Talk to Me (2007)

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Die Lebensgeschichte von Petey Greene

Für diejenigen, die ihn nicht kennen: Ralph Waldo „Petey“ Greene Jr. oder kurz Petey Greene (1931-1984) war ein farbiger Radio- und Fernsehmoderator, der in den Sechziger Jahren das Leben der Afro-Amerikaner in Washington veränderte. Er kam aus ärmlichen Verhältnissen, saß wegen Raubüberfällen mehrmals im Gefängnis, Alkohol war sein ständiger Begleiter. Aber er war ehrgeizig und arbeite sich hoch, startete seine Radiokarriere im Knast und eroberte nach seiner Entlassung die Herzen der Schwarzen Gemeinde Washington. Die Regisseurin Kasi Lemmons (Eve’s Bayou, The Caveman’s Valentine) hat seine Geschichte verfilmt und mit Talk To Me ein beeindruckendes Drama mit brillanter Besetzung gedreht. Mit an Bord sind Don Cheadle, Chiwetel Ejiofor und Martin Sheen.

Petey Greenes (Don Cheadle) Radiokarriere beginnt Mitte der Sechziger Jahre im Knast: Zwei Mal am Tag unterhält er seine Mitgefangenen mit einer Radiosendung, spielt die neuesten Platten, reißt Witze und plaudert über Gott und die Welt. Unter seinen Mitgefangenen ist er ein Held. Er ist einer von ihnen und einer, der ihren Problemen eine Stimme gibt. Als Dewey Hughes, Programmdirektor des einflussreichen Radiosenders WOL AM (Chiwetel Ejiofor), seinen Bruder (Mike Epps) im selbigen Gefängnis besucht, trifft er das erste Mal auf Petey Greene. Sein Bruder schwärmt von dem Radio-DJ, doch Dewey Hughes ist skeptisch, handelt es sich doch um einen Häftling mit schlechten Manieren und krimineller Laufbahn.

Als Petey nach vorzeitiger Entlassung einige Jahre später selbstbewusst und vor Frechheit strotzend in den Radiosender WOL AM spaziert, behauptet er, Dewey Hughes hätte im seinerzeit einen Job als Radiomoderator versprochen. Doch mit offenen Armen erwartet ihn dort niemand. Im Gegenteil. Selbst wenn er das Talent für den Job hätte, stimmen die Voraussetzungen und sein Auftreten nicht. Doch Petey lässt sich nicht abwimmeln, schaltet auf stur und versucht alles, um eine Chance zu bekommen. Dewey Hughes lenkt schließlich ein und lässt ihn probeweise die Morgensendung moderieren, was zur Katastrophe wird. Seine obszönen Bemerkungen kommen beim Senderchef E.G. Sonderling (Martin Sheen) alles andere als gut an. Petey wird wieder vor die Tür gesetzt – doch diesmal ist es Dewey Hughes selbst, der alles dran setzt, Petey noch einmal vors Mikrofon zu bekommen. Er wittert Talent.

Der zweite Anlauf wird zum Erfolg. Und von da an geht es im Steilflug aufwärts. Petey begeistert vor allem seine farbigen Zuhörer so sehr, dass die Telefone des Senders nicht mehr stillstehen. Alle wollen mit Petey sprechen. Das überzeugt schließlich auch E. G. Sonderling und er gibt Petey eine Anstellung als Radio DJ. Jeden Tag spricht Petey zu den Menschen in Washington über Hoffnungen und Träume, über Rassenunruhen und Bürgerrechte, über Religion und Sex und wird zu einer der bekanntesten Persönlichkeiten seiner Zeit. Mit seiner Sendung verschafft er der schwarzen Unter- und Mittelschicht Gehör. Er beruhigt die Menschen als Martin Luther King Jr. erschossen wird und Washingtons Innenstadt brennt. Er plädiert für ein friedliches Miteinander. Und das immer an der Seite von Dewey Hughes. Er wird nicht nur Peteys engster Freund und Mitstreiter, sondern auch sein Manager. Petey reüssiert immer mehr, es folgt eine eigene Fernsehsendung, Bühnenshows als Stand-up-Comedian und parallel dazu sein Engagement für Ex-Sträflinge und ihre Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Alles läuft wie am Schnürchen, wäre da nicht Peteys andere, dunkle, zerstörerische Seite, die sich mit zunehmendem Erfolg immer deutlicher zeigt und das sehr zu Lasten seiner Karriere und der Freundschaft zu Dewey Hughes.

Talk To Me beeindruckt hauptsächlich durch die grandiose authentische Darstellung von Don Cheadle und Chiwetel Ejiofor. Es macht Spaß, den beiden zuzusehen, wie sie für ihre Träume und Hoffnungen kämpfen, wie sie vor Ehrgeiz und Lebenslust sprühen. Es ist immer wieder bemerkenswert, wie vielseitig die Rollen sind, die Don Cheadle spielt. Die Liste seiner Filme zeigt seine ungeheure Wandlungsfähigkeit. So spielte er z.B. in Brian De Palmas Science-Fiction-Film Mission to Mars den Führer eines Astronautenteams ebenso überzeugend, wie seine Rolle als Adam Johnson in Mike Binders Film Die Liebe in mir / Reign over Me. Nicht zu vergessen seine Rolle als schlitzohriger Meisterganove Basher Tarr in Steven Soderberghs Ocean’s Eleven, Ocean’s Twelve und Ocean’s Thirteen oder als heldenhafter Familienvater in Terry Georges Drama Hotel Ruanda / Hotel Rwanda. Für seine Fans ist Talk To Me ein unbedingtes Must!
 

Talk to Me (2007)

Für diejenigen, die ihn nicht kennen: Ralph Waldo „Petey“ Greene Jr. oder kurz Petey Greene (1931-1984) war ein farbiger Radio- und Fernsehmoderator, der in den Sechziger Jahren das Leben der Afro-Amerikaner in Washington veränderte.

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Meinungen

michael · 05.02.2008

Gut gemacht, beeindruckend, aber alles in allem etwas langatmig, die absoluten Kracher fehlen - aber das ist für die Thematik auch nicht zu erwarten... in der Sneak weiß man eben nie, was passiert...

Raijin · 25.01.2008

Ein durch aus sehenswerter Film, mit einem genialen Soundtrack.