Havanna Blues

Lebenslust und Lebensfrust in Havanna

Kubas musikalischer Underground lebt, das macht der Regisseur Benito Zambrana gleich zu Beginn seines Films Havanna Blues unmissverständlich klar. Denn es sind nicht die eher beschaulichen Klänge des Buena Vista Social Club, die der Zuschauer hier auf die Ohren bekommt, sondern Rock, Heavy Metal und Hip Hop – für Ethnopuristen ein Graus, doch allemal näher am Puls der kubanischen Jugend als die Songs der Rentnerband. Zumal man allen Stücken doch ihre Herkunft von der Karibikinsel anhört. Havanna Blues ist allerdings kein Dokumentarfilm über die junge Musikszene, sondern ein mitreißender, durch und durch musikverliebter Spielfilm um Lust und Frust in der kubanischen Hauptstadt.
Ruy (Alberto Yoel Garcia Osorio) und Tito (Roberto Sanmartin) sind Musiker, in ihrer Band mischen sie verschiedene Einflüsse wie Salsa, Samba und Blues zu einer elektrifizierenden Mixtur zusammen, die beim Publikum bestens ankommt, doch leben können sie davon nicht. Weil sie aber davon überzeugt sind, dass sie es eines Tages mit ihrer Musik schaffen werden, denken die beiden Freunde nicht im Traum daran, es mal mit richtiger Arbeit zu versuchen. Kein Wunder, dass es zwischen Tito und seiner Frau Caridad (Yailene Sierra) wegen der angespannten finanziellen Lage der Familie mit ihren zwei Kindern immer öfter zum Streit kommt. Caridad will nichts wie weg von Kuba, am besten nach Florida, wo sie auf ein besseres Leben für sich und die beiden Kinder hofft. Als eines Tages Marta (Marta Calvó) und Lorenzo (Roger Pera), die Talentscouts einer spanischen Plattenfirma nach Havanna kommt, wittern Ruy und Tito ihre Chance, weichen ihnen nicht mehr von der Fersen und führen die Musikmanager durch die quirlige Musikszene der Stadt. Doch je näher der ersehnte Plattenvertrag rückt, desto mehr entfremden sich Tito und Caridad. Denn Marta ist eine verdammt attraktive Frau. Doch als die beiden tatsächlich einen Vertrag angeboten bekommen, fällt ihnen die Zusage härter als gedacht, denn nun stehen schwere Entscheidungen an.

Es ist erstaunlich, wie unverblümt sich Benito Zambrano zu den Missständen und Schwierigkeiten in Fidel Castros Reich äußert. Da gehen jedem Live Act tagelange Suchen nach einer Halle voraus, die einigermaßen sicher ist, beim Aufnehmen von Demotapes fällt plötzlich der Strom aus und die Straßen und Wohnungen sind dermaßen verdreckt und baufällig, dass niemand mehr an die Segnungen des Sozialismus glauben will. Es geht in Havanna nur noch darum, sich mit dem Gegebenheiten zu arrangieren und irgendwie zu überleben oder möglichst schnell von der Insel wegzukommen. Als dies aber präsentiert der Film wunderbar beiläufig und ohne erhobenen Zeigefinger, trotz der ernsten Themen, die angeschnitten werden, verliert sich Havanna Blues nie in Larmoyanz, sondern strahlt immer eine gehörige Portion Lebensfreude und Überlebenswillen aus. Nach dem Film glaubt man, selbst von Ruy und Tito durch ihre Stadt geführt worden zu sein, ihre Musik live gehört zu haben und die Hoffnungen gespürt zu haben, die sie damit verbinden. Was will man mehr im Kino?

Havanna Blues

Kubas musikalischer Underground lebt, das macht der Regisseur Benito Zambrana gleich zu Beginn seines Films Havanna Blues unmissverständlich klar.
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Meinungen

· 02.04.2006

gute Laune Film mit nachdenklichen Momenten. Road-Movie ohne Straße ;-)

· 21.03.2006

Realistischer, berührender Film mit klasse Soundtrack