Sketches of Frank Gehry

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Biographische Skizzen eines großen Architekten

Wenn ein großer Regisseur wie Sydney Pollack (Die drei Tage des Condor, Jenseits von Afrika, Tootsie) sich erstmals in einer langen und erfüllten Karriere an einen Dokumentarfilm wagt, muss es schon gewichtige Gründe dafür geben, sich auf ein solches Neuland zu wagen. Im Falle von Sketches of Frank Gehry war es schlicht und ergreifend die Freundschaft zwischen dem Filmregisseur und dem Star-Architekten, die zu diesem Porträt führte, das im Jahre 2006 auf dem Filmfestival von Cannes seine Premiere feierte.
Die Titel gebenden „Sketches“, also die Entwürfe, die schnell hingeworfenen Skizzen, mit denen der Architekt, der sich beharrlich der Arbeit am Computer verweigert, seine Ideen zu Papier bringt, sind so etwas wie ein Stilprinzip dieses Films. Nicht nur, dass Gehrys Skizzen immer wieder ins Bild gerückt werden und so einen Eindruck vom Entstehensprozess geben, auch die Person, um die es eigentlich geht, bleibt unfertig, wird nicht bis in die kleinste Verästelung des Geistes ausinterpretiert, so dass vieles lediglich angedeutet wird. Dazu passt dann auch ganz gut, dass manche Interviewpassagen ganz nebenbei beim Spazierengehen der beiden Freunde Frank Gehry und Sydney Pollack entstanden sind. Das wirkt alles angenehm unaufgeregt und „laid back“, so dass die manchmal elitär anmutende Attitüde moderner Architektur auf ein sehr menschliches und für Laien verständliches Maß reduziert wird.

Fünf Jahre lang begleitete Sydney Pollack seinen Freund mit einer handlichen kleinen DV-Kamera, und so verwundert es wenig, dass der Film insgesamt mehr einem Skizzenblock oder Aufzeichnungen in einem Notizbuch gleicht als einem streng durchkomponierten Werk. Wie bei den Bauten Gehrys ist der Film über den Architekten auch ein Spiel mit verschiedenen Formen, die fließend ineinander übergehen, die sich überlagern, durchbrechen und abwechseln.

Obwohl die atemberaubenden Gebäude Frank Gehrys wie etwa das Vitra Design Museum in Weil am Rhein, das Guggenheim Museum in Bilbao oder die Walt Disney Concert Hall, in sehr gelungenen Einstellungen einen guten, wenngleich etwas oberflächlichen Eindruck von den kühnen Ideen des Architekten vermitteln, steht vor allem der Mensch hinter diesen Kunstwerken im Mittelpunkt des Interesses. Im Plauderton erzählt der 1929 in Toronto unter dem Namen Ephraim Goldberg Geborene seinen Werdegang, der über Stationen als LKW-Fahrer und Flugzeugwäscher schließlich in ein Studium der Architektur mündete. Ergänzt werden die Bekenntnisse Gehrys durch zahlreiche Interviews und Statements von bekannten Persönlichkeiten wie Michael Eisner, den Chef der Walt Disney Company, Bob Geldorf, Dennis Hopper, der in einem vom Architekten entworfenen Haus wohnt und vielen anderen mehr. Freunde finden hier ebenso Eingang wie Bauherren, Auftraggeber, Architekturkritiker und sogar Gehrys Psychoanalytiker Milton Wexler.

Sketches of Frank Gehry ist eine gelungene Dokumentation über einen der unbestrittenen Stars der Architekturszene, die vor allem von ihrem sehr persönlichen Zugang zu dem Künstler lebt, die darüber hinaus aber eine kritische Auseinandersetzung mit der oft als effekthascherisch beschriebenen Architektur vermissen lässt. Aber so ist das nun mal, wenn ein Regisseur einen Film über einen engen Freund macht. Und die mangelnde Distanz zum Gegenstand der Beobachtung ist in diesem Fall zugleich ein Glücksfall, da sie einen Menschen mit einem faszinierenden Innenleben und einer vielfältigen Geisteswelt offenbart.

Sketches of Frank Gehry

Wenn ein großer Regisseur wie Sydney Pollack (Die drei Tage des Condor, Jenseits von Afrika, Tootsie) sich erstmals in einer langen und erfüllten Karriere an einen Dokumentarfilm wagt, muss es schon gewichtige Gründe dafür geben, sich auf ein solches Neuland zu wagen.
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Meinungen

Hannelore Trautvetter · 20.09.2007

Ein interessanter und sehr persönlich gemachter Film über einen völlig uneitlen Star der Architektur, der die Bauwelt auf lange Sicht hoffentlich positiv verändern wird.