Last Cowboy Standing

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Mittwoch, 5. Juni 2013, ARTE, 22:45 Uhr

Der sechsjährige Evert (Onni Tommila) und der achtjährige Rupert (Ilmari Järvenpää) sind zwei innig verbundene Brüder, die sich bevorzugt, hingebungsvoll und mit einigem Pathos dem Cowboy-Spielen widmen und im finnischen Sommer des Jahres 1972 sorglos die Nachbarschaft ihres schicken neuen Hauses erkunden, inklusive der charmanten Mädchen von nebenan, die sie gleich mit einem kleinen Überfall überraschen. Am Geburtstag der Mutter (Leea Klemola) präsentiert der Vater (Martti Suosalo), der als Anwalt arbeitet, zur Freude der ganzen Familie noch ein schmuckes Automobil, und das Glück erscheint perfekt. Doch zehn Jahre später rekonstruiert Rupert als junger, verstört wirkender Erwachsener (Lauri Tilkanen) voller Schuldgefühle die Geschichte einer familiären Tragödie, die damals mit dem Auftauchen eines Briefes mit brisantem Inhalt begann, den die Kinder fanden und der die Mutter kräftig aus der Balance katapultierte…
Als Spielfilmdebüt der finnischen Filmemacherin Zaida Bergroth nach dem populären Theaterstück von Antti Raivio zeichnet sich Last Cowboy Standing zuvorderst durch die subtil schwelende, intensive Betrachtungsweise der schleichend zerstörerischen Ereignisse aus der kindlichen Perspektive aus, die von den beiden Jungdarstellern Ilmari Järvenpää und Onni Tommila auf gleichermaßen zauberhafte wie eindrucksvolle und letztlich bedrückende Art dargestellt wird. Da fallen unauslotbare Schatten in die Idylle einer von abenteuerlichen Phantasien geprägten Kindheit, deren Protagonisten in ihrer schmerzvollen Schutzlosigkeit die aufziehende Katastrophe durch einen hehren Schwur zu mildern bemüht sind.

International fand Last Cowboy Standing, der 2010 auch auf dem Filmfest Hamburg im Rahmen der Sektion Agenda 12 zu sehen war und den „finnischen Oscar“ Jussi für das Beste Drehbuch und das Beste Sound Design gewann, zu Unrecht wenig Beachtung, denn dieser feine kleine Film vermag es mit seiner filigranen Sensibilität, seinem schlichten, ungezähmten Humor und seiner berührenden Tragik auf ganz besondere und intensive Weise, sich in die Befindlichkeiten von Kindern einzufühlen, die sich mit einer existenziellen Krise konfrontiert sehen, welche sich im privaten Raum jenseits der wirtschaftlichen Blüte der 1970er Jahre vollzieht. Die Ernsthaftigkeit, mit der Zaida Bergroth die Empfindungen und Vorstellungen ihrer jungen Charaktere darstellt, zeugt von gehörigem Respekt den kindlichen Wesen gegenüber, die fatalerweise tapfer geneigt sind, Verantwortungen zu übernehmen, die sie gar nicht verkraften können. Last Cowboy Standing ist ein wunderschöner, trister Film über die Magie und die Fallstricke von Kindheit und Heranwachsen, der mit seiner ansprechenden Gestaltung eine aufwühlende Nachdenklichkeit anregt.

Last Cowboy Standing

Der sechsjährige Evert (Onni Tommila) und der achtjährige Rupert (Ilmari Järvenpää) sind zwei innig verbundene Brüder, die sich bevorzugt, hingebungsvoll und mit einigem Pathos dem Cowboy-Spielen widmen und im finnischen Sommer des Jahres 1972 sorglos die Nachbarschaft ihres schicken neuen Hauses erkunden, inklusive der charmanten Mädchen von nebenan, die sie gleich mit einem kleinen Überfall überraschen.
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