Im Reich der Raubkatzen

Eine Filmkritik von Peter Gutting

Herrscher in Nöten

Über Löwen glaubt man ja eigentlich das meiste zu wissen: dass sie die größten Raubtiere Afrikas sind und ihren Opfern keine Chance lassen. In welchen Nöten die Herrscher der Savanne aber manchmal stecken, ebenso wie ihre kleineren Verwandten aus der Katzenfamilie, die Geparden – das erfährt man in der romantischen Familiendoku von Alastair Fothergill und Keith Scholey, die in ihrer Machart ganz auf die Bedürfnisse der jüngeren Zuschauer abgestimmt ist.
Erkenntniseffekte sind durchaus erwünscht in dieser bildgewaltigen Großproduktion, stehen im Gegensatz zu anderen Tierdokus aber nicht im Vordergrund. Auf den ersten Blick geht es um Drama, Gefühle und Geschichten. Im Reich der Raubkatzen bietet neben erhabenen Landschaftsaufnahmen, putzigen Babykatzen und stilisierten Kampfszenen vor allem eine „Story“. Also eine Handlung wie aus einem fiktiven Drehbuch mit Charakteren wie Teamplayern, Einzelgängern oder Karrieristen. Wüsste man es nicht besser, so könnte man meinen, die Tiere wären zahm und wie „Lassie“ oder „Flipper“ von speziellen Tiertrainern auf ihre „Rollen“ vorbereitet worden. Aber was die Leinwand in beeindruckenden Großaufnahmen bevölkert, ist echt. Es wurde ausgewählt aus authentischem Material, aufgenommen mit Spezialkameras über zweieinhalb Jahre, die die Bewohner eines der tierreichsten Gebiete der Erde ganz nah heranholen. Gedreht wurde im kenianischen Naturschutzgebiet Masai-Mara, einem Teil der Serengeti, nördlich und südlich des Mara-Flusses.

Die „Handlung“ dreht sich um zwei Raubkatzenmütter, ein Löwenweibchen und eine Gepardin, die im selben Gebiet leben und die gleiche Sorge haben: ihren Kindern das Überleben zu sichern. „Layla“ haben die Filmemacher die Löwin getauft, die zum sogenannten „Flussrudel“ gehört, einer Gruppe von mehreren Weibchen mit ihren Jungen, die vom männlichen Rudelführer „Fang“ beschützt werden. Layla ist die erfahrenste und mutigste Jägerin der familienartig lebenden Gruppe. Doch sie hat ein Problem. Beim Reißen eines Zebras wurde sie vom Huf des Opfers getroffen und erheblich verletzt. Jetzt humpelt sie und kann der Gruppe kaum folgen. Macht sie schlapp, so gefährdet sie nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das ihrer Tochter Mara, eines sechs Monate alten, noch sehr verspielten Löwenjungen.

Auch die Gepardin Sita muss ihren ganzen Mut zusammennehmen, um die fünf kleinen Kätzchen durchzubringen, die sie jüngst geboren hat. Im Gegensatz zu den Löwinnen leben die Gepardenweibchen meist allein. Sita kann also nicht gleichzeitig „arbeiten“, also auf die Jagd gehen, und ihre Jungen beschützen. Das bedeutet ein erhebliches Risiko. Denn nicht nur die Hyänen haben ein Auge auf den wehrlosen Nachwuchs geworfen.

Man kann Im Reich der Raubkatzen durchaus als eine stärker dramatisierte und auf eine bestimmte Region beschränkte Variante der äußerst erfolgreichen Naturdokumentation Unsere Erde (3,8 Millionen Besucher) sehen, für den Regisseur Alastair Fothergill ebenfalls verantwortlich zeichnete. Ähnlich spektakulär und wuchtig sind die Bilder, ähnlich gewaltig die Musik. Was diese Tierdoku jedoch von der globalen Betrachtung unterscheidet, ist ihre Spannungsdramaturgie, die recht konstant zwischen niedlichen Balgereien der Katzenbabys und „erwachsenen“ Kampf- beziehungsweise Jagdszenen abwechselt und so vor allem dem jüngeren Publikum entgegenkommt. Wie hart der Überlebenskampf in der Savanne ist, wird zwar benannt. Aber bevor das Fressen und Gefressenwerden allzu sichtbar wird, wenden sich Kamera und Montage – durchaus kindgerecht – neuen Episoden zu.

Ganz und gar unpädagogisch und in erster Linie auf Unterhaltung fokussiert, vermittelt die Dokumentation über ein bedrohtes Naturparadies dennoch interessante Fakten, quasi nebenbei. Etwa darüber, wie sehr Löwen auf „Teamarbeit“ angewiesen sind. Oder welchen Einfluss individuelle Charaktereigenschaften auf den Überlebenskampf haben. So lassen sich Krokodile normalerweise nicht davon abschrecken, den Löwen eine Beute in Flussnähe abzujagen. Aber wenn der mutige Fang die Panzerechsen anfaucht, treten sie den Rückzug an. Da ist er dann für kurze Zeit tatsächlich der unumstrittene Herrscher der Savanne.

Im Reich der Raubkatzen

Über Löwen glaubt man ja eigentlich das meiste zu wissen: dass sie die größten Raubtiere Afrikas sind und ihren Opfern keine Chance lassen.
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Meinungen

Gabriele Nowack · 26.09.2020

Fantastisch ❗😻👌

Egal welche Katzen, für mich gibt es nichts schöneres😻😻😻💗‼️
Wem da das Herz nicht aufgeht, der hat an dieser Stelle ein Loch💥🙀 🙊‼️🙈

Macht mehr solche wunderschönen Filme.....Filme fürs Herz und Seele 🤗🥰‼️