Hard & Ugly

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Ein Film in der Möglichkeitsform

Geht man rein nach der Papierform, könnte man fast meinen, es bei Hard & Ugly mit einer Variation von Jan-Ole Gersters Oh Boy zu tu zu haben. Schaut man dann allerdings den Film selbst, verflüchtigt sich dieser Eindruck schnell wieder. Denn sieht man einmal von der Verortung und von den Schwarz-Weiß-Aufnahmen auf, schlägt Hard & Ugly einen ganz anderen und nicht immer geraden Weg ein. Das immerhin passt ganz gut zu den Figuren, von denen der Film erzählt – sie sind Drifter, die das Leben mal eben kurzfristig aus der Kurve getragen hat.

Et (Patrick Güldenberg) ist Fitnesstrainer und eigentlich ein ganz netter Typ – nur eines kann er nicht ausstehen: Wenn man während seiner Übungen nicht richtig atmet. Da hört für ihn dann alles auf. Und so steht Et plötzlich ohne Job da. Denn bei allem Verständnis, dass seine beiden Chefs gerne vor sich hertragen, so geht es dann doch nicht. Auch wenn die beiden hippen Jungbayern dabei natürlich ganz höflich bleiben. Auch Carla (Kristin Becker) hat einen Verlust zu überwinden: Ohne jegliche Vorwarnung wurde sie von ihrem Verlobten vor die Tür gesetzt, dabei träumte sie schon von einer Hochzeit mit allem Drum und Dran. Und so driften diese beide einsamen und verzweifelten Seelen durch Berlin, bis sie einander begegnen – und zwar auf jener Brücke, von der Et sich gerade stürzen will, um seinem Leben ein Ende zu setzen.

Von da an liegt die Möglichkeit einer Liebesgeschichte in der Luft, gemeinsam streifen die beiden durch die Stadt, gehen wieder auseinander, um sich anschließend wieder zu treffen, treiben wieder auseinander und begegnen zwischendrin seltsamen Menschen, haben bizarre Begegnungen und stolpern irgendwann auf eine Metaebene, als sie im Hebbel am Ufer in ein Theaterstück geraten, das „Hard & Ugly“ heißt und von einem Autor namens Malte Wirtz stammt.

Hard & Ugly von Malte Wirtz – der Film, nicht das Theaterstück – ist auf vielen Ebenen Kino in der Möglichkeitsform. Immer wieder deutet der Film sowohl in seinen Figuren wie auch in seinen eher assoziativen Plot-Elementen, wirren Dialogen und narrativen Wechseln dies an und bleibt so bewusst im Ungefähren und leicht Absurden, welche ihn bisweilen wie einen wirren Traum erscheinen lassen. Dazu passt auch der Eindruck, dass hier stilistisch wie erzählerisch vieles zusammengewürfelt wurde, was nicht unbedingt passend erscheint. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die Kameraarbeit, die von zwei unterschiedlichen Operateuren stammt, was gerade in diesem Fall immer wieder deutlich ins Auge fällt.

So reizvoll dieses wilde Jonglieren mit all den Möglichkeiten des Erzählens auch sein mag – nicht jeder kann und mag diesen Figuren und ihrem Weg durch das Leben und durch Berlin folgen. Niemals gewinnen die Figuren jenseits ihrer Konstruiertheit eine Tiefe und Vielschichtigkeit, die irgendeine Form der Identifikation zuließe, niemals gehen sie andererseits so sehr ins Abstrakte einer Projektionsfläche, dass man in ihnen Prototypen einer Spezies zu erblicken vermag, sondern allenfalls Möglichkeitsformen. Insgesamt wirkt Hard & Ugly zu unentschlossen und zerfahren, zu fragmentarisch und verspielt, um über den Willen zum Experiment und zur freien Form hinaus überzeugen zu können.

Hard & Ugly

Geht man rein nach der Papierform, könnte man fast meinen, es bei „Hard & Ugly“ mit einer Variation von Jan-Ole Gersters „Oh Boy“ zu tu zu haben. Schaut man dann allerdings den Film selbst, verflüchtigt sich dieser Eindruck schnell wieder.
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