beraubt.

Stefan · 16.11.2008

Sehr guter Film der einem "die Augen öffnet" für die Verpflechtung der interantionalen Finanzmärkte und wer eigentlich davon profitiert. Die Bilder aus Indien und aus dem Steinbruch in Burkina Faso sind "sehr bedrückend", beschäftigen einen nachhaltig. Was bleibt: So kann es nicht weitergehen, wir müssen unser Wirtschaftssystem, ja unseren Lebensstil ändern. Allein der Preis darf nicht mehr entscheiden. Wir brauchen eine internationale Finanzarchitektur mit klaren sozialen und ökologischen Standards. Produkte, die diesen Kriterien nicht unterliegen, dürfen nicht mehr importiert werden. Gerechte Löhne in den "Entwicklungsländern", hohe Steuern auf Energieverbrauch und nicht zuletzt das Abschaffen dieser unsinnigen Steueroasen ist das Gebot der Stunde. Wir brauchen endlich eine Steuer auf die internationalen, zwischenstaatlichen Finanztransaktionen ("Tobin-Steuer"), womit z.B. Sozialsysteme in "Entwicklungsländern" und eine Verbesserung er Umweltsituation dort finanziert wird.

peterpan · 12.11.2008

Sehr gute Doku, allerdings denkt man danach man ist im falschen Film. Mein Konto hab ich bei der Citibank gekündigt und bin jetzt bei der GLS Bank. Der Film hat als etwas bewirkt, einige Dinge hauen einen echt von den Socken im Film...

linksWähler · 10.11.2008

Kommentar zum Beitrag von @ Gast vom 08.11.08.
Ihren Beitrag gegen die "Linken" allgemein und indirekt als Partei, entnehme ich das Sie mal überhaupt nichts verstanden haben.
Oder bewusst den Film von Wagenhöfer hier unwahr und schlecht erscheinen lassen. Was mich wiederum zu der Annahme verleitet, das Sie selber zu denjenigen gehören die, die z.T. das jetzige Desaster zu verantworten haben.

Volkmar · 09.11.2008

Ein Film der sehr deutlich gemacht hat, daß wir was tun sollen. Mir fehlten ein paar hoffnungsvolle Elemente, die es ja im Leben gibt.
Wir haben Netzwerke und liebende Menschen auf diesem Planeten.
Bleibt Aufmerksam und denkt daran, daß alle Lebewesen glücklich sein wollen.

· 08.11.2008

Linke als Erfüllungsgehilfen des Neoliberalismus: Let's Make Money

Was in dem Film "Let's Make Money" zuunrecht ganz unerwähnt bleibt, ist die Tatsache, daß der wissenschaftliche Neoliberalismus seine theoretischen Entwürfe allein nur unter der Mithilfe von Linken in politische Praxis hatte umsetzen können. Und solange eine Untersuchung über die Gründe für diese, auch gegenwärtig immer noch anhaltende Mithilfe wegen des Unwillens linker Theoretiker zur Selbstkritik weiterhin verhindert wird, bleibt solch eine Kritik am weltweiten Krisen- und Ausbeutungssystem, wie sie im Film mit Unterstützung von Rügemer, Huffschmid und Scheer vorgetragen wird, unglaubwürdig und daher unwirksam.

Ein argumentativer Ansatz zu solch einer Untersuchung über die Gründe linker Mittäterschaft wird in dem Aufsatz "Die Linke und ihr Problem mit der Abwicklung des Sozialstaats" unter der folgenden Adresse u.a. auch angeboten:

http://www.linkezeitung.de/cms/ index.php?option=com_content&task=view&id= 1487&Itemid=130

Für mich wäre es interessant zu erfahren, ob auch Erwin Wagenhofer von dieser Anmerkung Kenntnis bekommen wird, ob er diesen von mir genannten Sachverhalt bereits vorher gekannt hatte und warum er ihn im Film unberücksichtigt ließ.

linksWähler · 01.11.2008

Sehr informative Dokumentation, über die Perversionen des globalen Kapitals.
Aufwendige Recherche und absolut glaubwürdige Darstellung der Sachverhalte.
Kann diesen Film nur jeden empfehlen, der sich objektiv informieren will über die Hintergründe des ganzen Desasters.

Gast2 · 27.10.2008

hmm, hier nur ein Beispiel:
Alle Überweisungen ins Ausland gehen über die S.W.I.F.T. in Belgien. Die gibt aber fleißig Daten sämtlicher Europäischer Überweisungen an die U.S.A. weiter...
Da ist ja das uralte chinesisch-indisch-abendländische Hawala -Finanzsystem schon viel vertrauenserweckender.. u. auch viel kostengünstiger! (keine Gebühren). Wird immer noch von Asiatischen u. Afrikanischen Arbeitern benutzt. Basiert auf Vertrauen u. funktioniert seit Jahrhunderten!

· 27.10.2008

Was für elende, untaugliche Kommentare! Was interessiert mich, ob in der USA eine andere Doku angelaufen ist?! Und über das Bundes-Rettungspaket kann ich mich in den Nachrichten informieren.

Mike · 26.10.2008

Sehr empfehlenswert ist auch: I.O.U.S.A. , ein neuer Doku-film aus den USB. Über die Verschuldung des Landes, von mitte 2008..!

· 24.10.2008

Der Film ist hervorragend recherchiert und in beeidruckenden Bildern gedreht. DWer von Propaganda spricht hat keine Ahnung und es macht mich fassungslos. Es ist ein Film den jeder sich anschauen müssten Banker, Politiker und jeder, der in dieser Gesellschaft lebt. Ein aufklärerisches Meisterwerk!

Abgeordneter · 19.10.2008

Tiefergründiges zum Thema:
Die Deutsche Regierung hat innerhalb 2 Wochen, ohne groß zu diskutieren 480 Milliarden EURO für die Banken locker gemacht... Und eine Kontrolle, gibt es daüber nicht...
Ein parlamentarisches Gremium - das nur streng geheim tagt - wird zu getroffenen Entscheidungen der Banken im Nachhinein informiert werden...

Dieselben Manager bleiben weiterhin für die Banken tätig und werden sicherlich so weitermachen wie bisher!
Der Staat hat sich heraus zu halten, hieß es die letzten Jahre immer wieder von den Bankspitze!
Und jetzt wird auf einmal von denselben Managern der Staat zu Hilfe gerufen..
Wie erwartet: wenn durch eigenes Verschulden der Manager die Seifenblase platzt und zur Finanzkrise führt, wird schnell nach staatlicher Hilfe gerufen..
Gewinne werden privatisiert, Verluste werden verstaatlicht (sprich, der Steuerwähler darf bezahlen) .

· 18.10.2008

einfach nur schlecht und unreflektiert populistisch. der reichspropagandaminister dr. göbels hätte es nicht besser machen können.

Jonathan Hofer · 17.10.2008

Trittbrettfahrerei auf der allgemeinen Welle von Halbwahrheiten über böse Manager mit bösen Boni...

· 17.10.2008

die wahren gründe der armut auf der welt wird auch dieser film nicht aufdecken...

es ist eben nur propaganda.

Max · 14.10.2008

Nachdem "We feed the world" schon ein enorm aufrüttelnder und mächtiger Film war, gehe ich davon aus, dass ich nach "Lets make money" wieder mit offener Kinnlade und einem unguten Gefühl im Bauch über mein Leben sinieren werde..

· 14.10.2008

Ein beeindruckender Film, der Ihr Leben verändern wird.