Transmitting

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Die grenzenlose Freiheit der Musik

Am 15. März 2014 wird der Jazzpianist und Saxofonist Joachim Kühn 70 Jahre alt – und so kommt der Dokumentarfilm Transmitting, in dessen Mittelpunkt er zusammen mit dem Schlagzeuger Ramon Lopez und dem Sänger, Guembri- und Oud-Spieler Majid Bekkas steht, gerade zur rechten Zeit. Kühn war einer der profiliertesten Jazz-Musiker der DDR und gilt als einer der wenigen wirklichen Weltstars deutscher Herkunft in der globalen Welt der improvisierten Musik. Mit seinem Pianospiel über alle musikalischen Grenzen hinweg setzte er Maßstäbe und wurde zu einem der wesentlichen Innovatoren des Free Jazz – wobei selbst diese Gattungszuschreibung für einen wie ihn noch zu eng gefasst erscheint. Denn auch im Jazz-Rock der 1970er Jahre und in diversen Mischformen mit musikalischen Kulturen aus anderen Ländern hinterließ Kühn seine Spuren und tut dies heute noch.
2003 fand das ungewöhnliche Trio zusammen, fünf Jahre später entstand die Idee, gemeinsam anlässlich von Kühns 64. Geburtstag, gemeinsam einen Monat in Marokko zu verbringen, um dort mit einheimischen Musikern ein gemeinsames Projekt zu proben und einzuspielen. Das musikalische Ziel der Reise war es, die Wurzeln der marokkanischen Gnawa-Musik zu erkunden, die prägend ist für die ethnische Minderheit am Rande der Sahara. Deren stark spirituell und religiös geprägte Musik verbindet arabische und vorislamische Elemente und verfügt über ein ganz eigenes und spezifisches Instrumentarium, das schon Musiker wie Joe Zawinul, Peter Gabriel, Pharaoh Sanders und Archie Sheep anzog und inspirierte.

Die kulturenübergreifende Begegnung erfordert nicht nur in musikalischer Hinsicht, sondern überhaupt allgemein jede Menge Flexibilität und Improvisationsvermögen. Denn sowohl im Tonstudio in Rabat als auch auf ihrer Reise in die Sahara zu einer Trommlergruppe, finden sich immer wieder neue Schwierigkeiten, Herausforderungen, aber auch Chancen am Wegesrand.

Entstanden ist die Idee des Filmprojektes während Aufnahmen, die Christoph Hübner und Gabriele Voss mit verschiedenen Künstlern zum Thema „Improvisation“ unternahmen. Und wie die Musiker selbst, so improvisieren auch die Filmemacher auf der Basis dessen, was sie an Rohmaterial vorfinden, arrangieren Blicke in die Straßen, Fundstücke am Wegesrand, Bilder von der Arbeit im Tonstudio mit all seinen Widrigkeiten und der Begegnung in der Wüste so einem sinnlichen Fest der Offenheit und gegenseitigen Inspiration, das vor allem Freunde der Weltmusik und des Jazz-Großmeisters Joachim Kühn ansprechen dürfte. Allein ihm am Ende des Films am Ziel seiner Träume beim spielen zuzusehen, kündet von der verbindenden Kraft der Musik, für die Kühn immer noch brennt.

Transmitting

Am 15. März 2014 wird der Jazzpianist und Saxofonist Joachim Kühn 70 Jahre alt – und so kommt der Dokumentarfilm „Transmitting“, in dessen Mittelpunkt er zusammen mit dem Schlagzeuger Ramon Lopez und dem Sänger, Guembri- und Oud-Spieler Majid Bekkas steht, gerade zur rechten Zeit.
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