Jack and Diane

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Nichts ist schlimmer als die Liebe

Diane (Juno Temple) ist verwirrt. Das ist aber nichts Ungewöhnliches, sondern eher ihr Normalzustand. Eigentlich soll sie ihre Tante in New York besuchen, aber irgendwie weiß sie jetzt nicht mehr, wo sie die findet. Ihre Geldbörse ist weg, ihr Mobiltelefon ebenso. Aber zum Glück ist sie süß und trägt ein niedliches Kleidchen, ihr Lolita-Look wird ihr schon weiterhelfen. Auf der Suche nach einem guten Samariter, der ihr ein Telefon leiht, stolpert Diane über Jack (Riley Keough, übrigens die Enkelin von Elvis Presley). Die beiden jungen Frauen vergucken sich sofort ineinander und anstatt ihre Tante zu suchen, verbringt Diane die Nacht mit Jack. Jack ist im Grunde eher eine zynische und harte Frau, die niemanden an sich heran lässt, doch Dianes unschuldige Fröhlichkeit erweicht sie sofort. Alles könnte so schön und rosarot sein, doch dann erfährt Jack, dass Diane in zwei Wochen nach Paris zieht. Und auch Diane hat eigenartige, gerade zu transformierende Reaktionen auf die Liebesbeziehung mit Jack.
Jack and Diane ist einer dieser Film von denen man nicht so richtig weiß, was man davon halten soll. Letztendlich liegt es wohl im Auge des einzelnen Betrachters, ob man ihn als guten, schlechten Film, als unverstandenes Kunstwerk oder einfach nur als Quatsch einordnet. Wie schon in seinem ersten Film The Exploding Girl nutzt Bradley Rust Gray wieder ein paar blutige und übertriebene Metaphern, um sich dem Thema der ersten Liebe und vor allem der damit verbundenen Angst zu nähern. Subtil und in sich gekehrt ist eben nicht sein Ding. Lieber packt er die inneren Ängste am Schopfe und lässt sie, wie hier, als haarige, sabbernde und überaus ekelhafte lesbische Werwolfmonster auferstehen und ihr Werk vollziehen. So schwankt der Film zwischen Szenen, in denen die beiden ganz unaufgeregt sich selbst und die andere erfahren und alptraumhaften Sequenzen à la David Cronenberg, die auf die alles verschlingende Angst vor Zurückweisung und dem Verlassenwerden hinweisen, die buchstäblich in den Eingeweiden heranwächst.

Der Film ist einerseits so überladen mit Klischees — allein die offensichtliche Einteilung der beiden Hauptfiguren in die alten Klassen von femme und butch ist so dermaßen überholt, dass einige Zuschauer genervt mit den Augen rollten —  andererseits hat er so echte und tiefgründige Momente, dass man gar nicht weiß, was man mit diesem Werk anfangen soll.

Doch genau dieses permanente Schwanken und das Befremden ist Absicht. Die Frage ist nur, ob man sich darauf einlassen will, dass der Film sich immer wieder als Produkt präsentiert, dass ein gänzliches Einsinken in die Erzählung nicht erlauben mag. Gleiches gilt auch für die Horrorsequenzen: Selbst Ed Wood, der Großmeister des schlechten Filmes hätte sie nicht besser (also schlechter) gestalten können. Andererseits stellt der Film diese Gemachtheit, das Artifizielle und damit per se wenig Vertrauenswürdige so sehr heraus, als wolle er förmlich darauf hinweisen, dass hier gerade eine ganz überzogene Metapher benutzt wird.

Eines lässt sich jedenfalls sagen: Jack and Diane wird im Nachgang für Verwirrung und viel Gesprächsstoff sorgen. Damit erreicht der Film zumindest eines: er wird nicht wie viele andere nach dem Sehen sofort in Vergessenheit geraten.

Jack and Diane

Diane (Juno Temple) ist verwirrt. Das ist aber nichts Ungewöhnliches, sondern eher ihr Normalzustand. Eigentlich soll sie ihre Tante in New York besuchen, aber irgendwie weiß sie jetzt nicht mehr, wo sie die findet. Ihre Geldbörse ist weg, ihr Mobiltelefon ebenso. Aber zum Glück ist sie süß und trägt ein niedliches Kleidchen, ihr Lolita-Look wird ihr schon weiter helfen.
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