Sen Kimsin

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

"Are you talking to me?"

Tekin (Tolga Çevik) träumt davon, ein Detektiv oder Polizist aus einem amerikanischen Film zu sein. Er würde durch die Straßen von New York schlendern und die Blicke der Mädchen, die bei der Autowäsche Bikinioberteile und Hotpants tragen, auf sich ziehen. In Wirklichkeit ist der Mann für sein Detektivbüro in der Türkei schon länger die Miete schuldig, doch nun scheinen seine Träume endlich näher zu rücken. Denn vor kurzem stolzierte eine elegante Frau namens Suzan (Pelin Körmükçü) in sein Büro, um es in Film-Noir-Atmosphäre zu tauchen und Tekin den aufregendsten Auftrag seines Lebens zu erteilen. Die türkische Komödie Sen Kimsin ist eine unbekümmerte Persiflage auf das Genre, die ihrem tollpatschigen Helden kein Fettnäpfchen erspart.
Suzan gibt sich als reiche Unternehmerswitwe aus, die sich um ihre untergetauchte Tochter Pelin (Zeynep Özder) sorgt. Tekin findet sie in einem Hotel und verliebt sich sofort in die attraktive junge Frau. Gerade als er ihr endlich in einem Straßencafé gegenüber sitzen kann, wird sie entführt. Tekin sieht das nicht, denn er kehrte ihr den Rücken zu, um die Bestellung aufzugeben. Wie sich herausstellt, hat Suzan absichtlich den dümmsten Detektiv weit und breit ausgesucht, denn die Entführer arbeiten ebenfalls für sie. Suzan will Pelin, die ihre Stieftochter ist, ausschalten, um in den Besitz des Unternehmens zu kommen. Der Detektiv soll dabei helfen, die Polizei auf eine falsche Fährte zu locken.

Womit Suzan aber nicht gerechnet hat, ist das Chaos, das Tekin und sein alter Freund, Bruder Ismail (Köksal Engür), in den Fall bringen. Ismail, ein pensionierter Verkehrspolizist, ist genauso begeistert bei der Sache wie Tekin. Mit ihrer blühenden Fantasie reden die beiden gerne um die Wette, verheddern sich in Missverständnissen und fangen dann regelmäßig an zu streiten. Das tun sie auch im Garten von Suzan, wo für obdachlose Kinder das Märchen von Schneewittchen aufgeführt wird, bis Tekin, undercover als die böse Königin, und Ismail in der Rolle des Spiegels das Zeltdach zum Einsturz bringen.

Regisseur Ozan Açiktan liebt den Slapstick. Das Drehbuch, das auf einer Geschichte des Hauptdarstellers Tolga Çevik basiert, macht Tekins Kinoträume zum nicht versiegenden Quell unglücklicher Nachahmungsversuche männlicher Heldenfiguren. Er kapert auf der Flucht ein Motorrad, nur um es in das nächste Schaufenster zu steuern. Aber Fahrzeuge beeinflussen nun mal Tekins Hormone. Am Steuer von Ismails kleinem Auto spielt er Robert De Niro und fragt bedrohlich wie der Taxi Driver „Are you talking to me?“. In Suzans Edel-Cabrio schließlich, die Küstenstraße entlang, ist Tekin dann nur noch zum Jauchzen zumute.

Anders als in amerikanischen oder westeuropäischen Inspektor- und Agentenparodien aber behält dieser Tekin stets eine gewisse kulturelle Distanz zu seinen Kinovorbildern. Er mimt beispielsweise so angestrengt den Charmeur für Pelin, als wolle er ein Publikum überzeugen. Tekin wird oft sprunghaft bis konfus, wenn er der vermeintlichen Pflicht zum Nachahmen genügen will. Der Titel heißt übrigens übersetzt „Wer bist du?“ und dient als wiederkehrender Spruch, um Rangordnungen herzustellen. In ihm schwingt die Drohung mit, den Angesprochenen gänzlich in Frage zu stellen. Solche Witze, die mit der türkischen Mentalität spielen, liefert auch Ismail mit seiner Bauernschläue des kleinen Mannes.

Musikalisch flott untermalt, legt die Geschichte ein ziemliches Tempo hin. Die schnell gesprochenen und üppigen Dialoge lassen es anstrengend werden, den Untertiteln zu folgen. Insgesamt wirkt die Komödie mit ihren dick aufgetragenen Pleiten und Pannen und der fast kindlichen Unbeschwertheit ein wenig exotisch, lockert aber vielleicht gerade deswegen die Stimmung.

Sen Kimsin

Tekin (Tolga Çevik) träumt davon, ein Detektiv oder Polizist aus einem amerikanischen Film zu sein. Er würde durch die Straßen von New York schlendern und die Blicke der Mädchen, die bei der Autowäsche Bikinioberteile und Hotpants tragen, auf sich ziehen. In Wirklichkeit ist der Mann für sein Detektivbüro in der Türkei schon länger die Miete schuldig, doch nun scheinen seine Träume endlich näher zu rücken.
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