Jena Paradies

Eine Filmkritik von Gesine Grassel

Mikrokosmos Jena

Die allein erziehende Mutter Jeanette (Stefanie Stappenbeck) lebt mit ihrem zehnjährigen Sohn Louis (Luca de Michieli) am Rande von Jena. Sie arbeitet als Hilfskraft auf einem Fußballplatz, um sich irgendwann den Wunsch nach einer Schreinerei zu erfüllen. Ihr Chef, der Platzwart Harry (Bruno F. Apitz), widmet sein ganzes Leben dem Fußball und der örtlichen Mannschaft. Im Club wird er mehr geduldet als akzeptiert.

Jeanette und Louis haben ein sehr enges Verhältnis und verbringen fast ihre gesamte Zeit zusammen. Freunde haben sie keine, auch die restliche Familie spielt in ihrem Leben keine Rolle. Als die Großeltern silberne Hochzeit feiern, bittet Louis seine Mutter, mit ihm zur Feier zu fahren. Das angespannte Verhältnis zwischen Jeanette, der Schwester und den Eltern eskaliert, was Louis seiner Mutter später vorhält. Als sich der Nachbar Philipp (Hans-Jochen Wagner) ein bisschen zu intensiv für Jeanette interessiert, gerät die Beziehung zwischen Mutter und Sohn endgültig aus den Fugen…

Jena Paradies ist das Spielfilmdebüt und der Abschlussfilm des dffb-Studenten Marco Mittelstaedt. Der Film erzählt von drei Generationen einer Familie, die alle Träume haben, im richtigen Leben scheitern, aber trotzdem nicht aufgeben wollen. Die junge Mutter ist vom Leben heillos überfordert und klammert sich in panischer Verlustangst an ihren Sohn. Sie hat sich für dieses einsame Leben entschieden. Für einen Mann ist zunächst kein Platz. Wie alle anderen Charaktere im Film schlägt sie sich durchs Leben, um nicht zu resignieren. Auch wenn Stefanie Stappenbeck als Jeanette vom ersten Moment an ihre Rolle ausfüllt, fehlt es den Figuren mitunter an Charakter. Viele Fragen bleiben offen, Dialoge ziehen sich endlos in die Länge oder wirken deplaziert. Von diesen Schwächen abgesehen ist Jena Paradies ein Film mit vielen guten Ideen und tollen Bildern (Kamera: Judith Kaufmann). Ein unbeschönigter und ehrlicher Blick auf das Leben.
 

Jena Paradies

Die allein erziehende Mutter Jeanette (Stefanie Stappenbeck) lebt mit ihrem zehnjährigen Sohn Louis (Luca de Michieli) am Rande von Jena.

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Meinungen

Stella · 15.03.2006

Zauerhafter Film - mit jener Leichtigkeit die auch eine noch so kleine Handlung sehenswert macht.

Micky · 19.07.2005

toller Film mit sehr guter Darstellerin!