Valerie

Eine Filmkritik von Silvy Pommerenke

Poetischer Abgesang auf die Liebe

Valerie (Franka Potente) pendelt als beruflich erfolgreiche Frau zwischen Berlin und Los Angeles hin und her. Als ihr Lebensgefährte durch eine Infektionskrankheit ins Koma fällt, zeichnet sie ihm Videobotschaften für die Zeit danach auf. Ihre visuelle Ansprache an den Geliebten wird schnell zu einer Reflexion über die Liebe und führt zur kritischen Auseinandersetzung des Seins. Kein leichter Stoff, aber dafür umso erstaunlicher in seiner Umsetzung. Auch wenn diese Meinung nicht von jedem geteilt werden wird, denn der Film führt unweigerlich zur Polarisierung.
Erst monologisierte Hannelore Elsner in Mein letzter Film, dann Ben Becker in Ein ganz gewöhnlicher Jude und nun Franka Potente in Valerie allein vor der Kamera, und sie zeigten dabei einen persönlichen Seelenstrip, der in Zeiten von YouTube und jederzeit einsetzbaren Handy-Kameras mittlerweile eher zum Alltag als zum Außergewöhnlichen gehört. Damit nimmt die Monologfilmreihe von Produzent Hubertus Meyer-Burckhardt ein Ende und manch ein Kinozuschauer mag denken: Endlich. Dies wird dem letzten Teil der Trilogie aber nicht gerecht, denn während für die ersten beiden Filme Oliver Hirschbiegel Regie führte und dabei sehr spartanisch vorging, übernahm für den letzten Teil Josef Rusnak die Verantwortung. Und das tut diesem etwas sperrigen Genre durchaus gut, denn Rusnak plündert das ganze filmische und dramaturgische Spektrum, das ihm zur Verfügung steht. Traumsequenzen werden mit Erinnerungsfetzen und Gegenwartsbeschreibungen verwoben, überraschende Brüche werden durch Farbwechsel, musikalische Überleitungen und slow motion zu spannenden Übergängen. Ortswechsel zwischen der total durchgestylten Wohnung Valeries (zu der selbstredend ein Swimmingpool und eine Sauna gehören), dem sitzen gelassenen Arbeitgeber in Los Angeles und einem in Sepiabraun gehaltenen Tanzlokal verbinden Gegenwart und Vergangenheit und vergegenwärtigen somit das flüchtige und nicht greifbare Wesen der Liebe. Die Auseinandersetzung erfolgt dabei überwiegend intellektuell und philosophisch, was von einem Monologfilm nicht anders zu erwarten ist, und das Verhalten und die Reaktionen von Valerie sind nicht immer logisch oder nachvollziehbar. Aber auch das gehört ja bekanntlich zu der Wesensart der Liebe. Und ob schlussendlich Valerie ihren Geliebten zurück ins Leben verführen kann, soll hier nicht verraten werden …

Sieht man von schauspielerischen Anfangsschwierigkeiten Franka Potentes im ersten Drittel von Valerie ab (was unter Umständen sogar vom Regisseur gewollt war) und lässt sich auf die poetische Erzählung ein, dann wird man mit experimentellen Bildern, extravaganten Kameraeinstellungen und für dieses Genre überraschender Dramaturgie belohnt. Die Poetik entstammt dabei der Feder Roger Willemsens, der seinen Debutroman Kleine Lichter aus dem Jahr 2005 filmkompatibel als Drehbuch aufbereitet hat. Durch das ernüchternde Fazit von Valerie alias Franka Potente „Es gibt keine Liebe, Geliebter“, wird einmal mehr unterstrichen, dass der Film ein Abgesang auf die Liebe ist. Aber ein wunderschöner!

Valerie

Valerie (Franka Potente) pendelt als beruflich erfolgreiche Frau zwischen Berlin und Los Angeles hin und her. Als ihr Lebensgefährte durch eine Infektionskrankheit ins Koma fällt, zeichnet sie ihm Videobotschaften für die Zeit danach auf. Ihre visuelle Ansprache an den Geliebten wird schnell zu einer Reflexion über die Liebe und führt zur kritischen Auseinandersetzung des Seins.
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