Unter Freunden (2015)

Eine Filmkritik von Gregor Ries

Wo Männer noch Männer sind

Zu den regelmäßigen Abzweigungen der französischen Komödie zählen jene Ferienfilme, in denen sich die Protagonisten mit diversen Sport- und Freizeitaktivitäten vergnügen wollen. Von Louis de Funès bis zu Patrice Lecontes Les Bronzés-Reihe drehten sich die Missabenteuer der Protagonisten um Wandern, Bergsteigen, Fahrrad-, Skitouren oder – besonders beliebt – den Segeltörn. Tiefgang darf man hier allerdings nicht erwarten, was ebenfalls auf Unter Freunden zutrifft. Es fällt auf, dass die männlichen Stars dieser Sommerkomödie seit den 1970er Jahren vor der Kamera stehen, während ihre Partnerinnen allesamt jünger sind. Mitunter dient die Paarung aus gesetzten Herren und jüngeren Partnerinnen immerhin als Auslöser für inhaltliche Diskussionen und Konflikte.
Seit 40 Jahren sind Richard (Daniel Auteuil), Gilles (Gérard Jugnot) und Philippe (François Bérleand) miteinander befreundet. In jedem Sommer fahren sie gemeinsam mit ihren Frauen in den Urlaub. Häufig lädt der besser betuchte Richard seine Kumpane ein, wozu er dieses Mal eine komfortable Luxusyacht gechartert hat. Als einziges Personal befinden sich Kapitän Battistu (Jean-Phillippe Ricci) und Köchin Cathalina (Justine Bruneau) mit an Bord. Zu ersten Verstimmungen kommt es, als Richard mit seiner neuen Freundin Daphnée (Mélanie Doutey) auftaucht, mit der er seit sechs Monaten liiert ist. Während sich die junge Ärztin sofort mit seinen Freunden und Gilles’ Frau Carole (Isabelle Gélinas) versteht, kommt Philippes Gattin Astrid (Zabou Breitman) überhaupt nicht mit der neuen Flamme zurecht. Immerhin war sie einst ein Herz und eine Seele mit Richards Ex Charlotte.

Weitere Differenzen auf der Reise nach Korsika entzünden sich an der Kabinenverteilung, dem Rauchverbot an Bord und den ungeliebten Rettungsübungen, mit denen sich der strenge Kapitän kaum durchzusetzen versteht. Überraschenderweise packt der bärtige Finsterling des Abends seine Gitarre aus, um besonders die Damenwelt zu entzücken. Als plötzlich ein Sturm aufkommt, wird der Bordchef aber unbeabsichtigt außer Gefecht gesetzt, was die überforderten Passagiere vor gewaltige Probleme stellt.

So verändert sich die Laufrichtung allmählich von einer etwas episodenhaft strukturierten Komödie zum Abenteuerdrama. Im Gegensatz zu seinen früheren Filmen adaptierte Regisseur Oliver Baroux lediglich ein Drehbuch zweier Kollegen. In Frankreich wurde Baroux bekannt als eine Hälfte des Komikerduos Kad & Olivier, wobei er seit zehn Jahren für seinen Freund und Partner Kad Merad ebenfalls die Regie übernimmt (Fasten auf Italienisch, Safari). Trotz (für ihn) neuer spielfreudiger Darsteller, die zuvor schon in unterschiedlicher Konstellation gemeinsam vor der Kamera standen, ändert sich die Stoßrichtung seines Humors zwischen Klamauk und Verwicklungen kaum.

Im Mittelpunkt stehen amüsante, kaum tiefschürfende Turbulenzen um gekränkte Eitelkeiten, angekratzte Männerbündnisse und Geschlechterdifferenzen, die sich bald in befreiter Urlaubsstimmung auflösen. Für Running Gags sorgen Daphnées ständige Unfälle und Astrids Stimmungsschwankungen. Die restliche Zeit vor der großen Katastrophe vertreibt man sich mit Tauchgängen oder Gesellschaftsspielen wie dem Erfinden von Pornonamen. Erst das Unwetter sorgt für zusammen schweißende Bewährungsproben, bei der die Köchin weitgehend aus der Handlung verschwindet. Oliver Baroux schuf daher mit diesem Film annehmbar kurzweilige, aber auch oberflächliche Unterhaltung. Wer eine wesentlich bissigere, stilisiertere Demontage von Männlichkeitsriten auf hoher See sucht, muss bis zum Start des griechischen Chevalier warten.

Unter Freunden (2015)

Zu den regelmäßigen Abzweigungen der französischen Komödie zählen jene Ferienfilme, in denen sich die Protagonisten mit diversen Sport- und Freizeitaktivitäten vergnügen wollen. Von Louis de Funès bis zu Patrice Lecontes „Les Bronzés“-Reihe drehten sich die Missabenteuer der Protagonisten um Wandern, Bergsteigen, Fahrrad-, Skitouren oder – besonders beliebt – den Segeltörn….
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