Urmila - für die Freiheit

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Der Kampf gegen eine Kindheit in Sklaverei

Urmila Chaudhary ist eine junge nepalesische Aktivistin, die für die Befreiung der letzten Sklavenmädchen, der sogenannten Kamalari, in ihrem Land kämpft. Auch sie selbst wurde im Alter von sechs Jahren von den verarmten Eltern verkauft und musste elf Jahre lang im Haushalt einer Familie in der Hauptstadt Kathmandu schuften. Sie durfte weder spielen noch die Schule besuchen, wurde beschimpft und geschlagen. Die deutsche Dokumentarfilmerin Susan Gluth (Wasser und Seife) hat die junge Frau zwischen 2012 und 2015, bis kurz vor dem verheerenden Erdbeben in Nepal, immer wieder mit der Kamera begleitet. So entstand das bewegende Porträt einer jungen Frau, welche sich von der Bürde ihrer Vergangenheit nicht aus der Bahn werfen lässt, sondern im Gegenteil große Pläne schmiedet.
Urmila geht erst seit drei Jahren in die Schule, dabei ist sie schon über 20. Am Ende des Films wird sie die Abschlussprüfung ablegen, die sie braucht, um studieren zu können. Urmila möchte nämlich Anwältin werden und für die Rechte Benachteiligter eintreten. Schon jetzt engagiert sie sich unermüdlich in der Organisation FKDF, Freed Kamalari Development Forum. Sie spielt mit anderen befreiten Kamalaris in Theaterszenen für Straßenpublikum das Leben in Gefangenschaft nach, demonstriert, stattet den Ministern der Regierung einen Besuch ab, um sie an die Umsetzung politischer Beschlüsse zu erinnern. Obwohl die Leibeigenschaft längst gesetzlich verboten ist, werden noch immer viele Mädchen vermisst, und es hapert an der Strafverfolgung der Täter. Die befreiten Mädchen wohnen in einem Heim der FKDF und besuchen die Schule, aber für ihre Eingliederung in die Gesellschaft muss viel mehr getan werden.

In einer besonders eindrucksvollen Szene hält Gluth mit der Kamera fest, wie Urmila und weitere Aktivistinnen in einen Bus steigen, um ein Kind zu befreien. Das völlig verängstigte Mädchen sitzt stumm neben einer Frau, die behauptet, der Onkel des Kindes habe es ihr übergeben. Urmila lässt nicht locker, bis die Kleine schließlich ins Heim der FKDF mitgeht. Was ihr erspart blieb, verfolgt ehemalige Kamalaris mitunter noch jahrelang. Als die jugendliche Heimbewohnerin Karmu über ihren Berufswunsch Sozialarbeiterin sprechen soll, fängt sie, von Erinnerungen überwältigt, zu weinen an. Und auch die eloquente, tapfere Urmila muss sich bei einem Fotoshooting sagen lassen, sie solle nicht so traurig dreinschauen, sondern mit einer aufrechten Haltung Selbstbewusstsein demonstrieren.

Der Film arbeitet die Höhen und Tiefen in Urmilas Alltag zwischen Schule und FKDF heraus und verdeutlicht dabei implizit auch, wie sehr ihr das soziale und politische Engagement für die Kamalaris bei der Bewältigung der eigenen Vergangenheit hilft. Es ist, als würde die junge Frau nicht nur im Zeitraffer die fehlende Schulbildung nachholen, sondern auch die Erfahrung der Ohnmacht endlich ins Gegenteil verkehren wollen. Sie fliegt sogar nach Oslo, um auf dem dortigen Freedom Forum über die Kamalaris zu referieren. Viele der in größeren Zeitabständen entstandenen Momentaufnahmen erlauben bunte, detaillierte Einblicke in die Lebensumstände in der nepalesischen Provinz, wo Urmila lebt, oder in den geschäftigen Trubel Kathmandus. Manchmal fehlen jedoch ein paar erklärende Informationen, zum Beispiel, warum Urmila nach einer Ohnmacht auf einer Demo ins Krankenhaus kommt. Es wäre interessant, vielleicht in einem Nachfolgefilm in ein paar Jahren zu erfahren, ob diese starke junge Frau ihre Pläne in der Zwischenzeit verwirklichen konnte.

Urmila - für die Freiheit

Urmila Chaudhary ist eine junge nepalesische Aktivistin, die für die Befreiung der letzten Sklavenmädchen, der sogenannten Kamalari, in ihrem Land kämpft. Auch sie selbst wurde im Alter von sechs Jahren von den verarmten Eltern verkauft und musste elf Jahre lang im Haushalt einer Familie in der Hauptstadt Kathmandu schuften. Sie durfte weder spielen noch die Schule besuchen, wurde beschimpft und geschlagen.
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