Intime Fremde – Confidences trop intimes

Die seltsamen Wege des Schicksals

Manchmal ist es nicht viel mehr als ein Versehen, eine seltsame Wendung oder eine Laune des Schicksals, wenn zwei Menschen einander begegnen, innehalten und ein Gespräch beginnen. Und genau hiervon handelt auch Patrice Lecontes neuer Film Intime Fremde, der feinsinnig und subtil eine spannende und berührende Beziehungsgeschichte im Gewande eines leisen Thrillers zeigt.

Alles beginnt damit, dass sich Anna (Sandrine Bonnaire) auf dem Weg zu ihrem Psychiater in der Tür irrt und stattdessen im Büro des Steuerberaters William Faber (Fabrice Luchini) landet. Und bevor sich der eher schüchterne und nüchterne Zahlenmensch wehren kann, breitet die Unglückliche bereits ihr Herz und ihr gesamtes Leid vor ihm aus, inklusive pikanter Details aus ihrem Eheleben, das einer Trümmerwüste gleicht: Seit vier Jahren ist sie verheiratet, ihr Mann arbeitslos und die sexuelle Zuneigung auf einem Tiefpunkt. Erschrocken über diese Details bringt es William dennoch nicht übers Herz, der verzweifelten Frau seine wahre Identität zu offenbaren. So spielt er mit und akzeptiert einen weiteren Termin als ihr Therapeut. Sie geht, ohne ihren vollen Namen oder ihre Telefonnummer hinterlassen zu haben.

Vergeblich versucht William bei Annas zweitem Besuch, das peinliche Missverständnis aufzuklären, doch Anna ignoriert seine Versuche schlichtweg und breitet stattdessen ungehemmt neue Details aus. Als es ihm schließlich doch gelingt, seine wahre Identität preiszugeben, fühlt sich Anna zwar anfangs hintergangen, doch sie kehrt alsbald wieder zurück und setzt die höchst seltsamen Sitzungen ungerührt fort, so als sei nichts geschehen. Offensichtlich haben sich bereits beide tiefer in das Netz der Obsession verstrickt, als sie das wahrhaben wollen.

Doch je mehr William von dieser geheimnisvollen und zugleich schockierend offenen Frau erfährt, desto misstrauischer wird er. Spielt sie ihm etwas vor, lügt sie ihn an oder ist sie ihn Gefahr? Und was will er selbst eigentlich von ihr? Ein gefährliches Spiel beginnt, das das Leben beider entscheidend auf den Kopf stellen wird.

Mit Intime Fremde ist Patrice Leconte ein eleganter, subtiler und höchst amüsanter Thriller gelungen, der seine Spannung allein durch die Dialoge und die dahinter verborgenen Abgründe erhält, pures Gefühlskino ohne Tricks und doppelten Boden und getragen von exzellenten Schauspielern, die es verstehen, jeder noch so kleinen Gefühlsregung mehr Ausdruck zu verleihen als viele andere ihrer Kollegen aus den USA. Subtil und hintergründig!

Intime Fremde – Confidences trop intimes

Manchmal ist es nicht viel mehr als ein Versehen, eine seltsame Wendung oder eine Laune des Schicksals, wenn zwei Menschen einander begegnen, innehalten und ein Gespräch beginnen.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

Wolfgang Send · 20.04.2005

Nuancenreiche, spannende Szenen einer "Häutung" beider Hauptakteure. Auch eine mit Witz gewürzte Verbeugung vor dem geübten Blick guter Psychiater. Gelungene Melange zwischen ausdrucksvoller Seelenkunde und guter Unterhaltung. Gesehen im Original mit Untertitel im Lumiere in Göttingen, was Einklang von Sprache und ausgeprägter Mimik bei den Dialogen bewahrt.

Wolfgang Send · 20.04.2005

Nuancenreiche, spannende Szenen einer "Häutung" beider Hauptakteure. Auch eine mit Witz gewürzte Verbeugung vor dem geübten Blick guter Psychiater. Gelungene Melange zwischen ausdrucksvoller Seelenkunde und guter Unterhaltung. Gesehen im Original mit Untertitel im Lumiere in Göttingen, was Einklang von Sprache und ausgeprägter Mimik bei den Dialogen bewahrt.