Ich beichte

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Eine Frage des Glaubens

Pater Michael W. Logan (Montgomery Clift) ist ein katholischer Priester in der kanadischen Provinz Quebec und führt das beschauliche Leben eines Geistlichen. Das ändert sich jedoch schlagartig, als ihm sein Küster Otto Keller (O.E. Hasse) eines Tages im Beichtstuhl anvertraut, dass er einen Mord an einem Rechtsanwalt begangen hat. Vergebens versucht Logan, den Schuldigen dazu zu überreden, sich der Polizei zu stellen. Doch der geständige Mörder denkt nicht daran und weist Logan darauf hin, dass dieser an das Beichtgeheimnis gebunden sei.
Logan meldet den Mord der Polizei, ohne sein Wissen um den wahren Täter preiszugeben und gerät daraufhin prompt selbst in Verdacht, etwas mit dem Tod des Rechtsanwaltes zu tun zu haben. Da ein Bruch des Beichtgeheimnisses nicht in Frage kommt, sieht sich Logan nun massiven Nachforschungen ausgesetzt, die seine Schuld an dem Mord immer wahrscheinlicher erscheinen lassen, denn die heimlichen Treffen des Priesters mit seiner Jugendliebe Ruth (Anne Baxter) liefern ein Motiv für die Tat: Der ermordete Rechtsanwalt Vilette wusste um das Verhältnis und begann Ruth, die mit einem einflussreichen Politiker verheiratet ist, zu erpressen. Der Verdacht gegen Logan erhärtet sich immer mehr, so dass es schließlich zum Prozess kommt. Und auch hier, im Moment höchster Bedrängnis, ist der Priester nicht bereit, das Beichtgeheimnis zu brechen und sich so zu entlasten…

Ich beichte basiert auf dem Theaterstück Nos deux consciences von Paul Anthelmes, das bereits aus dem Jahre 1902 stammt. Alfred Hitchcock, der streng katholisch erzogen worden war und der Zeit seines Lebens von dieser Erziehung geprägt bleiben sollte, sah das Stück bereits in den dreißiger Jahren und plante fortan, die Vorlage zu verfilmen, doch erst Anfang der Fünfziger ergab sich die Chance dazu. In konsequenter, manchmal vielleicht ein wenig vorhersehbarer Weise entwickelt Hitchcock in diesem Film die Fragen nach Schuld, Vergebung und Verantwortung weiter und macht sie mehr und mehr zum Dreh- und Angelpunkt seines filmischen Schaffens, seine Filme werden nun —  mit einigen Ausnahmen — zusehends düsterer und münden später in dunkle Meisterwerke wie Vertigo – Aus dem Reich der Toten, Psycho und Marnie.

Möglicherweise ist Ich beichte der am meisten unterschätzte Thriller des Altmeisters, dessen Entstehungsgeschichte Jahrzehnte später vom kanadischen Regisseur Robert Lepage (Die andere Seite des Mondes) in seiner Hitchcock-Hommage The Confessional noch einmal aufgegriffen wurde. In den 1950er Jahren zum Teil heftig kritisiert, gilt Ich beichte heute als einer der technisch besten Thriller des Regisseurs.

Ich beichte

Pater Michael W. Logan (Montgomery Clift) ist ein katholischer Priester in der kanadischen Provinz Quebec und führt das beschauliche Leben eines Geistlichen. Das ändert sich jedoch schlagartig, als ihm sein Küster Otto Keller (O.E. Hasse) eines Tages im Beichtstuhl anvertraut, dass er einen Mord an einem Rechtsanwalt begangen hat.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen