Tan Lines (2005)

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Surfer-Sex

Reichlich abgefahren erscheint der Erstlingsspielfilm des jungen australischen Filmemachers Ed Aldridge, auch knapp ED genannt, der eine Geschichte über die Sexualität von Jugendlichen drehen wollte. Das ist Tan Lines zweifellos auch geworden, allerdings in einer eigenartigen Mixtur aus Ernsthaftigkeit, Komik und der in diesen Zusammenhängen wohl beinahe unvermeidlichen Darstellung gängiger Klischees, durchsetzt mit grotesk wirkenden Varianten. ED, der das Drehbuch verfasste, Regie führte, die Kameraführung und ebenfalls mit die Produktion übernahm, besetzte seine Figuren überwiegend mit Laiendarstellern aus dem Surfer-Milieu, in dem sie auch filmisch angesiedelt sind. Der Regisseur zahlreicher Kurzfilme verzichtete im Gedenken an Robert Bresson bewusst auf den Einsatz von Filmmusik – ausgenommen die Songs der Band „The Mares“ aus Sydney, die innerhalb der Filmhandlung selbst gespielt werden –, um allein den Bildern die Gestaltung der emotionalen Ausrichtung anzuvertrauen. Ohne nennenswertes Budget, ohne die üblichen erforderlichen Genehmigungen und in Windeseile wurde Tan Lines gedreht, mit großer Experimentierfreudigkeit seines Machers, der sich bei seinem Debüt nicht selten rasanten, irritierenden Einstellungen wie Jump Cuts und überdimensionalen Detailbildern hingibt.

Der jugendliche Midget Hollows (Jack Baxter), der mit seiner phlegmatischen Mutter Betty (Lorena Arancibia) in einem kleinen Ort an der australischen Küste lebt, treibt sich unter braun gebrannten Jungs in der lokalen Surfer-Szene herum. Sein Dasein ereignet sich zwischen dem mit Devotionalien überfrachteten Zuhause, wo er noch die Schlafstätte mit seiner Mama teilt, der Schule, dem lässigen Strandleben, intensiver Masturbation und nicht zuletzt einem irrwitzigen Nebenverdienst: Er wird von der schrägen Tante seiner Schulfreundin Alice McQuillan (Lucy Minter) engagiert, um ihre Nichte in deren Anwesenheit ausführlich zu cunnilingieren, um die unerschütterliche Haltung des Mädchens auch unter extrem reizenden Umständen zu trainieren. Als der Bruder seines Freundes Dan (Jed Clarke) zu den Surfern stößt, wird Midgets erotische Ausrichtung empfindlich durcheinander gewirbelt, denn er verliebt sich in den anziehenden Cass (Daniel O´Leary), der nicht zögert, ihn zu verführen. Es beginnt ein Ringen des Jungen um seine männliche wie sexuelle Identität, in das auch noch die nur scheinbar widerständige Alice und sein schwuler Mathelehrer eintreten, der einst eine Liaison mit Cass unterhielt, sich nun aber Midget in eindeutiger Absicht nähert …

Wie eingangs erwähnt ist Tan Lines, der in der englischen Originalversion mit deutschen Untertiteln gezeigt wird, die inhaltlich wie stilistisch abgefahrene Geschichte über die Widrigkeiten der Persönlichkeitsentfaltung eines Jugendlichen unter konfusen Bedingungen; wie sie ankommt, möge das Publikum entscheiden.
 

Tan Lines (2005)

Reichlich abgefahren erscheint der Erstlingsspielfilm des jungen australischen Filmemachers Ed Aldridge, auch knapp ED genannt, der eine Geschichte über die Sexualität von Jugendlichen drehen wollte.

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Meinungen

austriangay · 06.02.2013

ein sehr schön anzusehender film mit einem überaus süßen hauptdarsteller (jack baxter). leider macht sich der junge, was seine publicity betrifft, im www überaus rar. schade.

d. schinererer · 03.02.2013

bester film über jugend- wie sie ist und hoffentlich auch bleibt--super

· 06.02.2009

bester film seit langem! unglaublich!