Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen?

Zwischen Kunst und Dokumentation

Keine Frage: Der Dokumentarfilm hat längst den Weg aus dem akademischen Schattendasein getan und ist zum Sturm auf die Kinos angetreten. Ob fanatische Bush-Basher, animalische Frackträger, die schöne neue Welt der Naturwissenschaften oder die stille Einkehr mancher Mönche – der Blick auf das so genannte „wahre Leben“ lockt die Zuschauer reihenweise ins Kino. Cineastisch allerdings haben nur wenige Dokumentarfilme Neues oder Aufregendes zu bieten, man orientiert sich an der Dramaturgie des Spielfilms, liebäugelt mit narrativen Strukturen und „die Story“ wird immer wichtiger. Als sei das Leben nicht Story genug.
Ganz anders geht der Absolvent der Hochschule für Film und Fernsehen in München Gerhard Friedl in seinem dokumentarischen Essay Hat Wolf von Amerongen Konkursdelikte begangen? zu Werke. Statt einer Story gibt es jede Menge Geschichtchen, Fakten und Banales, Kriminelles und Triviales aus dem Leben der Reichen und Mächtigen, vorgetragen von einer enervierend monotonen Stimme eines Mannes mit dem Sprachduktus eines somnambulen Anchorman eines deutschen Provinzfernsehsenders und konterkariert von wundervoll schwebenden Kamerafahrten durch die Einöde von Flughäfen und Industriegebieten. Das Irritierende ist nur, dass der Sprechertext nichts mit den gezeigten Bildern zu tun hat, zumindest nicht gleichzeitig. Nur ab und an nähern sich Bild und Ton an, um fast zur Deckung zu kommen und anschließend wieder auseinander zu driften. Oder erschließt sich dem Gehirn nur der Zusammenhang nicht zwischen dem Gesehenen und Gehörten? Fast automatisch oder wie unter Hypnose beginnt der Zuschauer zu denken (was ja sonst im Kino eher verpönt ist), Zusammenhänge zu suchen und Querverbindungen zu knüpfen, die man sonst ja immer serviert bekommt. Als Kreativitätsübung und künstlerisches Experiment ist Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen? durchaus gelungen, als Dokumentation über das Leben der Wirtschaftskapitäne eher ein Fehlschlag. Doch das, so bleibt die Vermutung, war auch gar nicht beabsichtigt.

Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen?

Keine Frage: Der Dokumentarfilm hat längst den Weg aus dem akademischen Schattendasein getan und ist zum Sturm auf die Kinos angetreten.
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