Wer ist Hanna? (2011)

Eine Filmkritik von Martin Beck

Das Märchen einer neuen Actionheldin

Da sitzt man in Sucker Punch und denkt sich: „Mensch, was wäre es doch spannend, mal wieder eine richtige Actionheldin zu sehen. Eine, die ohne nuttige Hülsen und behaupteten Feminismus auskommt, sondern einfach nur handelt.“ Und dabei am besten auch noch so glaubwürdig erscheint, wie Saoirse Ronan, die titelgebende Hauptdarstellerin in Joe Wrights erstem Actionfilm Wer ist Hanna?.

Denn Hanna ist eine durchschlagende Killerin, ganz ohne Barbie-Aura. Aber dafür mit einem Vater (Eric Bana), einem ehemaligen CIA-Agenten, der sie jahrelang in schneebedeckter Einsamkeit trainierte und ihr schließlich einen roten Knopf vorsetzt. Mit dem Druck desselbigen beginnt ihre Mission und damit auch ihre Bekanntschaft mit der restlichen Welt. Von Kaspar Hauser in die High Tech Zivilisation ihrer Widersacherin (Cate Blanchett, ebenfalls beim CIA), von einem idyllischen Wintermärchen zu den märchenhaften Ruinen des Berliner Plänterwaldes.

Wer ist Hanna? unterscheidet sich von vielen anderen Actionfilmen durch seine sauber herausgearbeiteten Charaktere. Wo die Geschichte eher in handelsüblichen Bourne-/Salt-Regionen bleibt, entsteht hier Spannung durch die Verbindung interessanter Figuren mit kinetisch inszenierter Action. Hanna mag auf den ersten Blick etwas an Hit Girl aus Kick-Ass erinnern, doch Saoirse Ronan steht weit, weit über einer Kaugummi kauenden Comic-Killerin. Mit der Entwicklung der Geschichte erfolgt auch die Entwicklung ihres Charakters, die Erkundung der neuen Welt geht einher mit ihrer Öffnung Richtung Zuschauer.

Nicht ganz so spannend, aber immer noch sehr gut ist die Figur von Cate Blanchett, die spätestens dann als „böööse“ erkannt wird, wenn Tom Hollander ihren oberzynischen Killschergen heraushängen lässt. Joe Wright bewegt sich auf der schmalen Brücke zwischen bodenständig und spektakulär, und überrascht dabei vor allem, wenn es an die wirklich exzellenten Actionszenen geht. Als Höhepunkt darf ein ohne Schnitt gefilmter Kampf in einer U-Bahn Station genannt werden, aber auch eine Jagd zwischen Schiffscontainern haut richtig rein. Kinetisches, mitreissendes Kino, effektiv unterlegt mit einem rumpelnden Elektronik-Score der Chemical Brothers.

Was Wer ist Hanna? letztendlich aber fehlt, sind wärmende Emotionen – was natürlich Teil des Planes hier ist, aber eben auch eine Bindung des Zuschauers erschwert. Der Film bleibt eher kalt, die immer wieder eingestreuten Märchenmotive (Hanna als Schneewittchen, Hanna als Rotkäppchen, etc.) wirken spätestens im Berliner Plänterwald, wo der leider kaum aufregende Showdown steigt, wie angestrengte Metaphern. Ja ja, ist ja gut, dieser Film platzt bald vor Ebenen. Und hinterlässt dabei aber trotzdem einen frischen Ansatz im Actiongenre, der in seiner reduzierten Konzentration schon fast ein Märchen für sich ist. Nur keine Scheu, hier warten Thrills ohne CGI-unterstützte Superstunts und blendende Zocker-Ästhetik! Es ist wirklich kaum zu glauben…
 

Wer ist Hanna? (2011)

Da sitzt man in „Sucker Punch“ und denkt sich: „Mensch, was wäre es doch spannend, mal wieder eine richtige Actionheldin zu sehen. Eine, die ohne nuttige Hülsen und behaupteten Feminismus auskommt, sondern einfach nur handelt.“ Und dabei am besten auch noch so glaubwürdig erscheint, wie Saoirse Ronan, die titelgebende Hauptdarstellerin in Joe Wrights erstem Actionfilm, „Wer ist Hanna?“.

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Meinungen

Martin Zopick · 28.02.2023

Von der Optik her gesehen überzeugt der Film schon, ebenso wie von der jungen Hauptdarstellerin Saoirse Ronan. Dabei ist der Kontrast zwischen Winteridylle und Wüstenlandschaft durchaus hilfreich. Dazwischen wimmelt es nur so von logischen Knacks oder wichtige Verbindungsstücke werden übergangen. Sogar beim finalen Showdown zwischen Hanna und Marissa Wiegler (Kate Blanchett) mogelt sich die Kamera so über die entscheidenden Einschläge hinweg. Ist anscheinend nicht so wichtig! Dafür schwelgt sie in beeindruckenden Landschaften. Weitere sonderbare Ereignisse befremden wie Hannas erste Kontakte mit elektrischem Strom und dem Fernseher. Das geht bis zum Slapstick. Erstaunlich sicher handhabt sie kurze Zeit später einen PC. Der vorübergehende Familienanschluss mit Campingatmo in Marokko wirkt wie ein aus der Zeit gefallenes Dokument der Alt-68er, mitsamt der Lagerfeuerromantik und den spanischen Zigeunerklängen zu Flamenco. Die Erklärung am Ende über Hannas Herkunft wirkt etwas konstruiert. Trotzdem ist etwas Spannung aufgebaut worden mit komischen Einlagen wie die mit Herrn Grimm (Kommissar Martin Wuttke mit langem Haupthaar), der von der Decke baumelt.
Nicht aus einem Guss mit vielen Unklarheiten. So bleibt es oberflächliche Action, die jeglichen Blick ins Innere der Akteure ablehnt. Nicht einmal in das der Hauptdarstellerin. Am Ende schaut der Zuschauer auf den Titel und das Fragezeichen dahinter. Antworten muss man selber finden. Hanna killt sie alle. Aber ein Killer ist sie nicht.