Gemeinsam wohnt man besser

Von der Wohnungsnot zur turbulenten Tugend

Eine bezahlbare und bewohnbare Bleibe zu finden, ist angesichts stetig steigender Mieten und gleichzeitig gering budgetierter Bedürftiger eine schwerlastige Angelegenheit, einmal mehr in der kostspieligen Metropole Paris. Ist sie auch sonst so einfallsreich wie umtriebig, brennt dieses Problem bei der agilen Studentin Manuela (Bérengère Krief) gerade ganz gehörig. Ihr Liebster befindet sich seit geraumer Zeit in südlichen Surfgefilden, wo er angeblich auch ein hübsches Haus für sie klarmacht, und ihre letzte Unterkunft musste sie auf Grund von desolaten Zuständen und säumigen Zahlungen schlagartig verlassen. Nun ist nicht nur guter Rat teuer, und als sie auf ihre Anzeige an der Pinnwand einer Bäckerei den Anruf eines älteren Mannes erhält, drängt sie auf einen sofortigen Termin und rauscht hoffnungsfroh zur Wohnungsbesichtigung, die ihr geradezu ein Paradies offenbart: Ein geräumiges, komfortables und bestens gepflegtes Groß- und Mehrraumappartement in bester Lage, allein von einem Witwer bewohnt, der sie bereitwillig herumführt.
Allerdings hat sich jener Witwer nur versehentlich bei Manuela gemeldet, sucht der wohlhabende, pensionierte Arzt Hubert (André Dussollier), der recht isoliert lebt, doch vielmehr eine Putzfrau, die keinesfalls bei ihm einziehen soll. Hatte Hubert gerade eine von seinem vergnügungsfreudigen Freund Samuel (Nicolas Marié) geplante Reise nach Marrakesch mit zwei flotten femininen Fegern ausgeschlagen, will er sich auf Anraten der netten Verkäuferin von nebenan nun zumindest dem schleichenden Verschlunzen entziehen. Das Missverständnis, das Manuela als vermeintliche Putzfrau und Hubert als grantig-scheuen Eigentümer einer Wohnung mit mehreren unbenutzten Zimmern nun zusammenführt, bildet die Basis der französischen Komödie Gemeinsam wohnt man besser. Denn Manuela wird Hubert mit der moralischen Keule überreden, ihr einen Raum seines Domizils – natürlich nur vorübergehend – zur Verfügung zu stellen. Damit bahnt sich eine Wohngemeinschaft an, die bald noch durch die Krankenschwester Marion (Julia Piaton) und den Anwalt Paul-Gérard (Arnaud Ducret) ergänzt wird, dessen Sohn beizeiten auch noch zu Besuch kommt …

Das Szenario einer mehr oder weniger unfreiwilligen WG mit mehr oder weniger schrägen Typen unterschiedlicher Sorte bietet sich geradezu als variabler Stoff für eine wohllaunige Komödie an, die auf Situationskomik mit ernsthaften bis sentimentalen Sequenzen und Hintergründen setzt. Überwiegend unaufgeregt und eher schelmisch als satirisch hat sich Regisseur François Desagnat mit seinem Drehbuchteam dieses Themas angenommen, wobei er dem souveränen André Dussollier, der 2016 siebzig wurde, die quirlige Humoristin Bérengère Krief als energische, jugendlich anmutende Gegenspielerin aufgehalst hat, die sich dann rasch zu einem Segen entwickelt. Auch das übrige Ensemble weiß kernig zu agieren, was bereits die Hälfte der gelungenen, in Ansätzen sozialkritisch geratenen Komödie ausmacht. Fließt die Dramaturgie zunächst recht unspektakulär, doch ansprechend dahin, entsteht dann schließlich mit der haarsträubenden Geschichte kurioser, verbotener „Haustiere“ ein später Höhepunkt, der allerdings den bisherigen Charakter des Films tüchtig karikiert.

Die Kombination aus heiterer Komödie und milder bis deutlicher Anspielung auf ernsthafte, aktuelle und vielschichtige gesellschaftliche Hintergründe gerät hier recht ausgewogen und thematisch dicht. Die Anbahnung einer Tochter-Vater ähnlichen Beziehung zwischen der wilden Manuela und dem vereinsamten Hubert, die Trennungsgeschichte Paul-Gérards sowie die Erfahrung Marions, dass ein besonders sympathischer Patient stirbt – diese und einige Komponenten mehr tauchen stimmig am Rande und inmitten der wohligen Witze und Turbulenzen auf. Das Ende, das wieder zur sanft-schrägen, doch nicht überzeichneten Stimmung des Anfangs zurückkehrt, vermag es dann mit seiner schlichten Versöhnlichkeit, gewisse Nachdenklichkeiten zu eröffnen. Dass die Botschaft des Films in Richtung moderner, wie auch immer gearteter Zusammenschlüsse von individuellen Lebensräumen im Alltag zielt, transportiert bereits deutlich der deutsche Titel Gemeinsam wohnt man besser – ein positives Postulat, das sicherlich schon heute und in Zukunft umso mehr so mancher Wohnraumsuchende oder potenzielle -anbieter bedenken muss.

Marie Anderson

Gemeinsam wohnt man besser

Eine bezahlbare und bewohnbare Bleibe zu finden, ist angesichts stetig steigender Mieten und gleichzeitig gering budgetierter Bedürftiger eine schwerlastige Angelegenheit, einmal mehr in der kostspieligen Metropole Paris. Ist sie auch sonst so einfallsreich wie umtriebig, brennt dieses Problem bei der agilen Studentin Manuela (Bérengère Krief) gerade ganz gehörig.
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