Wie weit noch?

Eine Filmkritik von Red.

Mit "Hoffnung" und "Traurigkeit" unterwegs durch Ecuador

In einem Bus in Ecuador treffen sie aufeinander: Die junge Esperanza (Tania Martinez) aus Barcelona, die jedes Jahr zu einer großen Reise aufbricht und die einheimische Studentin Teresa (Cecilla Vallejo) aus der Hauptstadt Quito, die sich selbst „Tristeza“ nennt und die mit einem klaren Ziel unterwegs ist – sie will ihren Geliebten in Cuenca davon abhalten, eine andere Frau zu heiraten. Schon die Namen der beiden – Esperanza heißt Hoffnung, während Tristeza Traurigkeit bedeutet – machen deutlich, wie unterschiedlich diese beiden Frauen sind, wie verschieden ihr Blick auf die Welt und auf das Leben ist. Das beginnt schon bei der Sprache – obwohl beide spanisch sprechen, ist der Unterschied in der Aussprache selbst für Laien deutlich wahrnehmbar. Und während die Touristin aus Europa ihre Kenntnisse und Perspektiven vor allem ihrem „Lonely Planet“- Reiseführer verdankt, kennt Teresa die Probleme des Landes genau und will nicht, dass man Ecuador nur als Anhäufung von Klischees aus dritter Hand wahrnimmt. Als der Bus auf halber Strecke wegen eines Streiks und einer Straßenblockade nicht mehr weiterfahren kann, machen sich die beiden Frauen gemeinsam weiter auf die Reise, um ans Ziel zu kommen. Im Verlauf der noch vor ihnen liegenden Wegstrecke durch ein seltsam entvölkert wirkendes Ecuador näheren sich die Betrachtungsweise der beiden jungen Frauen unweigerlich aneinander an, erleben sie gemeinsam Begegnungen mit anderen Menschen, die wie sie unterwegs sind.
Schließlich taucht aus dem Nebel der Berge ein dürrer Mann (Pancho Aguirre) auf, der sich Jesús nennt und der eine Urne mit der Asche seiner Großmutter nach Cuena bringen will. Mit diesem seltsamen neuen Reisegefährten, dessen Überlegtheit und entspannte Weltsicht vor allem auf die unglückliche Teresa einigen Eindruck macht, setzen sie den Weg durch das Hochland fort und begegnen Andre (Fausto Mino), der zur Hochzeit von Teresas Geliebtem unterwegs ist. Wie alle Begegnungen zuvor, so wird auch dieses Aufeinandertreffen die Perspektive weiten, den Blick schärfen darauf, wie das Leben und die Menschen wirklich sind.

Mal heiter, mal eher melancholisch erzählt die ecuadorianische Regisseurin Tania Hermida in ihrem bemerkenswerten Debütspielfilm Wie weit noch? / Qué tan lejos? vom Reisen als Parabel auf das Leben, von den falschen Bildern und Vorstellungen, die wir uns oft von Menschen und Ländern machen und davon, wie Begegnungen mit Anderen diese Trugbilder zwangsläufig verändern. Das ist zwar nicht unbedingt neu, aber in diesem Film mit sehr viel natürlichem Charme und – natürlich – großartigen Landschaftsaufnahmen aus den Anden gefilmt. In Ihrer Heimat avancierte Wie weit noch? zum erfolgreichsten Film überhaupt. Nun gibt es diese filmische Perle auch in deutschen Kinos zu entdecken. Es lohnt sich.

Wie weit noch?

In einem Bus in Ecuador treffen sie aufeinander: Die junge Esperanza (Tania Martinez) aus Barcelona, die jedes Jahr zu einer großen Reise aufbricht und die einheimische Studentin Teresa (Cecilla Vallejo) aus der Hauptstadt Quito, die sich selbst „Tristeza“ nennt und die mit einem klaren Ziel unterwegs ist – sie will ihren Geliebten in Cuenca davon abhalten, eine andere Frau zu heiraten.
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Meinungen

Kino · 03.12.2010

Der Film plätschert so dahin, ohne einen wirklich mitzunehmen, oder zum Nachdenken anzuregen. war enttäuscht... und das wirkliche Leben in Südamerika spiegelt er auch in keinster Weise wieder (habe mal ein Jahr in Chile gelebt, was Ecuador ja nicht unähnlich ist). Alles in allem: ganz nett, aber keinen Kinobesuch wert...