Starbuck

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Germany´s next Kinowunder?

Quebec in Kanada ist nicht gerade bekannt für seine blühende Filmindustrie. Und trotzdem — aus genau dieser Provinz kommt der Eröffnungsfilm des Filmfest München 2012, welcher vorher schon beim Toronto International Filmfestival für Furore sorgte. Starbuck ist eine dieser seltenen Arthouse-Erfolgsgeschichten, bei denen ein kleiner Film dank eines erfolgreichen Filmfestival-Auftritts große Aufmerksamkeit bekommt und von da an in der halben Welt im Kino erscheint. Das passiert erstaunlich selten, noch dazu, wenn es sich wie in diesem Falle um eine Komödie handelt. Umso erfreulicher, dass dieser Film nun auch in den deutschen Kinos starten wird und durchaus das Zeug dazu hat, für eine faustdicke Überraschung an den Kassen zu sorgen.
„Starbuck“ ist der Name des erfolgreichsten Zuchtbullen der Welt, der in den 1980er und 1990er Jahren rund 20.000 Nachkommen mit seinem Premium-Sperma zeugte. Ein guter Deckname auch für den heute 42 Jahre alten David Wozniak (Patrick Huard), einem an chronischem Geldmangel leidenden Metzger, der bislang in seinem Leben nicht viel auf die Reihe bekommen hat. Um Geld zu verdienen, verkaufte er in jungen Jahren sein Sperma. Ein guter Deal, wie er damals fand. Dann aber, viele Jahre später, erhält er Besuch von einem Anwalt, der ihm erklärt, dass er mal eben 533 Kinder gezeugt habe und dass ihn 142 seiner Sprösslinge verklagen, um seine wahre Identität herauszufinden. Das Timing ist recht ungünstig, denn eigentlich ist David damit beschäftigt 80.000 Dollar aufzutreiben, die er der Mafia schuldet und nebenbei muss er mit der Nachricht klar zu kommen, dass seine Freundin Válerie (Julie LeBreton) bald Kind Nummer 534 zur Welt bringen wird, sie ihn aber als Vater nicht mehr haben will.

Auf den ersten Blick ist die Geschichte des Films schon so überladen und verfahren, noch dazu auf eine solch übertriebene Art und Weise, dass man sich fragt: Wie soll das glaubwürdig funktionieren und nicht in einer albernen Farce enden? Doch Patrick Huard (hier kaum bekannt, aber in Kanada einer der großen Stand-Up Comedians und Moderatoren) trägt mit seiner Performance diesen Film glaubwürdig auf seinen Schultern. Seine Figur, ein Mann in den Vierzigern, der irgendwie in der Pubertät hängen geblieben ist und dem es schwer fällt sein Leben zu organisieren und in den Griff zu bekommen, ist eben nicht (wie auf den ersten Blick zu vermuten gewesen wäre) ein Egozentriker, sondern ein liebenswerter Loser.

Nach und nach erzählt der Film mit viel Ruhe und Einfühlungsvermögen die Geschichte einen Mannes, dessen Herz einfach zu groß ist und der mit seinen beschränkten Mitteln versucht, die Menschen glücklich zu machen, die er liebt. Dass er sich dabei immer wieder anstellt wie ein Idiot, macht ihn dank der großartigen Performance Huards eher sympathisch, als dass es nervt.

Gerade die übertriebene Grundidee des Films, die die Gefahr eines Scheiterns durchaus in sich trägt, erweist sich im Laufe der Geschichte als dessen eigentliche Stärke. David bemüht sich inkognito diese 142 Kinder kennen zu lernen und ihnen zu helfen. Dabei entdeckt er eine ganze Menge junger Menschen, die Hilfe brauchen, die ihm wiederum aber vor Augen führen, was für ein Potential in ihm selber steckt, ohne dabei allzu schmierig-überromantisch zu werden.

Starbuck bleibt, vor allem mit Hilfe seines trockenen Humors, realitätsnah und driftet nicht allzu stark in die Glorifizierung der Familie als Kern allen Glücks ab. Genau das macht diesen Film so besonders, der sich damit nahtlos neben Ziemlich beste Freunde (ebenfalls eine große Arthouse-Überraschung) einzureihen vermag. Und wer weiß, ob dieser Film nicht ebenso einschlägt beim deutschen Publikum wie Eric Toledanos und Olivier Nakaches kleines Kinowunder.

Gerade angesichts dieses tollen Films erschreckt dann doch ein klein wenig die Nachricht, dass der Film wohl demnächst ein US-amerikanisches Remake mit Vince Vaughn bekommen wird. Ob die Amerikaner die Stärke der Geschichte anerkennen und sie nicht mit Pathos zukleistern werden, das bleibt abzuwarten.

Starbuck

Quebec in Kanada ist nicht gerade bekannt für seine blühende Filmindustrie. Und trotzdem — aus genau dieser Provinz kommt der Eröffnungsfilm des Filmfest München 2012, welcher vorher schon beim Toronto International Filmfestival für Furore sorgte. Starbuck ist eine dieser seltenen Arthouse-Erfolgsgeschichten , bei denen ein kleiner Film dank eines erfolgreichen Filmfestival-Auftritts große Aufmerksamkeit bekommt und von da an in der halben Welt im Kino erscheint.
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Meinungen

Jörg · 01.09.2012

Feiner Film mit niveauvollem Humor. Eindeutig 6 Sterne!

Fan · 21.08.2012

Köstlicher, rührender und witziger Film. Wundervoller französischsprachiger Soundtrack.
Kann man nur hoffen, dass der Film trotz der sommerlichen Temperaturen viele Zuschauer in die Säle zieht...