Soom

Eine Filmkritik von Mike Swain

Liebe in der Todeszelle

Ein zum Tode verurteilter Häftling und eine Frau, die für ihn Mitleid empfindet, durchlaufen metaphorisch alle vier Jahreszeiten in Kim Ki-Duks Soom, zu deutsch Atem, der auf dem Filmfestival von Cannes seine Premiere feierte.
Die kuriose Liebesgeschichte zwischen dem Todeskandidaten Jan Jing (Chang Chen) und der Künstlerin Yeon (Zia) beginnt damit, dass Jing versucht, sich in seiner Zelle das Leben zu nehmen, indem er sich mit einer angespitzten Zahnbürste in den Hals sticht. Der Suizidversuch schafft es in die TV-Nachrichten und berührt die Bildhauerin Yeon so sehr, dass sie spontan ein Taxi nimmt, um Jan Jing zu besuchen. Sie behauptet, sie sei die Ex-Freundin des Häftlings und verschafft sich Zutritt zur Haftanstalt. Bei jedem weiteren Besuch bringt Yeon Tapeten und andere Accessoires mit, um Jings Zelle nach einem anderen jahreszeitlichen Motiv zu dekorieren. Zwischen der Künstlerin und dem Sträfling entwickelt sich eine zunehmend engere Beziehung, die schliesslich auch Yeons eifersüchtigen Gatten auf den Plan ruft.

Kim Ki-Duks Filme karg zu nennen, wäre schon fast eine Untertreibung. Auch in Soom macht der koreanische Arthouse-Spezialist anscheinend dort weiter, wo er mit Hwal — Der Bogen aufgehört hat. In einem filmischen Vakuum entwickelt sich eine schon fast bizarre Beziehung zwischen Charakteren, deren Motivation dem Zuschauer nur ansatzweise erklärt wird. So ist es auch nicht ganz verwunderlich, dass die versammelte Filmkritik aus Cannes den Film nur lauwarm rezipiert.

Der Spiegel kommentiert ironisch die „fortschrittlichen Methoden des Strafvollzugs in Südkorea“ während Die Welt Kim Ki-Duk „eine neue, entzückende Volte auf seinem erratischen Weg“ attestiert. In Variety beschreibt Derek Elley Soom als einen Film für „Fans von Kim Ki-Duk“. Als „obskur“ und dennoch „schönes Kino, mit einer subtilen Poesie“ charakterisiert Marie-Noelle Tranchant in Le Figaro den Film.

Soom

Ein zum Tode verurteilter Häftling und eine Frau, die für ihn Mitleid empfindet, durchlaufen metaphorisch alle vier Jahreszeiten in Kim Ki-Duks Soom, zu deutsch Atem, der auf dem Filmfestival von Cannes seine Premiere feierte.
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