Hannah

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Eingesperrt im eigenen Leben

Hannah (Nina Hoss) ist eine junge Frau, die sich fast ausschließlich zwischen ihrer kühl eingerichteten und mit vielen Schlössern gesicherten Wohnung und ihrem Arbeitsplatz, einem Fotolabor bewegt. Und obwohl sie einen Freund (Matthias Brandt) und eine kleinen Tochter (Isabel Bongard) hat, die bei ihren Eltern lebt, kommt niemand so recht an sie heran, mit unbewegter Miene pflegt sie seltsame Rituale und Regeln, lehnt jede Annäherung ab, bleibt für sich allein, verschlossen, traurig und auch unter Menschen einsam – eine seltsame Frau voller Rätsel. Man ahnt schnell, dass die junge Frau ein dunkles Geheimnis verbirgt, dass in ihrer Vergangenheit etwas passiert ist, an das Hannah nicht mehr erinnert werden will. Doch das mühsam Verdrängte taucht einfach wieder auf, plötzlich findet Hannah Bilder aus einem früheren Leben in den Bestellungen fremder Kunden oder in ihrer vielfach gesicherten Wohnung auftauchen, Bilder aus jener Zeit, als noch alles in ihrem Leben in Ordnung war. Wer beobachtet sie, wer verbirgt sich hinter dem geheimnisvollen Fremden, der ihr Leben aus der sorgsam gehüteten Balance bringt? Besteht eine konkrete Gefahr oder sind es lediglich die Schatten der Vergangenheit, die sich den Weg ins Bewusstsein suchen? In die Enge getrieben macht sich Hannah auf, um das Rätsel zu lüften und stößt auf ihre große Liebe, die sich unversehens aus der Vergangenheit in ihr Leben drängt…
Leben mit Hannah, so hieß Erica von Moellers Debütfilm ursprünglich, der anfangs für „Das kleine Fernsehspiel“ im ZDF produziert worden war und der erst sehr spät auch für den Einsatz in den Kinos vorgesehen wurde. Gutmöglich, dass für diesen Entschluss auch der Silberne Bär für Nina Hoss in Yella, eine Rolle spielte, zumal Erica von Moellers Film mit seiner unterkühlten, psychologisierenden Erzählweise durchaus ein wenig an Christian Petzolds Filme erinnert. Allerdings verstrickt sich der Film ein wenig in der Vielzahl von Themen und Genres, zwischen denen er angesiedelt ist – im Dickicht zwischen Liebesfilm, Psychothriller und Beziehungsdrama werden leider nicht alle Fäden, die der Film zunächst aufnimmt, auch zu Ende geführt. Traumwandlerisch stilsicher hingegen präsentiert sich die Kameraarbeit von Sophie Maintigneux, die die Atmosphäre des Films mit klinischer Ruhe und Genauigkeit einfängt, und die durch die Bank weg exzellenten Schauspieler, denen ein etwas ausgefeilteres Skript zu wünschen gewesen wäre. So aber verliert sich der Film ein wenig im Angedeuteten und Fragmentarischen.

Hannah

Hannah (Nina Hoss) ist eine junge Frau, die sich fast ausschließlich zwischen ihrer kühl eingerichteten und mit vielen Schlössern gesicherten Wohnung und ihrem Arbeitsplatz, einem Fotolabor bewegt.
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