Hallam Foe – Anständig durchgeknallt (2007)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Little Ödipus in Edinburgh

Hallam Foe (Jamie Bell) ist ein Teenager aus Schottland, der es nicht leicht hat. Seit sich seine Mutter vor zwei Jahren das Leben nahm, sucht der Junge nach Erklärungen für ihren Tod und findet diese in Gestalt seiner Stiefmutter (Claire Forlani). Da sein Vater (Ciarán Hinds) bereits vor dem Tod seiner Gattin ein Verhältnis mit der neuen Frau an seiner Seite hatte, steht für Hallam außer Frage, dass diese seine Mutter ermordet hat, um die Nebenbuhlerin aus dem Weg zu schaffen und den Besitz der Foes an sich zu bringen — so zumindest ist die Interpretation des Jungen, der den Tod seiner Mutter nicht überwunden hat. Das Trauma hat bewirkt, dass Hallam seltsame Verhaltensformen angenommen hat – so beobachtet er aus dem Wunsch nach Nähe heraus Liebespärchen und erschrickt diese in abenteuerlicher Kostümierung. Außerdem zieht er sich wie ein Einsiedler in sein Baumhaus zurück, wo seine Mutter als überlebensgroßes Porträt die Wand schmückt. Als seine verhasste Stiefmutter ihn verführt, hat Hallam genug und flieht vor der unerträglichen Situation nach Edinburgh, wo er einen Job in einem Hotel annimmt. Doch es ist nicht der Wunsch danach, auf den eigenen Füßen zu stehen, die ihn zu diesem Schritt veranlassen, sondern die junge Hotelangestellte Kate (Sophia Myles), die fatalerweise seiner verstorbenen Mutter ähnelt. Schnell entdeckt Hallam, dass er von einem Turm der Stadt Kates Wohnung beobachten kann. Die Situation spitzt sich zu, als Kate und Hallam sich näher kommen und die Eltern des Jungen auf eine Klärung der familiären Lage drängen…

Es sind vor allem die jungen Darsteller, die Frische der Inszenierung und der gelungene Einsatz von Brit-Pop-Stücken, die Hallam Foe auf den ersten Blick als Film in der Tradition von Trainspotting erscheinen lassen. Das kann aber kaum darüber hinwegtäuschen, dass David Mackenzies (Young Adam) Film es doch zu ernst meint mit seinem Hang zur Psychologisierung, um als hippes Porträt eines schrägen schottischen Teenagers wahrgenommen zu werden. Bisweilen wirkt es so, als habe der Regisseur eigentlich zwei Filme drehen wollen: eine flotte Coming-of-Age-Geschichte und ein schwermütiges Psychodrama – mit der Konsequenz, dass letztlich beide scheitern, wenngleich das Ganze zumindest recht unterhaltsam geworden ist.
 

Hallam Foe – Anständig durchgeknallt (2007)

Hallam Foe (Jamie Bell) ist ein Teenager aus Schottland, der es nicht leicht hat. Seit sich seine Mutter vor zwei Jahren das Leben nahm, sucht der Junge nach Erklärungen für ihren Tod.

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