Schmerzensgeld - Wer reich sein will muss leiden

Eine Filmkritik von Falk Straub

Pain & Gain

Wer wünschte sich nicht einen Goldesel? Doch dass unerschöpflicher Reichtum meist nicht ohne böse Folgen bleibt, lernen kleine Kinder schon im Märchen. In Raama Mosleys abgedrehter Komödie müssen Juno Temple und Michael Angarano dafür reichlich Schmerzensgeld bezahlen.
Alice (Temple) und John (Angarano) sind arm, aber glücklich. Sie hat zwar ihren Abschluss in der Tasche, findet ohne Berufserfahrung jedoch keine Anstellung. Er arbeitet als Telefonverkäufer für Versicherungen und steht kurz vor der Kündigung. Mit der Miete ist das Ehepaar ständig im Rückstand, im Kühlschrank herrscht gähnende Leere. Doch dann wendet sich das Blatt, als Alice in einem Antiquitätenladen einen Teekessel mitgehen lässt. Denn das alte Ding eignet sich nicht nur zum Aufbrühen von Heißgetränken. Immer wenn sich einer der beiden Protagonisten verletzt, spuckt die Kanne Dollarscheine.

Schmerzensgeld – Wer reich sein will, muss leiden basiert auf Tim Macys Kurzgeschichte The Brass Teapot. So heißt der Film auch im Original. Gemeinsam mit Macy hatte die Regisseurin Raama Mosley aus der Idee um die unerschöpfliche Geldquelle bereits einen Kurzfilm und eine Webpräsenz geschaffen. Die Legende um die Herkunft des Teekessels spinnt im Netz ihre eigenen Fäden. Geschickt vermischen Macy und Mosley dort Fakten und Fiktion, flechten den magischen Gegenstand in Bibeltexte und keltische Mythen ein. In der Spielfilmversion ist davon nur die Titelsequenz geblieben, in der das Blechgefäß in allerlei Buchillustrationen neben mächtigen Persönlichkeiten auftaucht.

Schmerzensgeld ist ein modernes Märchen über den wahren Wert des Wohlstands. Darin dient Arbeit nicht der Selbstverwirklichung, sondern ist tagtägliche Qual. In Form des Teekessels wird aus diesem Bild Wirklichkeit. Je größer die Schmerzen, die sich Alice und John zufügen, desto höher ihre Entlohnung. Im Vergleich zu so manchem, was sich Menschen heutzutage in Fernsehshows antun, beinahe ein harmloser Spaß. Doch wer im Märchen aufgepasst hat, weiß, dass der unverhoffte Geldregen nicht ewig anhält. John und Alice schwören: Bei einer Million Dollar ist Schluss. Doch der kleine Teekessel macht Alice gierig, nimmt sie in Besitz. Und er ruft Neider auf den Plan. Auf der Handlungsebene führt das selbstredend zu allerlei Verwicklungen und verschiebt beständig die Schmerzgrenze.

Raama Mosley setzt das amüsant und solide in Szene. In Montagesequenzen, die mittels Kamerabewegungen und unsichtbarer Schnitte von Ort zu Ort gleiten, rafft sie wiederholt das Geschehen und reiht komische Momente fließend aneinander. Insgesamt hätte das Drehbuch allerdings etwas mehr Pepp und Zuspitzung vertragen. Eine wirklich schwarze Komödie will Schmerzensgeld nicht sein. Dafür bleiben die Figuren bei all ihrer Gier nach Geld dann doch zu brav, scheuen die letzte Konsequenz. Auf ihrem Weg von den bescheidenen Armen zu den gierigen Reichen und zurück vollzieht sich manche Entwicklung zu schnell. Vor allem Alice‘ Verhalten wirkt etwas sprunghaft. Nicht jede ihrer Entscheidungen ist nachvollziehbar. Einige entfallene Szenen, die sich im Bonusmaterial der DVD finden, hätten hier Abhilfe geleistet.

So macht Schmerzensgeld aus seiner originellen Grundidee letztlich zu wenig. Kurzweilige Unterhaltung mit prächtig aufgelegten Hauptdarstellern bietet der Film dennoch – und die simple Binsenweisheit, dass Geld allein nicht glücklich macht.

Schmerzensgeld - Wer reich sein will muss leiden

Wer wünschte sich nicht einen Goldesel? Doch dass unerschöpflicher Reichtum meist nicht ohne böse Folgen bleibt, lernen kleine Kinder schon im Märchen. In Raama Mosleys abgedrehter Komödie müssen Juno Temple und Michael Angarano dafür reichlich „Schmerzensgeld“ bezahlen.
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