Königin im Ring

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Porträt einer Fighterin

Ihr Vorname bedeutet nicht nur Königin, sie ist bzw. war auch jahrelang eine unumstrittene Königin des Boxens, wie es der Titel des Films bereits andeutet. Die aus Karlsruhe stammende Regina Halmich war bzw. ist eine absolute Ausnahmeerscheinung im Boxsport. Von Anfang der Neunzigerjahre bis zum Jahre 2007 währte ihre erstaunliche Karriere, die 56 Profikämpfe umfasste, von denen sie 54 gewann (darunter 16 K.-o.-Siege) und nur eine Niederlage einstecken musste. Und von 1995 bis zu ihrem Karriereende im Jahre 2007 war sie ununterbrochen die WIBF-Weltmeisterin im Fliegengewicht – und zwar ohne eine einzige Niederlage.
Dabei beginnt der Film ebenso wie Regina Halmichs Leben scheinbar unspektakulär: Zunächst sehen wir eine junge blonde Frau, die von einer anderen die Haare zu kleinen Zöpfchen geflochten bekommt. Und wer diese Frau nicht kennt, könnte einfach nur annehmen, dass es sich hierbei um eine normale, ganz alltägliche Verrichtung handelt, die keinen anderen Zweck erfüllt als eben jenen, diese Frau beispielsweise auf eine Party vorzubereiten. Doch mitten in diese scheinbar ruhig Sequenz knallen wie Faustschläge kurze und grelle Einschübe hinein, die verdeutlichen, worauf sich Regina Halmich hier vorbereitet. Es ist ein Boxkampf – und zwar ihr letzter Fight gegen die US-Amerikanerin Wendy Rodriguez (immerhin die Nummer 3 der Weltrangliste). Und nach diesem Kampf, so steht es fest, wird endgültig Schluss sein mit dem Boxen.

Parallel dazu begleitet der Film Regina Halmichs Eltern, die nur wenige Kilometer von dem Ort des Boxkampfes entfernt in Karlsruhe leben. Wir erleben ihre Nervosität und Anspannung vor dem Kampf, der im Fernsehen übertragen und von mehr als 8 Mio. Zuschauern gesehen wird, sehen, wie sie es schließlich nicht mehr aushalten, und erfahren, wie alles bei Regina im Alter von 11 Jahren begann. Schon immer, so berichten die Eltern, sei ihre Tochter ein Kind gewesen, das das Abenteuer, die Gefahr, den Kampf gesucht habe. Und als sie als Kind den Judosport für sich entdeckt habe, sei man zunächst davon überzeugt gewesen, das Richtige für dieses unruhige und quirlige Kind gefunden zu haben. Die entdeckte aber schnell Karate für sich und als ihr dies schließlich zu langweilig geworden war, das Kickboxen, das sie zunächst nur heimlich betrieb.

In geschickter Parallelmontage und gekonnter Verzahnung von Interviewpassagen, Ausschnitten aus Kämpfen und dem ganz normalen Alltag Regina Halmichs und derer, die ihr nahe stehen, gelingt der Regisseurin Simone Jung ein faszinierendes Porträt, das genau die richtige Mischung aus Nähe und Distanz, aus Action und stillen Szenen aufweist, um Boxfans und Zuschauer, die eher an den zwischenmenschlichen Aspekten interessiert sind, gleichermaßen zu fesseln.

Getrübt wird die Freude über ein ebenso gelungenes wie ausgewogenes und faszinierendes Porträt einer Ausnahmeathletin und bei allem Erfolg erstaunlich sympathischen und lockeren Frau allerdings durch die Streitigkeiten zwischen Regina Halmich und der Produktionsfirma, die bis zum heutigen Tage andauern. Und die liegen keinesfalls darin begründet, dass sich Halmich in einem ungünstigen Licht dargestellt sieht oder der Film Unwahrheiten über sie behauptet. Sondern vor allem in der Tatsache, dass die Boxweltmeisterin offenbar keine Ahnung davon gehabt haben soll, dass der Film eben nicht fürs Fernsehen gemacht wurde und stattdessen im Kino laufen soll. Dies ist umso bedauerlicher, da Königin im Ring einer jener seltenen Glücksfälle im Bereich der Sportdokumentation geworden ist, die geradezu nach der großen Leinwand verlangen. Es wäre schön, wenn man sich doch noch einigen könnte. Denn dieser Film hat vor allem eines verdient – positive Schlagzeilen. Schon allein deshalb, weil Regina Halmich neben allem sportlichen Erfolg bis zum heutigen Tag ein echtes Vorbild geblieben ist. Und davon gibt es in die Kinos mittlerweile leider viel zu wenig.

Königin im Ring

Ihr Vorname bedeutet nicht nur Königin, sie ist bzw. war auch jahrelang eine unumstrittene Königin des Boxens, wie es der Titel des Films bereits andeutet. Die aus Karlsruhe stammende Regina Halmich war bzw. ist eine absolute Ausnahmeerscheinung im Boxsport.
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