Wahl der Waffen

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Gnadenloses bis gefühlvolles Gangstertum

Als der alte Berufskriminelle Serge (Pierre Forget) gemeinsam mit dem jungen, heißblütigen Mickey (Gérard Depardieu) in einer Blitzaktion aus dem Knast türmt, verläuft zunächst – abgesehen von gewaltsamen Reibereien mit der Polizei – alles nach Plan für die Ausbrecher, die jedoch bald darauf in eine üble Falle ihrer Komplizen geraten. Stark verwundet sucht Serge mit Mickey Unterschlupf bei dem einstigen Gangster Noël Durieux (Yves Montand), der seit Ewigkeiten die Branche gewechselt hat und mit seiner Frau Nicole (Catherine Deneuve) zurückgezogen auf dem Lande Pferde züchtet. Mit der Ankunft der beiden Flüchtigen auf dem Gehöft entspinnt sich ein komplexes Geflecht an Ereignissen, die eine einstige Garde an berüchtigten Ganoven wieder aufstehen lassen, die dem betagten Kommissar Bonnardot (Michel Galabru) aus alten Zeiten nur allzu bekannt sind …
Es ist das Universum aus vielschichtigen, markanten Figuren, das diesem stimmungsvollen Drama im Kriminellen-Milieu mit seiner wendungsreichen Dramaturgie eine ungeheure Intensität verleiht. Aktionslastige Spannung einerseits sowie ansprechend aufgeladene Emotionen andererseits erzeugen die Geschichte zweier unterschiedlicher Gangster-Generationen, die zueinander in Beziehung treten und dabei gehörig Staub aufwirbeln, nicht zuletzt in den Reihen der Polizei. Im Verlauf der Handlung verwischen sich die Werte und Motivationen der Protagonisten derart, dass die Gesetzeshüter in Person des ehrgeizigen Polizisten Sarlat (Gérard Lanvin) in die Schurkenrolle rutschen, während sich die Kriminellen zunehmend barmherzig auf ein geradezu rührendes Finale hin bewegen, allerdings nicht ohne einen blutigen Showdown zuvor …

Die ausgesprochen menschliche Art, mit welcher die durchweg hervorragenden Darsteller hier miteinander agieren und kommunizieren, verschiebt den Fokus von Wahl der Waffen im Zuge der Geschehnisse immer stärker von Krimi auf Drama. Die Verhältnisse zwischen Durieux und seiner Frau, der Polizisten untereinander sowie zwischen den Gangstern finden eine ausführliche Darstellung, die sich letztlich auf die Beziehung zwischen Durieux und Mickey als tragische Repräsentanten mit respektablem Verständnis füreinander konzentriert. Tauchen bereits während der Geschichte immer wieder Kinder auf, ist es am Ende auch ein kleines, zerbrechliches Wesen, das das Schicksal der (Anti-)Helden bestimmt. Ein ungewöhnlicher, tiefsinniger Krimi mit differenzierten Dimensionen von Gut und Böse, dessen gewagte wie gelungene Charakterzeichnungen ein gewisses Pathos nicht scheuen.

Wahl der Waffen

Als der alte Berufskriminelle Serge (Pierre Forget) gemeinsam mit dem jungen, heißblütigen Mickey (Gérard Depardieu) in einer Blitzaktion aus dem Knast türmt, verläuft zunächst – abgesehen von gewaltsamen Reibereien mit der Polizei – alles nach Plan für die Ausbrecher, die jedoch bald darauf in eine üble Falle ihrer Komplizen geraten.
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