Werner Herzog - Frühe Jahre

Eine Filmkritik von Mike Swain

5 x Herzog

Werner Herzog ist eines der Urgesteine des deutschen Films und einer der wenigen deutschen Regisseure von internationalem Renommee. Bekannt ist Herzog vor allem wegen Filmen wie Cobra Verde oder Fitzcarraldo. Die vorliegende Edition Werner Herzog – Frühe Jahre enthält fünf Filme aus der frühen Schaffensphase Herzogs von 1969 bis 1977, aus der Zeit also, die das Entstehen des „Neuen deutschen Films“ erlebte. Es durfte experimentiert und ausprobiert werden, die Zuschauer sollten, ja mussten, mit neuen Sichtweisen und einer radikal veränderten Filmästhetik konfrontiert werden. Opas Kino ist tot, so lautete die Devise, die auch durch die Bandbreite und Vielfalt der Edition belegt wird.
Lebenszeichen aus dem Jahre 1968 war Werner Herzogs Durchbruch in der deutschen Filmszene. Auf der Berlinale 1968 wurde der Film mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet, wenig später erhielt Herzog auch den Deutschen Filmpreis in Silber. Fortan war der Regisseur nicht mehr aus dem deutschen Filmbetrieb wegzudenken. Lebenszeichen erzählt von dem Soldaten Stroszek, der gegen Ende des Zweiten Weltkrieges auf der griechischen Insel Kos mit Frau und Kameraden ein Munitionsdepot bewacht. Stroszek ist der Sinnlosigkeit dieser Aufgabe psychisch nicht gewachsen. Beim Warten auf den Feind in der drückenden Hitze verliert er nach und nach den Verstand.

Auch Zwerge haben klein angefangen von 1969 kann getrost als filmisches Experiment bezeichnet werden. In surrealen Bildern lässt Herzog die Bewohner eines Erziehungsheimes in einer abgelegenen kargen Provinz einen Ausflug planen. Aus disziplinarischen Gründen dürfen einige der kleinwüchsigen Insassen nicht teilnehmen. Die Zurückgelassenen nutzen die Abwesenheit des Direktors und der meisten seiner Zöglinge zum Ausbruch aus der gewohnten Ordnung.

Fata Morgana (1971) ist ein weiterer Beleg für Herzogs Freude am filmischen Experiment und der Grenzüberschreitung. Herzog verbindet Landschaftsaufnahmen der afrikanischen Wüste mit halluzinativen Szenen und poetischen Bildern. Seine Mentorin Lotte Eisner liest aus einer guatemaltekischen Erschaffungssaga. Unterlegt ist die Collage mit Musik von Johnny Cash und Leonard Cohen.

Kaspar Hauser — Jeder für sich und Gott gegen alle (1974) markiert die erste Zusammenarbeit zwischen Werner Herzog und Bruno S.. Herzog war von dem Berliner Amateurschauspieler und Unikum Bruno S. und dessen Schauspieltalent so fasziniert, dass er ihn auf der Stelle für seine Version des Kaspar Hauser engagierte. Basierend auf Originaldokumenten rekonstruiert Herzog die Geschichte des Kaspar Hauser, der 1829 in Nürnberg wie aus dem Nichts auftauchte. Der junge Mann kann kaum gehen und sprechen. Sein Leben lang war er in einem Kellerloch eingesperrt, ohne jeden menschlichen Kontakt. Stolze drei Preise konnte der Film 1975 auf dem Filmfestival in Cannes erringen.

Stroszek (1977) markiert die zweite Zusammenarbeit mit Bruno S.. Ursprünglich wollte Herzog Bruno S. in seiner Verfilmung des Woyzeck besetzen, entschied sich dann aber doch für Klaus Kinski. Quasi als Entschädigung schrieb Herzog in kürzester Zeit Bruno S. eine maßgeschneiderte Rolle auf Leib.

Auf der Suche nach dem großen Glück wandert der Kleinganove und Straßensänger Bruno S. kurz nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis samt Freundin Eva und Nachbar Scheitz nach Amerika aus. Das ungewöhnliche Trio will auf der anderen Seite des Ozeans das Glück finden. In einem Wohnwagen in Wisconsin glauben sie am Ziel angelangt zu sein. Doch ihr Glück ist nur von kurzer Dauer. Nach Zahlungsschwierigkeiten wird der Wohnwagen versteigert und der Traum zerplatzt.

Ergänzt wird die Edition durch den Dokumentarfilm Was ich bin, sind meine Filme von Christian Weisenborn.

Werner Herzog - Frühe Jahre

Werner Herzog ist eines der Urgesteine des deutschen Films und einer der wenigen deutschen Regisseure von internationalem Renommee.
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