Happy Family (2017)

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Der lange Weg zum Glück

Wirklich glücklich ist Familie Wünschmann nicht: Die Buchhandlung von Mutter Emma ist fast pleite, Vater Frank arbeitet nur noch, Tochter Fee steckt mitten in der Pubertät und fühlt sich hässlich und Sohn Max ist zwar hochintelligent, wird in der Schule aber fertig gemacht. Aber wenn sie zusammenhalten und mal wieder als Familie etwas machen, wird es schon werden, glaubt Emma. Allerdings passiert ihr zunächst ein folgenreiches Missgeschick: Statt eines Kostümverleihs ruft sie Graf Dracula an, der in seinem transsilvanischen Schloss sehr einsam ist – und sich prompt in die Stimme am anderen Ende der Leitung verliebt. Also beauftragt er die Hexa Baba Yaga, Emma in eine Vampirin zu verwandeln, damit sie auf ewig an seiner Seite leben kann. Allerdings ist Baba Yaga ein wenig aus der Übung und verwandelt die komplette Familie Wünschmann, die gerade einen peinlichen Auftritt auf einem Kostümfest hingelegt hat. Aus Emma wird eine Vampirin, als Frank wird Frankenstein, aus Fee eine Mumin und Max ein Werwolf. Aber natürlich will die Familie nicht so bleiben – und so macht sie sich auf die Suche nach der Hexe, damit sie sie wieder zurückverwandelt.

Basierend auf dem gleichnamigen Bestseller von David Safier erzählt Happy Family die Geschichte einer Familie, die mit alltäglichen Sorgen zu kämpfen hat und deshalb auseinanderzufallen droht: Emma ist gestresst und überlastet, Frank steht kurz vor dem Burnout, Fee hadert mit ihrem Aussehen, Max fühlt sich hilflos. Dazu kommen innerfamiliäre Spannungen: Für Fee ist grundsätzlich ihre Mutter schuld, Emma fühlt sich von ihrem Mann im Stich gelassen und Frank will einfach nur seine Ruhe. Ihre Verwandlung in die jeweiligen Monster setzt dann entsprechende Prozesse in Gang: Emma sieht als Ausweg ein Leben an der Seite von Graf Dracula, der tumbe Frank(enstein) muss endlich aufwachen und sich für seine Familie einsetzen, Mumie Fee muss lernen, dass Schönheit nicht alles ist und Max erkennen, dass es nicht gut ist, wenn sich alle vor einem fürchten. Außerdem verfügen sie nun über Superkräfte, die ihnen sehr gelegenen kommen – beispielsweise ist Frank unglaublich stark und Fee kann Menschen hypnotisieren.

Nicht nur im Vergleich zu der Vorlage werden die Probleme einer dysfunktionalen Familie hier sehr kindgerecht verpackt, indem auf Lacher geschielt wird. So äußert sich der Stress des Vaters in stinkenden Pupsen, die er stets in unpassenden Situationen fahren lässt. Auf die Verwandlung folgt dann eine Reihe von Abenteuern, bei denen der Familie ihre Fähigkeiten helfen, sie aber auch die zu erwartenden Erkenntnisse gewinnen. Schönheit ist nicht alles, miteinander reden und füreinander einstehen ist wichtig. Und über allem steht die Botschaft, dass man an sich selbst glauben und seine Werte kämpfen muss. Deshalb erkennen auch die Wünschmanns, dass sie eigentlich alles haben, sich aber bisweilen selbst im Weg stehen.

Diese Botschaften verpackt Regisseur Holger Tappe in ansprechende Animationen und einfache Gags, für die im Zweifelsfall die drei putzigen Fledermäuse an Graf Draculas Seite sorgen. Dabei sind die „Monster“ erfrischend differenziert gezeichnet: Die Wünschmanns erkennen die Vorteile und Stärken ihrer Verwandlung, aber auch Dracula und die Hexe Baba Yaga haben ihre guten und schlechten Seiten. Deshalb ist es schade, dass Dracula und die Hexe Baba Yaga beide mit einem vernehmlichen Akzent gesprochen werden – hier wird das Andere doch zu sehr herausgestellt. Und wenn das Publikum glaubt, dass Familie Wünschmann in New York lebt und dennoch deutsch spricht, müsste hier die Herkunft nicht herausgestellt werden. Ohnehin gibt es immer wieder Momente, in denen man sich gewünscht hätte, die Differenzierung bei den Monstern hätte sich auch auf die anderen Figuren erstreckt: So sind alle Models, die gerade an einer Fernsehshow teilnehmen, leicht zu beeindrucken und hilflos. Diese Episode ist allzu einfach.

Mehr Differenzierung und weniger Nachdruck bei den Botschaften wären also wünschenswert gewesen. Insgesamt aber ist Happy Family solide Familienunterhaltung, die dank der Fledermäuse und einiger Gesangseinlagen durchaus Spaß macht.
 

Happy Family (2017)

Wirklich glücklich ist Familie Wünschmann nicht: Die Buchhandlung von Mutter Emma ist fast pleite, Vater Frank arbeitet nur noch, Tochter Fee steckt mitten in der Pubertät und fühlt sich hässlich und Sohn Max ist zwar hochintelligent, wird in der Schule aber fertig gemacht. Aber wenn sie zusammenhalten und mal wieder als Familie etwas machen, wird es schon werden, glaubt Emma.

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