Heat (1995)

Thriller der Extraklasse

Manchmal ist das Leben eines wackeren Filmjournalisten nicht leicht – so zum Beispiel heute. Da müht man sich Woche um Woche, um die wenigen Perlen in der Ödnis des TV-Programms rauszufiltern und der geneigten Leserschaft näher zu bringen, und in dieser Woche sähe man sich beinahe im Stande, für jeden Tag einen eigenen TV-Tipp zu schreiben. Aber sorry, Ken Loach, Marx Brothers, Niklaus Schilling, Jean-Pierre Melville, Peter Schamoni und all die anderen, ihr habt alle keine Chance! Denn in dieser Woche läuft mein definitiver Lieblingsgangsterfilm – Heat von Michael Mann.

Zwar hatte Mann bis zu diesem Zeitpunkt bereits einige Kinofilme gedreht, darunter auch recht erfolgreiche wie The Last of the Mohicans mit Daniel Day-Lewis, doch den meisten Zuschauer war Mann vor allem als Regisseur und Autor der TV-Serie Miami Vice ein Begriff, die neben dem glamourösen Leben zweier Cops vor allem pastellfarbene Armani-Sakkos und das Tragen von Slippern ohne Socken feierte. Nicht gerade die Art von Meriten, die man sich als ehrgeiziger Filmemacher wünscht. Doch dann kam Heat und mit ihm das Aufeinandertreffen der beiden Schauspielgiganten Al Pacino und Robert de Niro, die zuletzt 1974 im zweiten Teil von The Godfather – Der Pate vor der Kamera gestanden hatten. Das gemeinsame Spiel der beiden Hollywood-Giganten galt vielen Kritikern als eigentliche Sensation des Films, womit sie allerdings nur teilweise Recht haben.

Bandenchef Neil McCauley (Robert DeNiro) ist der brillante Kopf einer Bande (u.a. Val Kilmer, Tom Sizemore, Danny Trejo) in L.A., deren Raubzüge die Polizei ein ums andere Mal hinters Licht führen. Doch als der Choleriker Waingro (Kevin Gage), eigentlich nur ein Ersatzmann – bei einem Geldtransporterüberfall eine Lawine von Gewalt in Bewegung auslöst, gerät die Harmonie der Bande, bislang neben der meisterhaften Planung ihr größter Trumpf, ins Wanken. Außerdem hat sich der fanatische Cop Vincent Hannah (Al Pacino) an die Fersen von McCauley geheftet und steht kurz davor, die Bande auszuheben. Ein letzter großer Coup soll folgen, dann will McCauley endgültig Schluss machen und sich zurückziehen, zumal er sich unerwartet in die Grafikerin Eady (Amy Brenneman) verliebt hat. Doch der riskante Banküberfall geht schief – zwar können die Gangster fliehen, aber doch Hannah und seine Leute kommen immer näher. Die Gangster geraten in Panik…

Heat besticht nicht nur durch seine Actionszenen (unter anderem auch durch die wirklich wahnsinnigste Schießerei, die ich je gesehen habe), sondern vor allem durch die gelungene Charakterzeichnung seiner Figuren und durch ein Geflecht von Nebenhandlungen, die sich nahtlos in den Film einfügen und ihm Tiefe und Glaubwürdigkeit verleihen. Und ganz nebenbei, in einer der ruhigsten Szenen des Films, sitzen Robert de Niro und Al Pacino in einem nächtlichen Diner, trinken Kaffee, taxieren einander und stellen fest, dass sie einander viel ähnlicher sind, als ihre Profession – der eine Cop, der andere Gangster – dies vermuten lassen. Ein großartiger Film!

Heat (1995)

Manchmal ist das Leben eines wackeren Filmjournalisten nicht leicht – so zum Beispiel heute.

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Meinungen

frank · 30.04.2005

tränen in den augen, gerade Heat gesehen.