Halbe Brüder (2015)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Treffen sich ein Deutscher, ein Türke und ein Afrikaner. Sie sind Halbbrüder.

Halbe Brüder ist der Stoff, den man direkt nach einem US-Remake schreien hört. Es ist eine simple, aber amüsante Grundidee, die universell funktioniert, hier aber besonders, weil es Regisseur Christan Alvart gelungen ist, drei Schauspieler zu finden, zwischen denen eine geradezu unheimlich gute Chemie besteht.

Julian (Sido), Yasin (Fahri Yardim) und Addi (Tedros Teclebrahn) lernen sich beim Notar kennen. Der verkündet, dass sie alle dieselbe Mutter hatten, eine Nonne, die nun verstorben ist. Aber sie hat den Söhnen etwas hinterlassen: 120.000 Euro. Wie sich herausstellt, kommt man an das Geld aber nicht leicht ran. Es wird eine Schatzsuche, die das ungleiche Trio auf eine Reise quer durch die Republik führt, wobei sie ihre Väter und einander besser kennenlernen. Das Familiengefühl ist groß, weswegen es Julian umso mehr zu schaffen macht, dass er seine Brüder abzocken muss, wenn er nicht von einem Kredithai zu Hackfleisch verarbeitet werden will.

Mit knapp zwei Stunden Laufzeit ist Halbe Brüder zwar einen Tick zu lang geraten, dank des gut aufgelegten Trios sieht man das aber gerne nach. Zumal die Struktur des Films episodisch ist, hat man doch eine Quest, bei der peu a peu die einzelnen Stationen abgehakt werden. Das gibt Alvart auch die Gelegenheit, selbst die kleinsten Rollen mit namhaften Mimen zu besetzen, so dass man u.a. Detlev Buck, Ralf Richter, Roberto Blanco, Lilo Wanders, Samuel Finzi und Charly Hübner zu sehen bekommt.

Der Humor ist breit gestreut. Es gibt amüsante Dialoge, aber auch reichlich Situationskomik. Mitunter schießt der Film dabei etwas übers Ziel hinaus, etwa dann, wenn Yasins Odyssee beginnt, wo in der Plattenbausiedlung er sich erleichtern kann. Das ist überzogen, geradezu albern, aber in einem Film, in dem ein Inkassoeintreiber Klopfer heißt und ein rosa Hasenkostüm trägt, ist doch eigentlich eh alles erlaubt.

Um die Geschichte geht es im Grunde auch nicht. Halbe Brüder ist ein Film über Familie. Die, die man sich aussucht, und die, in die man hineingeboren wird – oder die plötzlich in Form von Halbbrüdern vor der Tür steht.

Natürlich bewegt sich der Film in erwartbaren Bahnen. Kaum etwas überrascht wirklich, aber die Mixtur macht es aus, auch und gerade beim Trio eines Deutschen, eines Türken und eines Afrikaners, was mit multikulturellen, aber brüderlichen Spannungen einhergeht. Klar, das betont coole Denglisch von Addi geht schon mal auf die Nerven, ist aber tatsächlich auch ein ganz guter Kommentar auf einen Trend, der so aussieht, dass das Einbetten englischer Vokabeln eine Art von Weltmännischem suggeriert, aber eigentlich nur albern ist.

Halbe Brüder versinkt erfreulicherweise nie im albernen Morast. Immer dann, wenn der Film droht, zu sehr in die Kiste dumpfer Gags zu greifen, findet Alvart doch eine Szene oder einen Moment, der das Ganze wieder erhöht. Letzten Endes ist Halbe Brüder nichts, was besonders originell wäre, aber im Großen und Ganzen höchst amüsant. Und weil das Trio Sido (erstaunlich gut!), Yardim und Teclebrahn so gut harmoniert, würde man sich sogar einen zweiten Teil gefallen lassen.
 

Halbe Brüder (2015)

„Halbe Brüder“ ist der Stoff, den man direkt nach einem US-Remake schreien hört. Es ist eine simple, aber amüsante Grundidee, die universell funktioniert, hier aber besonders, weil es Regisseur Christan Alvart gelungen ist, drei Schauspieler zu finden, zwischen denen eine geradezu unheimlich gute Chemie besteht.

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Meinungen

Ingo · 27.04.2015

Drei Typen die ALLE DREI absolut nicht Schauspielen können mühen sich knapp über 100 Minuten qualvoll ab, ein stinkelangweiliges und vollkommen Unprofessionell geschriebenes Drehbuch umzusetzen. Der Film war Fremdschämen von vorne bis hinten. Bin mit niedrigen Erwartungen rein und zusammen mit drei Bekannten und zwanzig Fremden drumherum fassungslos und frustriert wieder raus.