Starting 5

Eine Filmkritik von Falk Straub

Basketball-Krimi mit Herz

Starting 5 ist der Abschluss einer Trilogie. Nach der deutschen Nationalmannschaft im Tischtennis und der Rivalität dreier Fußballklubs nimmt Milan Skrobaneks jüngster Dokumentarfilm die noch junge Geschichte des 2013 gegründeten Basketballteams Hamburg Towers in den Blick.
Bei den Hamburg Towers ist Marvin Willoughby das Faktotum. Auf dem Papier hat der ehemalige deutsche Nationalspieler die Geschäftsführung der Basketballmannschaft aus dem Stadtteil Wilhelmsburg inne. In der Realität ist Willoughby an allen Ecken und Enden zu finden. Wenn er nicht gerade in seinem Büro sitzt, in dem unablässig eines der unzähligen Telefone klingelt, wirbt er bei potenziellen Sponsoren um Geld, gibt Nachwuchsspielern Tipps oder legt in der neuen Halle selbst Hand an. Kein Wunder, schließlich ist dieses Projekt eine Herzensangelegenheit. Als Sozialarbeit gestartet und mit einer Wildcard in der zweithöchsten Spielklasse gelandet, klopfte das Team in der Saison 2015/16 ans Tor zur ersten Liga. Regisseur Milan Skrobanek war mittendrin.

Skrobanek hat seinen dritten Dokumentarfilm um Willoughby gebaut. Der 2,02 Meter große ehemalige Flügelspieler steht im Zentrum des Geschehens, spielt sich vor der Kamera und auf der Tonspur elegant die Pässe mit Trainer Hamed Attarbashi und den Talenten Louis Olinde und Lennard Larysz zu. Auch die Dramaturgie von Starting 5 ist der auf dem Parkett nachempfunden. Zwischentitel zeigen die verbleibenden Tage bis zu den Ausscheidungsspielen am Saisonende an, kurze Mitschnitte aus Rundfunk und Fernsehen übermitteln die sportlichen Fakten. Und wenn Skrobanek die Partien in entscheidenden Momenten durch Andreas Kleins Zeitlupenaufnahmen dehnt oder durch Vincent Straubes Rhythmen vorantreibt, wirkt Starting 5 mehr wie ein Sportfilm US-amerikanischen Zuschnitts denn wie ein deutscher Dokumentarfilm.

Willoughby, Attarbashi und Co. lassen die Filmemacher nah an sich heran, wirken bei allem Kalkül – schließlich ist ein Dokumentarfilm im Idealfall kostenlose Werbung für den Verein – durchweg authentisch und geben tiefe Einblicke in ihre Arbeit. Die ist ein beständiger Wechsel zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Als ehemaliger Profi zählt für Willoughby nur der Erfolg, wie bescheiden die Mittel dafür auch sein mögen. Dass das Privatleben darunter leidet, steht für alle Beteiligten außer Frage. Dass der Ton schon einmal rauer wird, ebenfalls.

Außenstehenden, vor allem denen, die mit den Mechanismen des Leistungssports noch nie etwas anfangen konnten, macht Starting 5 zumindest verständlicher, wie die Sportler und deren Macher ticken. Skrobaneks Film verdeutlicht zudem, auf welch vergleichsweise niedrigem Niveau es bereits um enorme Summen und Opfer geht. Am Ende zählen auch hier berufliche Perspektiven und Bezahlung mehr als die Loyalität zum Ausbildungsverein. In erster Linie zeigt Starting 5 aber, wie spannend Sport in Deutschland auch abseits des Königs Fußball und unterhalb der höchsten Liga sein kann.

Starting 5

„Starting 5“ ist der Abschluss einer Trilogie. Nach der deutschen Nationalmannschaft im Tischtennis und der Rivalität dreier Fußballklubs nimmt Milan Skrobaneks jüngster Dokumentarfilm die noch junge Geschichte des 2013 gegründeten Basketballteams „Hamburg Towers“ in den Blick.
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