Wer´s glaubt wird selig (2012)

Ein Atheist in Bayern

Es könnte eine Reihe großer Lebensweisheiten werden: Erst hieß es Wer früher stirbt, ist länger tot, nun belehrt uns Marcus H. Rosenmüller mit der Phrase Wer´s glaubt wird selig. Und wie schon erstgenannter Film hat auch die neue bayrische Komödie großes Unterhaltungspotential.
Georg (Christian Ulmen) ist einst der Liebe wegen aus dem Norden in die bayrische Provinz gezogen. Doch mit dem Schnee sind nicht nur die Touristen, sondern auch die Lebensfreude aus dem Ort verschwunden. Als dann auch noch die fromme Schwiegermutter (Hannelore Elsner) auf höchst ungewöhnliche Weise das Zeitliche segnet, sieht Georg Handlungsbedarf. Das Dorf muss für Touristen wieder attraktiver werden, dann wird es wieder Arbeit geben und auch seine Ehe mit Emilie (Marie Leuenberger) wird sich nach langer Durststrecke wieder erholen. Doch welche Attraktion könnte man feilbieten? Georg hat eine zündende Idee: Seine jüngst dahingeschiedene Schwiegermutter soll heilig gesprochen und das Provinznest in einen Wallfahrtsort verwandelt werden. Erst einmal aber müssen er und seine Freunde den päpstlichen Gesandten von den Wundertaten der „Heiligen Daisy“ überzeugen.

Marcus H. Rosenmüller siedelt Wer’s glaubt wird selig wie gewohnt im ländlichen Süddeutschland an. Glücklicherweise bedarf es keiner höheren Bayrischkenntnisse, um den Dialogen seines Films zu folgen. Zudem wird die Geschichte in der Rückblende durch den zugezogenen Georg erzählt, der – von einem leichten nordischen Einschlag abgesehen – gut verständliches Hochdeutsch spricht. Obwohl die religiöse Thematik hier starken Lokalkolorit versprüht, ist Wer’s glaubt wird selig keine rein bayrische Geschichte. Das Drehbuch von Jeremy Leven birgt ein universales Unterhaltungspotential, das weit über die bajuwarischen Grenzen hinaus reicht.

Ein weiteres Mal besticht Rosenmüller durch seinen charmanten und dennoch morbiden Humor, für den auch Themen wie Tod und Religion keine Tabus darstellen. Mit einigen wenigen Slapstick-Elementen entsteht die Komik hauptsächlich aus den Charakteren heraus. Insbesondere das Aufeinandertreffen des säkular denkenden Norddeutschen, der sich gerne mal einen Witz auf Kosten des Allmächtigen erlaubt, mit der katholischen Frömmigkeit sorgt immer wieder für Lacher. Christian Ulmen kann hier sein komödiantisches Talent voll entfalten und das Publikum für seine Figur einnehmen. Wie es sich für den klassischen Komödienhelden gehört, will Georg nur das Beste und sorgt doch für großes Chaos. Dieses vertraute Konzept gaukelt dem Publikum zunächst vor, die Geschichte sei vorhersehbar. Das Ende hält aber auch für geschulte Kino-Augen noch eine kleine Überraschung parat.

Allein die Idee, eine im Grunde verhasste Schwiegermutter aus finanzieller Not heilig sprechen zu lassen und ihr angebliche Wunder anzudichten, ist bereits ein Schmunzeln wert. Diese herrlich komische Haupthandlung wird jedoch darüber hinaus noch durch einen Subplot ergänzt, der sich dem ermittelnden Priester widmet. Denn auch der vom Vatikan entsandte Pater Paolo (Fahri Yardim) hat etwas zu verbergen. So spinnen Rosenmüller und Leven ihre Storyline aus zwei Strängen, die gleichermaßen unterhaltend die Spannung aufrecht erhalten.

Die christliche Religion wird trotz des komödiantischen Konzepts nicht der vollen Lächerlichkeit preisgegeben. Vielmehr macht Wer’s glaubt wird selig ein wenig Werbung dafür, an eine höhere Macht und Wunder zu glauben. Die Frage nach der realen Existenz dieser Macht und ihrer Wunder wird jedoch in einer angenehmen Ambivalenz belassen, so dass der Zuschauer letztendlich selbst entscheiden darf, wie er sich dem Thema Religion gegenüber positioniert. Dass negative Aspekte der katholischen Kirche weder direkt noch ironisch thematisiert werden und der Papst (Nikolaus Paryla) als überaus liebevolle und menschennahe Person charakterisiert wird, zeigt am Ende aber doch, dass Wer’s glaubt wird selig ein bayrischer Film ist.

Eine grandios witzige Idee, liebevoll geformte Charaktere und eine gelungene Storyline machen Wer’s glaubt wird selig zu einem unterhaltsamen und sehenswerten Film aus deutschen Landen, der sich erfrischend von den austauschbaren Romantic Comedys abhebt, die zur Zeit im deutschen Film nach amerikanischem Vorbild am Fließband produziert werden.

(Sophie Charlotte Rieger, zuerst veröffentlicht bei filmosophie.com)

Wer´s glaubt wird selig (2012)

Es könnte eine Reihe großer Lebensweisheiten werden: Erst hieß es „Wer früher stirbt, ist länger tot“, nun belehrt uns Marcus H. Rosenmüller mit der Phrase „Wer’s glaubt, wird selig“. Und wie schon erstgenannter Film hat auch die neue bayrische Komödie großes Unterhaltungspotential.
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Meinungen

Julian Rappolt · 12.09.2012

Superlustig!!!

Jörg · 27.08.2012

Ich bin nach einer halben Stunde aus dem Kino gegangen. Was mich gestört hat: die Orts- und Landschaftsaufnahmen sind nicht schlüssig zueinander passend, mit der Hauptperson Georg kann ich mich in keinster Weise identifizieren,(er hat etwas teuflisches, was aber nicht richtig ausgearbeitet ist), einige Gags scheinen aus anderen Filmen geklaut zu sein (aus Amelie und Don Camillo und Peppone)und sind nicht besonders gut umgesetzt, die Szenen des Sexfilms finde ich abstoßend. Es sind keinerlei Ähnlichkeiten zu "Wer früher stirbt ist länger tot" zu erkennen.

Siffix · 21.08.2012

Gott der Allmächtige selbst wird in diesem Film dargestellt als ob es ihm am Wichtigsten ist, dass die Menschen möglichst viel Sex haben. Aber Liebe ist viel mehr!
s. 1.Kor.13 (Bibel).

Jagertee · 16.08.2012

Habe lange nicht mehr so gelacht!