Kein Science Fiction

Mit schönen Grüßen aus Köln

Auch wenn es derzeit um die fußballerischen Qualitäten des 1. FC Köln nicht allzu gut bestellt ist, sorgt immerhin die Filmszene aus der Domstadt für frischen Wind in den ersten und zweiten Ligen des deutschen Films. Und zwar mit gewitztem Offensiv-Fußball der vergnüglichen Sorte. Jüngstes Beispiel der eingespielten Crew: Kein Science Fiction von Franz Müller, bei dem wieder einmal Jan Henrik Stahlberg seine Paraderolle als durchgeknallter Spießer geben darf.
Marius (Jan Henrik Stahlberg) ist von Beruf Motivationsmanager. Sein Leben besteht darin, unschuldigen Menschen Schwachsinn ins Gesicht zu brüllen. Eines Tages schließt er die Seminartür hinter sich und als er sie wieder öffnet, hat sich sein Leben verändert, denn er ist in einem Raum-Zeit-Kontinuum gefangen. Sobald er jetzt eine Tür hinter sich zumacht, haben seine Mitmenschen ihn bereits vergessen. Das hat seine Vorteile: Man kann im Restaurant für lau essen, beim Gebrauchtwagenhändler Autos abzocken und in Hotels umsonst übernachten. Probleme gibt es nur, wenn man ein Mädchen kennen lernen möchte. Zu allem Überfluss hat Marius aber auch noch den ungelenken Seminarteilnehmer Jörg (Arved Birnbaum) am Hals…

Gewitzt, frech und tiefgründig ist Kein Science Fiction ein Kleinod in der Ödnis deutschen Filmschaffens, das derzeit zwar enorme Erfolge feiert, aber kaum wirklich Aufregendes zu bieten weiß. Franz Müller stammt aus der so genannten „Kölner Gruppe“, einem losen Verbund von Filmemachern, die dem Unfeld des Filmclubs 813 entstammen und die seit 1993 Filme produzieren. Mittlerweile ist die „Kölner Gruppe“ fester Bestandteil und Speerspitze der filmischen Avantgarde in Deutschland. Dazu gehören unter anderem die Mitglieder der ersten Stunde Markus Mischkowski Kai Maria Steinkühler, Rainer Knepperges und Bernhard Marsch, die in Köln und darüber hinaus inzwischen Kultstatus genießen und auch bei Filmkritikern hoch angesehen sind. Erste Retrospektiven der Kölner Gruppe gab es bereits, und vielleicht kann es ja Kein Science Fiction gelingen, die Arbeit der Rheinländer noch weiter bekannt zu machen.

Dass der Film aus dem Jahr 2003 jetzt erst in die Kinos kommt, hat weniger damit zu tun, dass Franz Müllers Werk keinen Verleih gefunden hätte. Stattdessen war es eine langwierige Titelschutzklage, die verhinderte, dass Kein Science Fiction bereits früher über die Leinwand lief. So steht zu befürchten, dass der Film weitgehend unbemerkt bleiben dürfte, was in diesem Fall besonders schade ist. Denn mutig, innovativ und originell ist er allemal. Ein großer kleiner Film, der weiter an der Legende der Kölner Gruppe strickt.

Kein Science Fiction

Auch wenn es derzeit um die fußballerischen Qualitäten des 1. FC Köln nicht allzu gut bestellt ist, sorgt immerhin die Filmszene aus der Domstadt für frischen Wind in den ersten und zweiten Ligen des deutschen Films.
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Meinungen

Rolf · 08.03.2006

Der Film war doch schon im Kino!