Sinister 2

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Eine Totgeburt

Wo kann der Weg hinführen, wenn das Finale des ersten Teils einen Twist offenbarte, der sich nicht wiederholen lässt? Schlimmer noch: wenn dieser Twist den Handlungsspielraum auch deutlich schmälert? Dann kann man nur die Flucht nach vorne antreten — und Dienst nach Vorschrift leisten, so steht es zu vermuten, wenn man Sinister 2 sieht.
Im Grunde ist Scott Derrickson und C. Robert Cargill, dem Autorenduo des Erstlings, nichts anderes eingefallen, als das, was das Original auszeichnete, zu nehmen und das Mysterium so platt wie möglich zu durchleuchten. Dass nach einem Umzug die Kinder ihre Familien töten und das filmen, ist bekannt, nun jedoch versucht man, daraus Spannung zu beziehen, indem man zeigt, wie ein solches Kind von den Geistern seiner Vorgänger umgarnt wird. Das muss Derrickson und Cargill spannend erschienen sein, vor allem aber ist vorhersehbar, was sich nun in diesem Film abspielt.

Der Ex-Deputy aus dem ersten Teil ist mittlerweile als Privatdetektiv aktiv und nutzt seine freie Zeit, um dem Dämon Bughuul nachzuspüren und die Häuser in Flammen aufgehen zu lassen, in denen „seine“ Kinder getötet haben. Gerade als er sich aufmachen will, ein Farmhaus dem Feuer zu übereignen, muss er jedoch feststellen, dass Courtney (Shannyn Sossamon) und ihre zwei Söhne Dylan und Zach dort leben. Allesamt sind sie auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann, was nun jäh enden muss. Denn der Detektiv weiß, wenn die Familie umzieht, beginnt das Morden. Immerhin wird eines von Courtneys Kindern schon von Bughuul umgarnt.

Im Grunde hat Sinister 2 nichts im Kino zu suchen. Die Besetzung ist so unspektakulär wie die Geschichte selbst. Tatsächlich erinnert das Ganze an die x-te Direkt-auf-DVD-Fortsetzung von Kinder des Zorns. Auch dort war es eine übernatürliche Macht, die Kinder dazu brachte ihre Eltern zu töten. Einziger Unterschied: Hier wird das auch noch gefilmt und mit dem Super-8-Material dann die nächste Mördergeneration indoktriniert.

Wo das Original eine gruselige Geschichte mit den Mechanismen eines Independent-Dramas kombiniert hat und damit nicht nur atmosphärisch punktete, sondern dem Ganzen auch mehr Tiefgang verlieh, ist Sinister 2 oberflächliches Geister-Kasperle-Theater, das nicht auf komplexe Figuren setzen kann, sondern sich in Klischees suhlt. Das wäre vielleicht noch zu verkraften, wenn wenigstens die Schockmomente funktionieren würden. Aber auch hier dominiert vor allem die Enttäuschung. Unheimliche Stimmung sucht man vergebens, Spannung will auch nicht aufkommen und die wenigen Momente, in denen doch mal so etwas wie ein leichter Hauch von Grusel aufkommt, sind erstens schnell wieder vorbei und zweitens entstammen sie der Alte-Klamotten-Kiste des Genres. Kurz gesagt: Hier gibt es nichts zu sehen, das man nicht schon dutzendfach gesehen hätte.

Eine Fortsetzung, die niemand braucht, außer natürlich Produzent Jason Blum, der erneut auf dicken Reibach hofft, nachdem der Erstling satte 80 Millionen Dollar eingespielt hat.

Sinister 2

Wo kann der Weg hinführen, wenn das Finale des ersten Teils einen Twist offenbarte, der sich nicht wiederholen lässt? Schlimmer noch: wenn dieser Twist den Handlungsspielraum auch deutlich schmälert? Dann kann man nur die Flucht nach vorne antreten — und Dienst nach Vorschrift leisten, so steht es zu vermuten, wenn man „Sinister 2“ sieht.
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