Revenge of the Green Dragons

Eine Filmkritik von Falk Straub

Im Sumpf des Verbrechens

Wenn sich zwei Größen des Gangsterfilms zusammentun, macht das Ergebnis neugierig. Martin Scorsese produzierte Andrew Laus Hollywood-Debüt. Revenge of the Green Dragons hat allerdings viel Luft nach oben.
Paul Wong (Harry Shum Jr.) hat den Kapitalismus verstanden. Er weiß: „Ein Fischer in China wird nie etwas anderes sein als ein Fischer in China.“ In den USA hätten seine Landsleute hingegen Hoffnung auf ein besseres Leben. Selbst wenn sie als Tellerwäscher schufteten, sei das immer noch besser als ein Sklave des Kommunismus zu sein. Dass aber auch der Kapitalismus seine ganz eigenen Sklaven hervorbringt, ist Wong bewusst. Schließlich hat es der Flüchtling im Land der unbegrenzten Möglichkeiten selbst zu einem der größten Sklaventreiber gebracht – mit krummen Geschäften und einer eisernen, oftmals tödlichen Hand. In den 1980ern ist Paul Wong der Kopf der Green Dragons, einer von sechs asiatischen Gangs in Queens. Unter der Führung der skrupellosen Snake Head Mama (Eugenia Yuan) kontrolliert Wong den Menschen- und Drogenhandel des New Yorker Stadtteils.

Der Traum von einem besseren Leben in den USA ist für die asiatischen Neuankömmlinge in Revenge of the Green Dragons schnell ausgeträumt. Der Kontrolle der Gangs entkommt keiner. Wer es in Queens zu etwas bringen will, dem bleibt nur der Weg durch das Syndikat. In diesen Sumpf des Verbrechens geraten die beiden Freunde Sonny (Justin Chon) und Steven (Kevin Wu) bereits als Kinder. Revenge of the Green Dragons erzählt ihre Geschichte von ihrer Ankunft in Amerika über ihren steilen Aufstieg bei der titelgebenden Gang bis hin zu ihrem tiefen Fall. Auf der anderen Seite des Gesetzes stehen der Polizist Tang (Jin Auyeung) und der FBI-Agent Michael Bloom (Ray Liotta). Dem lange ignorierten illegalen Treiben wollen sie endlich Einhalt gebieten.

Für Revenge of the Green Dragons arbeitete Martin Scorsese erstmals direkt mit Wai-Keung Lau alias Andrew Lau zusammen. Scorsese, der 2006 mit Departed – Unter Feinden das Remake von Laus Infernal Affairs (2002) drehte, ist einer der ausführenden Produzenten des Films. Laus Hollywood-Debüt, bei dem er gemeinsam mit Andrew Loo Regie führte, ist allerdings eher mau ausgefallen.

Zwar ist es durchaus interessant, neben der irischen oder italienischen auch einmal die sonst schmählich vernachlässigte asiatische Mafia in einem amerikanischen Film zu sehen. Und Kameramann Martin Ahlgren packt die inneren wie äußeren Verteilungskämpfe auch in durchaus ansehnliche, immer wieder durch schnelle Schnitte beschleunigte Bilder. Revenge of the Green Dragons gelingt es jedoch nur bedingt, ein mitreißendes Bild der organisierten Kriminalität zu zeichnen. Zu viele Szenen lassen trotz all ihrer Brutalität einfach kalt. Zu viele Volten, die die Handlung schlägt, wirken konstruiert.

Das liegt hauptsächlich daran, dass der Zuschauer sich mit keiner der Figuren identifiziert, weder mit Steven noch mit Sonny mitfühlt. Die ganze Tragik ihrer Freundschaft, die im Film immer wieder als beinahe brüderliche Verbundenheit beschworen wird, verpufft auch deshalb, weil sich der Film zu wenig Zeit nimmt, diese Freundschaft glaubwürdig zu entwickeln.

Revenge of the Green Dragons

Wenn sich zwei Größen des Gangsterfilms zusammentun, macht das Ergebnis neugierig. Martin Scorsese produzierte Andrew Laus Hollywood-Debüt. „Revenge of the Green Dragons“ hat allerdings viel Luft nach oben.
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