Happy Family (2004)

Globalisierte Familienbande

Eine Familienfeier möchte man bei dieser koreanischen Familie nicht organisieren müssen. Denn die Verwandtschaft der aus Korea stammenden und in Berlin lebenden Hesook Sohn ist über drei Kontinente verstreut – in der heutigen Zeit keine Seltenheit mehr. Was lag also näher, als die Kamera zu ergreifen und zumindest auf digitalem Filmmaterial wieder eine Einheit der Familie zu probieren? Hesook Sohn versucht genau das, die Rekonstruktion des irgendwann einmal verloren gegangenen Gefühls, eine glückliche, weil vereinte Familie zu sein. Ausgehend von einem Familienbild, auf dem sie selbst drei Jahre alt ist, spürt die Regisseurin den gewundenen Pfaden nach, die die einstmals glückliche Familie trennten. Ihr Ziel klingt denkbar einfach und scheint doch unerreichbar schwer: Sie will ihre Familie noch einmal für ein Familienbild zusammenbringen.

Als Hesook noch ein Kind war, ließ sich der Vater scheiden und ging mit zweien seiner Kinder in die USA – den Jungen Hynksoo und die Filmemacherin. Hynksoo leitet mittlerweile das Unternehmen des Vaters, das Umzüge fürs US-Militärs organisiert, er ist zu einigem Wohlstand gekommen und seinem Vater auch in anderen Dingen nachgefolgt: Auch er hat bereits eine Scheidung hinter sich. Sein älterer Bruder Jungsoo hingegen blieb in Korea bei der Mutter, obwohl er der Erstgeborene ist, was in Asien einen ungleich höheren Stellenwert hat, ist er labil und hat sich weitgehend von allem zurückgezogen. Hynsook schließlich, die älteste Tochter der Familie, die ebenfalls in Korea geblieben war, trennte sich von ihrem koreanischen Ehemann, um einem Amerikaner nach New York zu folgen, mitsamt ihrer 14-jährigen Tochter.

Happy Family ist ein sehr persönlicher Film, eine Spurensuche und eine Erinnerungsarbeit, die trotz ihres sehr persönlichen Inhalts niemals hermetisch oder um sich selbst kreisend bleibt, sondern interessante und erhellende Einblicke zu geben versteht in eine Familie, die das Schicksal oder das Leben (oder möglicherweise beides zusammen) weit auseinander getrieben hat. Ohne Klagen oder falsche Nostalgie entwirft Hesook Sohn das Bild eines Familienlebens, bei dem das Etikett „Happy Family“ nichts anderes war als eine Illusion.

Happy Family (2004)

Eine Familienfeier möchte man bei dieser koreanischen Familie nicht organisieren müssen. Denn die Verwandtschaft der aus Korea stammenden und in Berlin lebenden Hesook Sohn ist über drei Kontinente verstreut – in der heutigen Zeit keine Seltenheit mehr.

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Meinungen

A. Augustin · 24.04.2006

In ihrem Film schafft es Heesook, dass wir die Befremdlichkeiten und Ängste und Ahnungen, die wir alle in uns spüren, wiederfinden. Wir sehen eine sehr spezielle Familiengeschichte, doch in all der Fremdheit gibt es diese große Gemeinsamkeit: wir sind Menschen. Menschen wissen nicht immer, was richtig ist, Menschen verletzen einander und Menschen wollen vor sich selbst bestehen, egal wie schlecht die Aussichten sind. Wir alle sind Heesooks Familie.