When A Man Falls In The Forest

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Berlinale Wettbewerb

Normalerweise arbeitet Gary (Timothy Hutton) nicht so lange in seiner Firma, doch als er eines Abends am Schreibtisch einschläft, sieht er sich plötzlich dem Hausmeister gegenüber, der seit acht Jahren in der gleichen Firma arbeitet und dem Gary noch nie begegnet ist. Nun aber steht er dieser traurigen Gestalt mit dem riesigen Kassengestell und den an den Kopf geklatschten Haaren gegenüber und erkennt in ihm einen ehemaligen Schulkameraden, der bereits damals ständig von allen gehänselt wurde. Befleißigt durch die zufällige Begegnung mit dem grenzdebilen, autistischen, vielleicht aber auch soziopathischen Bill (Dylan Baker) – wer weiß das schon so genau? – nimmt Gray Kontakt mit einem ebenfalls schwer vom Leben gebeutelten High-School-Freund auf, trifft sich auf ein paar Bier und versucht seiner Frau Karen wieder nahe zu kommen. Die allerdings gibt sich spröde bis schwer beleidigt, klaut zur ehelichen Frustbewältigung ein paar Klamotten im Kaufhaus und stellt sich dabei so dämlich an, dass sie natürlich prompt erwischt wird. Bill wird derweil zufällig Zeuge der handgreiflichen ehelichen Auseinandersetzungen und träumt nachts davon, als strahlender Held die blonde Nachbarin vor dem Wüten und den sexuellen Übergriffen zu retten – zur Not unter Zuhilfenahme einer Machete. Klar, dass so viel geballtes menschliches Elend natürlich nicht gut enden kann…

Um es kurz zu machen: When a Man Falls in the Forest ist ein absolut unsäglicher Film, der nur in einer Hinsicht ausgewogen und gut ausbalanciert war: Er nervte genauso wie er langweilte. Für etwas Unterhaltung in dem tränenschweren Schluchzdrama, der dem geneigten Zuschauer allerdings nur die Tränen der Verzweiflung in die Augen trieb, sorgte zumindest der tumbe Tor Bill, dessen wilde Tagträume wenigstens für einige Lacher sorgten, bei denen man allerdings das reichlich üble Gefühl nicht los wurde, dass sich hier ein Regisseur auf Kosten einer seiner – zudem eher bedauernswerten — Figuren amüsiert, was die Scherze dann nicht wirklich besser machte. Warum Sharon Stone dieses unausgegorene Machwerk, das ein echtes Ärgernis war, auch noch produzieren musste, das gehört wohl zu den Geheimnissen dieser Berlinale. Aber Hand aufs Herz: So wirklich interessiert das auch niemanden mehr.
 

When A Man Falls In The Forest

Normalerweise arbeitet Gary (Timothy Hutton) nicht so lange in seiner Firma, doch als er eines Abends am Schreibtisch einschläft, sieht er sich plötzlich dem Hausmeister gegenüber.

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Meinungen

indiefilms · 19.02.2007

obgleich der film durch jede kritik durchgefallen ist, fand ich den film wirklich gut. an den schauspielerischen leistungen, gerade eines genialen tim hutton, konnte man im grunde nix aussetzen und auch die story war interessant. halt anders als der übrige happy-ending-hollywood-kitsch. auch gestandene nebendarsteller wie pruitt taylor vince und dylan baker überzeugten in diesem indiefilm von dem erst 26-jährigen Ryan Eslinger. bei der premiere im berlinale-palast erhielt tim hutton während des Films (als er auf den AB seiner frau spricht) übrigens szenenapplaus...für den indiefilmliebhaber unabdingbar und für fans von tim hutton ein absolutes muss.