Survival of the Dead

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Traurig mit anzusehen, wie eine Legende ihren Ruf selbst bereitwillig demontiert. Mit mittlerweile 70 Jahren hat George A. Romero mit seinen Zombiefilmen Night of the Living Dead (1968) und der Fortsetzung von 1979 — Dawn of the Dead – Horror-, wenn nicht gar Filmgeschichte geschrieben. Zu groß ist sein Einfluss auf Kultur und Medien bis heute, um vor Herrn Romero nicht den Hut zu ziehen. Doch ähnlich wie bei Kollege George Lucas mit seinen Star Wars-Filmen, geht es Romero mittlerweile mit seinen Zombiefilmen: Die Fans wollen nur das Eine, the „real thing“ eben. Und so dreht Romero einen Zombiefilm nach dem anderen, ohne zu merken, dass er schon lange von seinen Epigonen überholt wurde. Und da geht es jetzt nicht darum, ob Zombies rennen sollen, wie im Dawn-Remake von 2004, Zombieland oder Danny Boyles 28 Days Later. Oder schlurfen wie in den Klassikern… Zuletzt zeigte Breck Eisner mit dem großartigen The Crazies-Remake eines Romero-Klassikers über durchdrehende Kleinstadtbewohner (auch nur eine Zombiefilm-Abwandlung), wie modernes Horrorkino funktioniert.
Auf der Insel Delaware vor der britischen Küste, haben sich zwei Clans vor einer weltweit grasierenden Zombieplage ein letztes Refugium errichtet. Doch statt sich in der ausweglosen Situation zusammen zu schließen, feindet man sich an – bis aufs Blut. Die einen wollen die Zombies töten, die anderen domestizieren. Ein kleiner Soldatentrupp vom Festland gerät auf der Suche nach Rettung zwischen die Fronten der verfeindeten Clans und muss Stellung beziehen…

2005 war die Freude riesig, als George A. Romero mit dem langersehnten Land of the Dead in die Kinos kam. Als Fan hatte man 20 Jahre warten müssen, um endlich wieder einen Zombiestreifen vom Meister sehen zu dürfen. Kommerziell relativ erfolgreich, war der Schöpfer aber doch unzufrieden, da er sich kreative Entscheidungen immer wieder absegnen lassen musste. Land wurde nämlich von einem großen Studio produziert und mit denen hatte Romero nie wirklich Glück; sein letzter „Großfilm“ The Dark Half wurde vom produzierenden Studio umgeschnitten, nachdem der Geldhahn während der laufenden Produktion abgedreht worden war. Zwei Jahre später folgte mit Diary of the Dead die Independent-Fortsetzung, die auf den Found Footage-Zug von Blair Witch Project und Cloverfield aufsprang und schon Abnutzungserscheinungen zeigte.

Mit Survival of the Dead ist nun der Tiefpunkt erreicht. Leidlich unterhaltsam und nur mit spärlich gesäten, guten Ideen bestückt, folgt man einer klassischen Wild West-Geschichte, in der sich hanebüchene Momente (Zombiefrau reitet durch die Gegend, lächerliche Dialoge…) mit guten Ideen (Zombies stehen Unterwasser und grabschen nach Schwimmern, der Verweis zu Diary..) abwechseln. Beinharte Fans werden sicher wieder das aktuelle Romero-Werk schön reden, während sich der Rezensent lieber Werken wie Shaun of the Dead, Doghouse oder Rec zuwendet. Denn dort gibt es Humor, glaubwürdige Spannung und die eine oder andere Innovation. Anschauen kann man sich Survival of the Dead sicher, aber bitte nur mit riesengroßer Fanbrille und viel gutem Willen. Die Enttäuschung ist sonst einfach viel zu groß.

Bild und Ton der DVD sind sehr gut, dazu gibt es ein routiniertes, gutes Making Of.

Survival of the Dead

Die Zombiefilme, die George A. Romero inzwischen macht, schwingen immer mehr miteinander, gehen ineinander über, haben den Geruch eines großen Weltentwurfs, den wir aus verschiedensten Blickwinkeln, mit verschiedenen Erzählerstimmen zu sehen bekommen.
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