Iberia

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Eine Ode an den Flamenco

Ohne Zweifel gehört die Liebe zum Flamenco zu jenen Themen, die sich wie ein roter Faden durch das immense filmische Werk Carlos Sauras ziehen: Beginnend mit Bodas de Sangre über Carmen und El Amor Brujo bis hin zu Las Sevillanas und Flamenco. Doch der Flamenco ist für Saura nicht nur ein Ausdruck der Geschichte Spaniens, sondern vor allem eine lebendige Musik, die nicht in Tradition erstarrt, sondern die sich ständig verändert, Neuerungen aufgreift und inkorporiert und sich so immer wieder verändert.
Sauras neuestes Werk Iberia ist eine musikalische und tänzerische Reise in den Klangkosmos des Flamenco und wurde durch den spanischen Komponisten Isaac Albéniz (1860-1909) inspiriert, dessen Kompositionen die spanische Musik wesentlich beeinflusst haben und dessen Suite Iberia zu den bekanntesten Werken spanischer Provenienz zählt – kein Wunder also, dass Saura den Titel dieser Komposition auch für den Film verwendete. Saura durchreist seine Heimat mit der Kamera und spürt dem Flamenco in all seinen Ausformungen nach – mal wild und ekstatisch, mal klassisch und ruhig, mal ultramodern mit Elementen des Breakdance gemischt, mal eher an Ballett erinnernd.

Zu den mitwirkenden Tänzern in Iberia gehören Sara Baras, Antonio Canales, José Antonio Ruiz, Aida Gómez und Patrick De Bana. Unter den Musikern finden sich die weltweit bekannten Gitarristen Manolo Sanlúcar, Gerardo Núñez und José Antonio Rodríguez; die Pianistin Rosa Torres-Pardo, die Stars des Flamenco-Jazz Chano Domínguez und Jorge Pardo sowie der Sänger Enrique Morente und seine Tochter Estrella Morente. Und obwohl allesamt zu den absoluten Größen des Flamenco gehören, stehen niemals die Stars im Vordergrund, sondern stets der Flamenco selbst, der in all seiner Verschiedenartigkeit und Ausdruckskraft der eigentliche Protagonist des Filmes ist. Jeder Tanz ist anders inszeniert, doch stets ist er ein Kunstwerk, das mittels Beleuchtung, Kostüm, Ausstattung und Kameraführung einen ganz eigenen und unverwechselbaren Charakter erhält. Manchmal traut man den Augen und Ohren kaum, dass all die exzellenten Darbietungen wirklich den gleichen kulturellen Wurzeln entstammen sollen. Doch die Kraft und die Energie, die vom Flamenco ausgeht, sind nach wie vor ungebrochen und wenn man sich die modernen Neuinterpretationen anschaut, ist einem als Fan auch nicht bange um die Zukunft des spanischen Nationaltanzes. Ein Genuss nicht nur für Flamenco-Liebhaber!

Iberia

Ohne Zweifel gehört die Liebe zum Flamenco zu jenen Themen, die sich wie ein roter Faden durch das immense filmische Werk Carlos Sauras ziehen.
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Meinungen

Oláv Tanner · 25.05.2006

Sehr sehenswert, auch für aficionados - mit minimalen Abstrichen!
Kamera, Licht und Regie ausgezeichnet. Mir fehlte nur etwas der "knackige" Rhythmus des "puren" Flamenco. War aber nicht zentrales Thema des Films, also kein Grund zur Abwertung.
Gruß aus BO!