George Michael – A Different Story

Ein Starschnitt als Film

In den Achtzigern war George Michael so etwas wie die schickste Föhnwelle des Pop-Business: In heute lächerlich naiv wirkenden Videoclips gab sich der Sänger des Erfolgsduos Wham! als sauber geleckter Strahlemann und Traum aller Schwiegermütter. Außerdem bescherte der Menschheit mit Last Christmas einen der Weihnachtssongs, der wohl – wie zu befürchten steht – bis in alle Ewigkeiten halten wird. Auch die nachfolgende Solokarriere berechtigte zu den kühnsten Hoffnungen, sein Album Faith ist mit 10 Millionen verkauften Exemplaren auch heute noch eine der erfolgreichsten Platten aller Zeiten. Doch dann veränderte sich etwas im Leben des Sängers: Die Zyklen zwischen den Alben wurden immer länger, die Auftritte in der Öffentlichkeit immer seltener, man munkelte von künstlerischen Differenzen mit der Plattenfirma und schließlich erfolgte 1998 die Festnahme in L.A. und damit das unfreiwillige Coming-Out, das der Karriere den endgültigen Todesstoß zu versetzen schien. Die ganze Tragik dieses Abstiegs liegt vor allem darin begründet, dass das aus heutiger Sicht durchaus vermeidbar gewesen wäre, doch der Weg, den George Michael gegangen ist, ist durchaus auch als eine schmerzhafte Loslösung von Fremdbestimmung und als Identitätsfindungsprozess zu sehen. Heute wirkt der Superstar von einst befreit, souverän und glücklich, doch die versprochene Nabelschau gelingt nur teilweise.

Denn wirklich anders ist die Dokumentation entgegen der Ankündigung im Titel nicht geworden, im Gegenteil. Statt nachzuhaken und den Ursachen und Gründen für den Karriereknick nachzugehen, bleibt George Michael – A Different Story hübsch an der sorgsam gepflegten Oberfläche, nimmt kritiklos alle Geständnisse des einstmaligen Superstars hin und reproduziert so lediglich das sorgsam aufgebaute Image des Sängers, was freilich wenig wundert, wenn man weiß, dass die Idee zu diesem Film von Michael selbst stammt und sein Manager als Produzent fungiert. Selten gewährt der scheue Star von einst wirklich Einblick in sein Seelenleben, wenngleich er immer wieder aufzeigt, dass er seine Person und den Weg, den er genommen hat, durchaus kritisch und oft sogar selbstironisch wahrnimmt. Doch zugleich wirkt diese Distanz gegenüber sich selbst auch als Hemmschuh, die verbirgt, was besser nicht das Licht der Öffentlichkeit erblicken soll. Insofern ist George Michael – A Different Story definitiv ein Film für Fans und eine Rekapitulation der bisherigen Karriere, denn der Sänger hat angekündigt, der Musik zwar weiterhin treu zu bleiben, aber nicht mehr als Popstar aufzutreten. Sehenswert, aber des öfteren zu sehr an genau jener Oberfläche verbleibend, die – wollte man eine Lehre aus George Michaels Story ziehen – der Grund für das grandiose Scheitern des Sängers ist.

George Michael – A Different Story

In den Achtzigern war George Michael so etwas wie die schickste Föhnwelle des Pop-Business: In heute lächerlich naiv wirkenden Videoclips gab sich der Sänger des Erfolgsduos Wham! als sauber geleckter Strahlemann und Traum aller Schwiegermütter.

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Meinungen

biggyl · 23.03.2007

George Michael ist einfach nur geil und supersüß! Da kann keiner was dran ändern, das ist halt so!!!!!!!!!!!!