Takeshi Kitano Collector`s Box

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Manche Menschen sind so (hyper)aktiv und zudem erfolgreich in dem, was sie alles anpacken, dass man damit zwei, drei oder vier Leben füllen könnte. Takeshi Kitano beispielsweise ist so ein Mensch: Vielbeschäftigter Showmaster und TV-Unterhalter, der von der Gameshow (Takeshi’s Castle) über Talkrunden bis zum Fußballspiel schon fast alles moderiert hat, Radiomacher, Komiker, Autor und Schauspieler (unter anderem in Furyo – Merry Christmas, Mr Lawrence ; 1983, Regie: Nagisa Ōshima) war der quirlige Allrounder bis zum Ende der Achtzigerjahre bereits. Dann wurde er eher zufällig auch noch Filmregisseur und gilt seitdem als einer meist beachteten Filmemacher Japans, der auch im Westen große Beachtung findet.
Rapid Eye Movies, der Kölner Spezialist für Indisches und Fernöstliches, legt nun mit der Takeshi Kitano Collector’s Box drei Filme des Regisseurs vor, die einen Überblick über das Frühwerk Kitanos geben. Neben Violent Cop (Sono otoko, kyôbô ni tsuki, 1989), den der Fernsehstar, der zunächst nur die Hauptrolle innehatte, nach dem Ausstieg des Regisseurs selbst inszenierte, umfasst die Box noch Boiling Point (3-4 x jûgatsu, 1990) und Sonatine (1993), drei Filme, die unter den Fans des Tausendsassas als Yakuza-Trilogie bekannt geworden sind. Wobei Kitano zu Beginn der Trilogie noch auf der anderen Seite des Gesetzes steht.

In Violent Cop spielt er den jähzornigen und gewaltbereiten Detective Azuma, der bei der Mordkommission arbeitet. Der Außenseiter kommt seinem todkranken Kollegen Iwaki (Shigeru Hiraizumi) auf die Spur, der mit konfiszierten Drogen dealt. Ebenfalls verwickelt in den Fall sind der Geschäftsmann Nito (Ittoku Kishibe) und dessen Scherge Kiyohiru (Hakuryu). Als die beiden bemerken, dass Azuma ihnen dicht auf den Fersen ist, entführen sie die geistig verwirrte Schwester des Cops, setzen sie unter Drogen und vergewaltigen sie. Doch Azuma nimmt blutige Rache an den Peinigern seiner Schwester. Die Warnung „Vorsicht, dieser Mann ist gefährlich“, so die wörtliche Übersetzung des japanischen Titels, erweist sich für die Gangster als Todesurteil und zugleich als Leitmotiv für die beiden anderen Filme der Collector’s Box.

Boiling Point aus dem Jahre 1990 erzählt die Geschichte des jungen Tankwarts Masaki (Masahiko Ono), der sich mit der Yakuza anlegt und daraufhin um sein Leben fürchten muss. Gemeinsam mit einigen Freunden und zwei abtrünnigen Yakuza-Mitgliedern (einer davon wird von „Beat“ Takeshi Kitano verkörpert) setzt sich der junge Mann zur Wehr…

Im dritten Film Sonatine aus dem Jahre 1993 spielt Kitano den ausgelaugten Gangster Murakawa, der sich aus dem schmutzigen Geschäft zurückziehen will. Eher widerwillig nimmt er daher den Auftrag an, den Streit zwischen zwei verfeindeten Clans auf der Insel Okinawa zu beenden. Der Ausflug erweist sich schnell als Falle, die einzig und allein dazu dient, Murakawa und seine Leute loszuwerden. Doch so schnell gibt der Yakuza nicht auf.

Für Fans von Takeshi Kitano und Freunde jener eigenartigen Mischung aus Brutalität, lyrischen Passagen und grimmigem Humor ist die Collector’s Box mit den Frühwerken ein echter Glücksfall – zumal Boiling Point bislang noch nie in Deutschland veröffentlicht worden und Violent Cop vergriffen war. Einzig Sonatine war bislang hierzulande erhältlich, allerdings in einer lieblos gemachten deutschen Synchronfassung. Dass nun die Filme in einer Box erschienen sind – und dies zudem im japanischen Originalton -, grenzt schon beinahe an ein kleines Wunder. Und ist für japanophile Cineasten ein echtes Geschenk, das man nicht verpassen sollte.

Takeshi Kitano Collector`s Box

Manche Menschen sind so (hyper)aktiv und zudem erfolgreich in dem, was sie alles anpacken, dass man damit zwei, drei oder vier Leben füllen könnte. Takeshi Kitano beispielsweise ist so ein Mensch:
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