In den Schuhen des Fischers

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Freitag, 10. April 2009, WDR, 00:00 Uhr
Wenn es zu später Stunde rund um Ostern auf filmischem Territorium etwas Erbauliches in monumentalem Stil mit prächtigen Bildern und einem charismatischen Hauptdarsteller sein soll, bietet sich dieser Klassiker im klerikalen Ambiente an. Nach dem gleichnamigen Roman des Australiers Morris L. West inszeniert erzählt In den Schuhen des Fischers die bewegte und bewegende Geschichte eines ebenso ungewöhnlichen wie unbequemen Mann Gottes, der schließlich in das höchste Amt der katholischen Kirche aufsteigt.

War er auch einst als Erzbischof von Lemberg tätig, hat der Kleriker Kiril Lakota (Anthony Quinn) seine letzten zwanzig Jahre in einem Arbeitslager in Sibirien verbracht. Nun kündigen sich politische Veränderungen an, und die Entlassung des standhaften Priesters durch den sowjetischen Ministerpräsidenten Kamenev (Laurence Olivier) – ein alter und erbitterter Gegenspieler Lakotas – wird strategisch angeordnet. Der Vatikan, der für den russischen Kirchenmann eine wichtige Vermittlungsfunktion innerhalb der Beziehungen zum Osten vorsieht, lässt Lakota von dem jungen Theologen David Telemond (Oskar Werner) begleitet nach Rom holen, und die beiden unterschiedlichen Männer entdecken rasch eine gewisse Verwandtschaft in ihrer ambivalenten Haltung der kirchlichen Obrigkeit gegenüber, und es entwickelt sich eine tiefe Verbundenheit zwischen ihnen.

In Rom angekommen wird Lakota vom Papst (John Gielgud) in den Kardinalsstand erhoben, und er ernennt Telemond zu seinem Sekretär, kann ihn allerdings vor den Repressalien der Kirche, denen er auf Grund seiner unorthodoxen Auffassungen ausgesetzt ist, nicht völlig schützen. Als bald darauf der amtierende Papst das Zeitliche segnet, wird nach einigem Hin und Her im anberaumten Konklave überraschenderweise Kiril Lakota zum neuen Oberhaupt der Katholiken gewählt, der sich mit seiner ganz eigenen Art mittlerweile den Respekt einiger einflussreicher Herren der Kardinalsgemeinschaft erworben hat. Damit ist Lakota der erste nicht aus Italien stammende Papst seit rund 400 Jahren und zudem der erste überhaupt aus dem östlichen Europa – eine Sensation, die sich durch seine unkonventionellen Haltungen und Methoden noch laufend fortsetzt. Kurz darauf reist der neue Papst in einer brisanten Vermittlungsmission nach Moskau, wo er wiederum auf den Russen Kamenev trifft, um dessen Spannungen mit den Chinesen zu entschärfen. Lakota findet sich selbst zunehmend in einem unvereinbar erscheinenden Dilemma zwischen seiner Position als Oberhaupt der Kirche und seinen humanistischen Grundeinstellungen wieder, und anlässlich seiner offiziellen Amtseinführungszeremonie trifft er eine gravierende Gewissensentscheidung …

Trotz klerikaler Verklärungen sowie bild- und tongewaltiger Sentimentalisierungen – oder möglicherweise auch gerade deshalb – stellt In den Schuhen des Fischers ganz opulentes Wohlfühlkino mit einer allzu menschlichen Vision auf die vielschichtigen sozialpolitischen Zusammenhänge von Politik und Kirche dar. Getragen wird die mitunter geradezu sagenhaft anmutende Geschichte eines der Mächtigen dieser Welt, der sich letztlich kompromisslos mit den zu Elend und Ohnmacht Verurteilten solidarisiert, ganz vom überzeugenden Spiel Anthony Quinns, der sich in den einschlägigen Männergesellschaften als ebenso konträrer wie kraftvoller Charakter absolut sehenswert behauptet. Auch wenn ein derartiges Szenario streckenweise allzu weltfremd erscheint, weist die Geschichte einen bemerkenswerten prophetischen Aspekt auf: Zehn Jahre nach der Premiere des Films durchbricht tatsächlich ein Papst aus Osteuropa die zuvor Jahrhunderte währende italienische Dominanz im Vatikan, der gebürtige Pole Karol Józef Wojtyła, der sich Johannes Paul II. nannte und 26 Jahre lang als Heiliger Vater der Katholiken im Amt war.

In den Schuhen des Fischers

Wenn es zu später Stunde rund um Ostern auf filmischem Territorium etwas Erbauliches in monumentalem Stil mit prächtigen Bildern und einem charismatischen Hauptdarsteller sein soll, bietet sich dieser Klassiker im klerikalen Ambiente an. Nach dem gleichnamigen Roman des Australiers Morris L. West inszeniert erzählt In den Schuhen des Fischers die bewegte und bewegende Geschichte eines ebenso ungewöhnlichen wie unbequemen Mann Gottes, der schließlich in das höchste Amt der katholischen Kirche aufsteigt.
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