Passion for Planet

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Mit der Kamera im Einsatz für die Natur

Naturfilme sind ein boomendes Genre, aber wer kennt schon ihre Macher, die viele Tage in der Wildnis auf der Lauer liegen, um seltene Tiere vor die Kamera zu bekommen? In seinem dokumentarischen Regiedebüt porträtiert der Kameramann und Filmproduzent Werner Schuessler mehrere Tier- und Naturfilmer aus verschiedenen Ländern.
Das österreichische Filmemacher-Paar Michael und Rita Schlamberger (Sambesi – Der donnernde Fluss) wird auf seinen Dreharbeiten in Afrika begleitet. Die Viktoriafälle, der Sambesi, der Kafue-Nationalpark erscheinen als die paradiesischen, unberührten Lebensräume, die das Gros der Zuschauer so gerne sieht. Michael Schlamberger spricht von seiner „Gier, Bilder zu machen“. Etwas von dieser Faszination überträgt sich auch auf den Betrachter, wenn Schlamberger zum Beispiel im Hubschrauber über die Landschaft fliegt und eine Herde Lechwe-Antilopen, die durch flaches Wasser springen, filmt.

Der kalifornische Tierfilmer Mark Shelley (Wild California) verweist hingegen darauf, dass „der Mensch in jedem Natursystem der Erde steckt“, ob man ihn und seine Spuren nun im Bild sehe oder nicht. Sein Bestreben, in Naturfilmen nicht nur Bilder einer angeblich heilen Welt zu liefern, sondern beispielsweise auch die Umgebung mit ihren eventuellen Fabriken und anderen Umweltverschmutzern einzufangen, sei in der Branche auf große Ablehnung gestoßen.

Schuessler lässt die Protagonisten gerne in Voice-Over erzählen, während die Kamera sie entweder bei ihren Dreharbeiten selbst oder an den Schauplätzen ihrer Filme beobachtet. Dabei entstehen Natur- und Tieraufnahmen, die durch Material aus den Werken der Autoren ergänzt werden. Bei diesem Vorgehen, das Ähnlichkeit mit Making-Of-Filmen hat, können die Naturfilmer ihre Ziele, Interessen und Methoden selbst an Ort und Stelle vorstellen. Mark Shelleys Interesse an den Seeottern in seiner Heimat erscheint sehr sympathisch, sobald die Tiere vor der Kamera auftauchen: Nie sieht man ihnen Stress an, selbst wenn sie in verschmutzter Umgebung baden, denn sie können sich mit unnachahmlicher Lässigkeit auf dem Rücken liegend im Wasser räkeln.

Auch der indischen Filmemacherin Rita Banerji (The Wild Meat Trail) liegt die Sensibilisierung der Bevölkerung für den Tierschutz am Herzen. Die Kamera begleitet sie bei Dreharbeiten an einem Strand im indischen Bundesland Odisha, wo eine Schildkrötenart zur Eiablage an Land geht und 45 Tage später die Kleinen den gefährlichen Weg ins Meer bewältigen müssen. Dabei werden sie nachts von den Lichtern einer nahen Fabrik abgelenkt. Aber Freiwillige, darunter auch viele Kinder, sammeln die hilflosen Tiere in Eimern ein und bringen sie zum Wasser. Banerji engagiert sich auch mit einem Ökoclub für Dorfkinder gegen die im Dschungel des Nordostens beliebte Jagd auf Wildtiere.

Der deutsche Naturfilmer Jan Haft (Magie der Moore) muss nicht in ferne Länder reisen, um Tiere wie den Seeadler zu beobachten: „Ich finde die heimische Natur genauso spannend wie die exotische“, sagt er. „Mehr noch als einzelne tolle Tierarten interessieren mich Lebensräume“, erklärt der Bayer, der sich auch an der Errichtung von Schutzbiotopen beteiligt. Richtig gefährlich sieht es aus, wenn sich die Kamera an der Seite des jungen Kanadiers Rob Stewart (Sharkwater – Wenn Haie sterben) unter die Haifische wagt. Bei einem Tauchgang vor der Küste Südafrikas wimmelt es nur so von Schwarzspitzenhaien. Der Umweltaktivist wird nicht müde zu betonen, wie wichtig Haie, deren Bestand in den vergangenen 30 Jahren um 90 Prozent dezimiert worden sei, für die Weltmeere seien.

Schuesslers Porträts gehen in dieser gerafften Zusammenstellung oft nicht über Kurzvorstellungen der einzelnen Filmemacher hinaus. Aber gerade in der Summierung zeichnet sich ein Spannungsfeld ihres Berufs klarer ab: die Finanzierungsprobleme und mit ihnen das Gefühl, nicht genug für die bedrohte Tierwelt tun zu können. Insgesamt wirken die Porträts daher trotz ihrer Lückenhaftigkeit interessant genug, um der Neugier der vielen Naturfilm-Fans wohl zumindest auf halbem Wege entgegenzukommen.

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Naturfilme sind ein boomendes Genre, aber wer kennt schon ihre Macher, die viele Tage in der Wildnis auf der Lauer liegen, um seltene Tiere vor die Kamera zu bekommen? In seinem dokumentarischen Regiedebüt porträtiert der Kameramann und Filmproduzent Werner Schuessler mehrere Tier- und Naturfilmer aus verschiedenen Ländern.
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