Voll Paula!

Eine Filmkritik von Gregor Ries

Planlos in Köln

Mit der Low-Budget-Produktion Voll Paula! legt Malte Wirtz sein Regiedebüt im Eigenverleih vor. Seine in Köln gedrehte Slacker-Komödie konnte erst durch Crowdfunding fertig gestellt werden. Im Mittelpunkt stehen fünf Protagonisten und ihre von geringem Erfolg gekrönten Schauspielambitionen. Bewusst missachtet Wirtz Erzählkonventionen, wenn die Protagonisten etwa am Anfang und Ende den Zuschauer direkt ansprechen oder sich der Plot allzu sprunghaft entwickelt. Besonders zu Beginn wirkt das Prinzip gewöhnungsbedürftig, bevor sich allmählich eine Handlung heraus schält.
In Tageskapitel eingeteilt, lernt man die ständig plappernde Paula (Eva Luca Klemmt) und ihre Freundin Louise (Karmela Sharko) kennen, die gemeinsam in einer Wohngemeinschaft leben. Louise wird von Nachwuchsschauspieler Donnie (Eric Wendell Carter) umworben, der aber bislang nicht bei ihr landen konnte. Daneben interessiert sich der stets Hut und Schal tragende Möchtegern-Künstler für einen Part in einem geplanten Bluesical. Beim Casting taucht neben Paula und Donnie noch Randolf, genannt Randy (Ulrich Fassnacht), auf. Allerdings vermag der Nachwuchsliedermacher und Kiffer hier genauso wenig zu reüssieren wie seine Konkurrenten. Immerhin verspricht man den meisten die Chance eines zweiten Versuchs.

Bei dem Vorsprechen lernt Paula auch Randys Freund Max (Sebastian Kolb) kennen, doch ihre Verabredungsversuche scheitern stets an beidseitiger Schüchtern- und Unbeholfenheit. Gleichzeitig zeigt „Candy-Randy“ Interesse an Louise, was Donnie keineswegs gefällt, der sich nicht ohne Hintergedanken mit den beiden Kumpanen anfreundet. Aber sowohl in Liebesdingen als auch im Bezug auf ihre Akteurskarrieren kommt das skurrile Quintett nicht wirklich voran.

Zwar beginnt Voll Paula! mit dem Ende, weist aber letztlich keinen richtigen Schluss auf. In Szene gesetzt wurde das Werk in Guerillamanier, was sich schon anhand der Eröffnungsszene ablesen lässt, als ein Passant zufällig ins Bild läuft und nicht weiß, wie er sich verhalten soll. Man hätte die dokumentarisch angelegte Sequenz aber einfach noch einmal drehen können. So besitzt der unabhängig produzierte Erstling mitunter den Charme des Spontanen und Ungeschliffenen, wobei einige Gags zünden, andere dagegen eher albern ausfallen.

Symptomatisch wirken die Szenen, in denen sich Donnie vor dem Date mit Louise von seinem Spiegelbild Flirttipps geben lässt. Beim ersten Mal wirkt diese Fantasieeinlage noch komisch, bei der Wiederholung schon weitaus weniger, während eine dritte Sequenz doch noch den Bogen schließen kann. In manchen Dialogen und auf der Bildebene (mit Filmplakaten etwa von Austin Powers im Hintergrund) verweist Wirtz auf seine Vorbilder. Dazu diskutieren die Charaktere auf der Metaebene über Realität und Filmwelten. Es gibt Tanzeinlagen und eine Verfolgungsjagd in Stummfilmmanier im Hommage-Prinzip eines Marty Feldman. Jedoch erscheint der Grund, warum Max ständig von drei Schlägern durch die Stadt gejagt wird, letztlich an den Haaren herbei gezogen.

Die Leistungen der jungen Darsteller wirken durchwachsen. Als Gastauftritte geben sich Karsten Speck als Theaterregisseur und Claus Wilcke als Impressario beim Casting-Intermezzo die Ehre, bei dem sich der Ansturm in Grenzen hält. Gerade Wilcke (zuletzt Iron Sky) sollte als alter Boulevardtheater-Hase allerdings wissen, dass Komik besser zum Tragen kommt, wenn man eine Rolle ernsthaft anlegt.

Vom Konzept erinnert Voll Paula! als Porträt einer von Ziellosigkeit und Unentschiedenheit geprägten Szene an die frühen Independentarbeiten eines Hal Hartley, ohne deren Geschliffenheit und Timing zu erreichen. Es wird sich zeigen, ob Malte Wirtz dies in seinen nächsten Regiearbeiten präziser treffen kann.

Voll Paula!

Mit der Low-Budget-Produktion „Voll Paula!“ legt Malte Wirtz sein Regiedebüt im Eigenverleih vor. Seine in Köln gedrehte Slacker-Komödie konnte erst durch Crowdfunding fertig gestellt werden. Im Mittelpunkt stehen fünf Protagonisten und ihre von geringem Erfolg gekrönten Schauspielambitionen.
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