Power Rangers (2017)

Eine Filmkritik von Maria Engler

Gigantische Monster, winzige Teenie-Probleme

Was waren das für herrliche Zeiten damals: Schulranzen in die Ecke, Tamagotchi aus, Glotze an. Monster, Roboter oder andere Bösewichte zerstören die Stadt. Nur fünf oder wahlweise sechs Teenager in bunten Rüstungen können das Unheil noch abwenden. Die Adaption der Power Rangers für die große Leinwand ist in Zeiten der hundertfachen erfolgreichen Verfilmung von Superheldenabenteuern, der Verehrung der 1990er Jahre und der andauernden Vorliebe für gewaltige Roboterschlachten eigentlich eine gute Idee – das macht das Endergebnis aber leider nicht zu einem guten Film.

Bekannt sind die kunterbunten Helden aus 3 Staffeln der 1993 gestarteten Fernsehserie Power Rangers, ihren unzähligen Spin-Offs und manch einem Kundigen vielleicht sogar aus ihrem japanischen Original Super Sentai, einer japanische Superhelden-Serie aus den 1970er Jahren, die zum Genre des Tokusatsu gezählt wird. Hier wird vor allem mit städteüberfallenden Godzillas, anderen übergroßen Monstern (Kaiju), gerne auch mal aus Metall (Mecha), oder Menschen mit Superkräften herumhantiert. Einige dieser Grundelemente und das eher trashige Flair, das mit diesen Monsterkämpfen einhergeht, findet sich auch sehr hübsch adaptiert in Power Rangers wieder. In der aktuellen Verwertung des Stoffes wurde im Ausgleich dafür aber das komplette Setting und die Machart des Films weit über die Schmerzgrenze hinaus amerikanisiert.

Die Handlung des Films dreht sich um fünf amerikanische Teenager, die eines schicksalsträchtigen Abends ihre Freizeit in einem Tagebau verbringen. Dort finden sie fünf leuchtende, farbige Münzen, die ihnen neben einer Art kurzzeitiger Unsterblichkeit beeindruckende Superkräfte einbringen. Sie sind auserwählt, als Power Rangers den Kristall des Lebens vor der abtrünnigen Rita Repulsa (Elizabeth Banks) zu beschützen, die das Leben auf der Erde vernichten möchte. Bei ihrer äußerst kurzen Ausbildung zum vollwertigen Kampftrupp werden sie von Zordon (Bryan Cranston) unterstützt, der vor 65 Millionen Jahren eine Gruppe von Power Rangers befehligte, aber an den Mächten des Bösen scheiterte.

Wie frisch aus dem Breakfast Club werden dafür verschiedenste amerikanische Teenager zusammengewürfelt, die in den ersten zwei Dritteln des Films vor allem ihre mehr oder weniger banalen Probleme wälzen. Obwohl die Gruppe in Sachen Hautfarbe, Sexualität und Neurodiversität sehr vielfältig zusammengesetzt ist, konnte auf die Klischees des gefallenen Football-Stars und der geächteten Ex-Cheerleaderin offenbar nicht verzichtet werden. So kommt es zu einer seltsam anmutenden Mischung der Probleme von schwerwiegend (Outing, Leben mit Autismus, Pflege kranker Angehöriger) bis hin zu abgedroschen (das Leben als strahlender Footballstar ist nicht mehr möglich). Bei dem Versuch, alle möglichen Stolpersteine des jugendlichen Lebens unter einen Hut zu bekommen und nebenbei noch in einer amerikanischen Kleinstadt noch die abgedrehte Superhelden-Nummer zu fahren, scheitert der Film auf ganzer Linie.

Bevor es endlich zu den heiß ersehnten Trash-Kämpfen kommen kann, tröpfelt Power Rangers unendlich lange in melodramatischen, uninteressanten und abgegriffenen Dialogen herum. Auf den Höhepunkten dieses Unterfangens gibt es Selbstoffenbarungsorgien am nächtlichen Lagerfeuer, mit schrecklichsten Coverversionen bekannter Popsongs untermalte Trainingseinheiten in der Power-Rangers-Kommandozentrale und fade Witze eines sprechenden Roboters (Bill Hader). Als besonders nervtötender inszenatorischer Kniff stellt sich außerdem das abwechselnde Zeigen aller fünf Crew-Mitglieder bei verschiedensten Situationen heraus. Wie mit einem übergroßen Zeigefinger wird die jeweils passende Emotion für den Zuschauer zur Verfügung gestellt. Eine beeindruckende Landschaft? Fünf staunende Gesichter. Ein Raumschiff unter der Erde? Fünf weit aufgerissene Münder. Keiner kann sich in seinen Anzug morphen? Fünf traurige Mienen.

Auflockerungen gibt es immer dann, wenn sich die Handlung dem Kern der Sache zuwendet: der Geschichte rund um die Power Rangers. So macht neben Bryan Cranston, der dem Franchise nach Sprechrollen für die Serie in seiner frühen Karriere treu bleibt, vor allem Elizabeth Banks als Bösewichtin Rita Repulsa eine gute Figur. Anfänglich als eine Mischung zwischen Mumie und Enchantress aus Suicide Squad angelegt, entwickelt sie sich nach und nach zum übergroßen Feind mit wunderbar exaltierten Gesten und dem passenden Bösewichtlachen.

In den letzten 20 Minuten des Films, in denen die Power Rangers endlich ihre Probleme überwunden haben, in ihren Anzügen stecken und in den Kampf ziehen, macht der Film dann doch noch richtig Spaß. Im Kampf Gut gegen Böse wird ein gewaltiges CGI-Feuerwerk gestartet, das auf der Kinoleinwand durchaus überzeugen kann. Dabei sind die Protagonisten in diesem finalen Kampf so übertrieben, als wären sie soeben dem Gehirn eines spielenden Kindes entsprungen. Ein Monster aus Gold, eine fies lachende Alienhexe, mehrere Dinosaurierroboter und zum Schluss die gewaltigste Schelle aller Zeiten. Grandios!
 

Power Rangers (2017)

Was waren das für herrliche Zeiten damals: Schulranzen in die Ecke, Tamagotchi aus, Glotze an. Monster, Roboter oder andere Bösewichte zerstören die Stadt. Nur fünf oder wahlweise sechs Teenager in bunten Rüstungen können das Unheil noch abwenden. Die Adaption der Power Rangers für die große Leinwand ist in Zeiten der hundertfachen erfolgreichen Verfilmung von Superheldenabenteuern, der Verehrung der 1990er Jahre und der andauernden Vorliebe für gewaltige Roboterschlachten eigentlich eine gute Idee

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